Der 15. Oktober – Aufruf zum Widerstand gegen das Banken- und Finanzsystem

Seit mehreren Wochen schon läuft nun die ursprünglich von Adbusters ausgerufene #occupywallstreet-Aktion in den USA. Ganz zu Beginn waren es einige tausend Aktivisten und Empörte, die auf der Wall Street protestierten und sogar übernachteten; in den darauffolgenden Tagen sank die Zahl der Ausharrenden zunächst, was einige konservative Medien und auch Blogs dazu bewegte, hämisch vom Misserfolg der „versprengten Kommunisten/Ökos/Hippies“ zu sprechen. Womit aber kaum jemand, vielleicht noch nicht mal die Initiatoren, gerechnet haben: mittlerweile schwillt der Protest zu einer landesweiten Welle an und ergreift immer mehr Städte in den USA. Je deutlicher es wird, wie viel Schaden unser Finanzsystem und allen voran die Banken anrichten, desto größer wird offenbar auch der Widerstand und die Wut gegen diesen Wahnsinn, in dem Banken mit Steuergeldern gerettet werden, damit diese weiterhin ihre Renditen erwirtschaften können.

Dass Politik und Finanzwirtschaft hier Hand in Hand arbeiten, kann man überall erkennen, nicht zuletzt auch daran, dass die Bundeskanzlerin das Geburtstagsbankett für Herrn Ackermann (Mr. 25%) ausrichten lässt. Um so mehr wundert es, dass es bislang in Deutschland erstaunlich ruhig geblieben ist – hier hört man zwar auch immer wieder Unmut, aber zu konkreten Aktionen gegen Börse und Banken ist es in den letzten zwei bis drei Jahren kaum gekommen. Nun versucht u.a. Attac, die bereits bei der 2008er Finanzkrise massiv für mehr Regulierung und Zähmung des Finanzwesens protestiert haben, am 15. Oktober bundesweite Aktionen auf den Weg zu bringen – im Einklang mit diversen anderen Gruppen weltweit, die diesen Tag unter dem Motto „United for Global Change“ zu einem Signal an die Mächtigen machen wollen. Die aktuellen Termine z.B. in diversen deutschen Städten findet Ihr HIER.

In vielen Blogs wird dieser Aktionstag ebenfalls aufgegriffen – als-ob-leben schreibt darüber in „Notiz: Der globale Herbst startet durch am 15. Oktober“, Faszination Mensch in „Beginnt am 15. Oktober eine Bewegung, an der am Ende eine friedlich erneuerte Weltgemeinschaft steht? Es wird Zeit …“ und Mikrofairkel in „Millionen demonstrieren am kommenden Sa. 15. Okt.!“.

Auch in der BR-Sendung quer war #occupywallstreet und die nun folgenden Proteste Thema, womit sich quer wieder einmal als eins der wenigen ernstzunehmenden Polit(satire)magazine im deutschen Fernsehen zeigt:

Der heiße Herbst in Amerika strahlt auch nach Deutschland ab. In New York protestieren Tausende gegen die Macht der Banken. Flankiert wird die Bewegung “Occupy Wall Street” von namhaften Fachleuten wie dem Wirtschafts-Nobelpreisträger Joseph Stieglitz. Er sagte am vergangenen Sonntag, die Finanzwirtschaft führe Krieg gegen die Mittelschicht. Die Graswurzelbewegung aus Amerika breitet sich auch nach Deutschland aus – und wird nicht mehr nur von Aktivisten wie Attac formuliert sondern sogar Wirtschaftsverbänden.

EDIT: Auch der Hyperland-Blog des ZDF hat sich jetzt des Themas angenommen – „Wir sind die 99 Prozent – Ist Occupy Wallstreet eine Netzrevolution?

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7 Kommentare

  1. Wobei es nicht nur ein Protest der Banken ist sonder unser gesamtes, dem Profit zu opfernden Gesellschaftssystem geht, schaut man sich das Manifest der verlorenen spanischen Generation als auch die Declaration von Occupy New York an: http://faszinationmensch.wordpress.com/2011/10/10/wieder-gansehaut-nach-dem-manifest-der-spanier-nun-das-erste-statement-der-opccupy-wallstreet-bewegung/

  2. Hi Peter,
    – erstmal danke für’s Erwähnen ;)
    – das Video von quer kannte ich noch nicht – thx
    – zu Martin: dass es zunächst das Finanzsystem als Kritikobjekt bleiben wird, ist immerhin ein Anfang – ich hoffe auch, dass die Systemfrage wieder konstruktiv und offen gestellt werden wird
    – zu Attac: ich finde, dass die da diesmal etwas gepennt haben und sehr spät mitorganisieren – aber naja – bin froh, dass die NGOs es jetzt immerhin erkannt haben, dass der Protest Substanz hat und denen aus der Seele spricht
    – zu Peter: wirst wohl in HH dabei sein, gell? ;)
    Gruß

  3. KlausB

    Na super, die “gute Gelegenheit” wurde in Karlsruhe von irgendwelchen anarchistischen Sonstwas gekapert:
    http://www.a-netz.org/aufrufe/es-ist-keine-krise-es-ist-das-system

    Ich hoffe, das die anderen Veranstaltungen nicht als Deckmäntelchen von spezielle Randgruppen zweckentfremdet werden.

  4. Ich habe heute nochmals zu dem wahrnehmbaren kulturellen Wandel geschrieben. Es ist zwar eingebettet in das Thema ECM und Social Business, ich bin aber auf die Methodik er Abstimmverfahern in Vollversammlungen eingangen, die den Kulturwandel an sich sehr gut unterstreichen: http://www.saperionblog.com/lang/de/bpm-es-vollzieht-sich-ein-kultureller-wander-ecm-und-social-business-eine-wunderbare-freundschaft-xcml/5183

  5. Carsten Ries

    ENDLICH! Es wird aber auch echt Zeit, dass sich die Deutschen gegen diesen politischen Irrsinn zur Wehr setzen.

    Solange die Politiker den Banken freie Hand lassen, werden die tun was sie wollen, denn der Staat rettet die Bank ja, egal was sie tut.

    Würden wir es anders machen? NEIN! Solange wir keine konsequenzen aus unserem Handeln zu erwarten sind, können wir doch machen was wir wollen.

    Trotzdem gibt es einige wenige die das richtige tun und ich kann nur an alle Deutsche appelieren, diese Banken zu unterstützen.

    Wenn ihr jetzt immer noch nicht sicher seit, dann fragt doch einfach mal in eurem Umfeld, wer alles Geld verloren hat.

    Macht weiter so!!!!

  6. Was die Forderungen angeht: ich finde sie natürlich sehr unterstützenswert, aber die Frage ist auch,
    – ob es einen gemeinsamen internationalen Konsens überhaupt geben kann (“zu viele Köche …”)
    – oder ob man sich eher zunächst auf einen Minimalkonsens einigen sollte

    Ich persönlich wär erstmal für klare Schranken im Finanzsektor (& dann für weitere Reformen)
    dies ist ja auch Kern der gesamten Occupy-Bewegung … einfache Forderungen dazu gibt es ja:
    http://www.youtube.com/watch?v=LtYMa17kHz8 & http://www.youtube.com/watch?v=KBeRaydxa4M
    – keine Spekulationen auf Nahrungsmittel
    – kein “Wetten auf Staatspleiten”
    – Erhöhung der Eigenkapitalquote
    – Trennung Investmentbanking vom üblichen Geschäft
    – Einführung einer Finanztransaktionssteuer (gern auch auf mehreren Prozent ^^)
    – Rückzahlung der Staatshilfen & Einzahlung in einen Krisenfonds
    – zusätzlich evtl. ne Vermögenssteuer

    einige der Forderungen & auch weitere hat Attac hier zusammengestellt:
    http://www.attac.de/fileadmin/user_upload/Kampagnen/Euro-Krise/factsheet-eurokrise-end.pdf

    … wenn alle Beteiligten mehr sofort ändern wollen, dann bin ich der Letzte, der dagegen wär. ;)

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