Fit für den Weltuntergang

Mein Beitrag über die ARD-Doku „Obamaland ist abgebrannt – Zustand einer Supermacht“ war einer der meistangeklickten Blogpostings 2010 im Konsumpf (2011 ist es übrigens bisher „Leben ohne Geld“). Vermutlich, da das Thema der Entwicklung der USA aus vielerlei Blickwinkel interessant erscheint – weil Amerika (noch) eines der tonangebenden Länder des Globus ist und als „Leitfigur“ des Westens eine Art Vorbild für viele andere Staaten Europas und in der Welt darstellt. Mit der Folge, dass eine Menge an Entwicklungen, sowohl im Guten wie auch im Schlechten, irgendwann auch zu uns rüberschwappen und man amerikanische Moden und Trends auch hierzulande zu spüren bekommt. Die Obama-Land-Doku zeigte in der Hinsicht eher Erschreckendes, ein auseinander brechendes Sozial- und Gesundheitswesen in den USA, zunehmende Armut und eine Militarisierung und Radikalisierung gewisser Kreise („tea party“). Also Entwicklungen, von denen man sich wünschen sollte, dass sie besser an einem vorübergehen.

Dass gerade in diesen Krisenzeiten, und verstärkt seit der sogenannten Wirtschafts- und Finanzkrise, auch Apokalypse-Prognosen boomen, zusammen mit einer ganzen Szene von Weltuntergangsfetischisten, ist zwar kein rein US-amerikanisches Phänomen (wie man an den ganzen deutschsprachigen Websites zum Thema „Gold bunkern“, „Maya-Kalender“ usw. sieht, die sich besonders zur Hochphase der Finanzkrise mit düsteren Prognosen und mit Aufrufen zum Einlagern von Lebensmitteln und Klopapier übertrafen), aber wie meist wird dies in den Vereinigten Staaten ganz besonders exzessiv ausgelebt. Das ZDF-Auslandsjournal berichtete in „Gewappnet für den Weltuntergang – Überlebenstraining in den USA“ über diese Entwicklungen und das Geschäft mit Angst und Hysterie, von der ein ganzer Wirtschaftszweig vortrefflich lebt. Für mich ist das, was man dort sieht, genau wie für die Reporterin aus Deutschland eher befremdlich, aber ich kann mir gut vorstellen, dass es genug Leute gibt, die in solchen Visionen geradezu aufgehen und aufblühen. Sehr zur Freude der geschäftstüchtigen Krisengewinnler…

Enorme Überschwemmungen durch Tsunamis, atomare Katastrophen wie in Japan und der hellste Mond seit 20 Jahren – für Apokalyptiker sind es Anzeichen für eine drohende Katastrophe: Armageddon, das Ende der Welt. Im Dezember 2012, so prophezeien es der Maya-Kalender und der umstrittene Seher Nostradamus, soll es soweit sein. Doch wie bereitet man sich auf einen Weltuntergang vor? Im Zweifelsfall bei den Experten: diejenigen, die sich für das Weltende vorbereiten. Zum Training gehören vor allem der sichere Umgang mit Waffen aller Art, das Einrichten eines sicheren Bunkers und die Versorgung mit haltbaren Lebensmitteln. Auch Gasmasken, Geigerzähler und Munition sind wichtige Utensilien im Kampf ums Überleben. Die Angst vor der Apokalypse ist typisch für Amerika. Dabei mischen sich pseudoreligiöse Endzeitszenarien mit der Angst vor realen Katastrophen. Für immer mehr Menschen in den USA ist diese Angst allgegenwärtig und so trainieren sie für den Ernstfall. Für das auslandsjournal versucht ZDF-Reporterin Julia Held die Hintergründe der Angst vor dem Weltuntergang zu verstehen und hat gleichzeitig ein paar Trainingseinheiten absolviert – man weiß ja nie.

EDIT: Ein paar ernstzunehmendere Gedanken als die Panikvisionen obiger Amerikaner darüber, „Was man braucht, wenn die Wirtschaft zusammenbricht“ finden sich übrigens im Butterbloemchen-Blog.

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5 Kommentare

  1. Ohne die Reportage gesehen zu haben – ich kann mir gut vorstellen, was darin vorkommt – halte ich es persönlich nicht für übertrieben, für künftige und unausweichliche wirtschaftliche Zusammenbrüche gewappnet zu sein.
    Und damit meine ich nicht, Unmengen an Gold zu bunkern.

    So halte ich es nicht für verkehrt, wenn man wieder etwas verstärkt Vorratshaltung betreibt, um weniger abhängig zu sein, oder wieder verstärkt Dinge repariert, selbst herstellt, seinen Strom selbst erzeugt und so weiter.

    Dass die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung, die auf einem ständigen Wachstum und riesigen Schuldenbergen beruht, was so schlicht nicht durchzuhalten ist, eine andere sein wird, ja sein muss, ist denke ich keine apokalyptische Panikmache, sondern Realismus.

    • “halte ich es persönlich nicht für übertrieben, für künftige und unausweichliche wirtschaftliche Zusammenbrüche gewappnet zu sein.
      Und damit meine ich nicht, Unmengen an Gold zu bunkern.

      So halte ich es nicht für verkehrt, wenn man wieder etwas verstärkt Vorratshaltung betreibt, um weniger abhängig zu sein, oder wieder verstärkt Dinge repariert, selbst herstellt, seinen Strom selbst erzeugt und so weiter.”

      Definitiv ist es nicht verkehrt, sich auch solche Gedanken zu machen. Wenn man allerdings die Leute in der Doku sieht, wie sie zigtausende von $ in Bunker und Vorräte für 7 Jahre und Training an der Waffe ausgeben, muss ich schon den Kopf schütteln. Von dieser Panikmache leben einige Leute da sehr gut.

  2. Habe mir das kurze Video doch mal angeguckt.
    Sicherlich ist ein Waffentraining übertrieben oder das bunkern von Lebensmitteln für mehrere Jahre.
    Das mag aber auch durchaus amerikanische Eigenart sein immer vom schlimmsten auszugehen und sein Heil in der Waffe zu suchen.
    Das kann ich schwer beurteilen.

    In Krisenzeiten eine gewisse Abwehr/Waffenausstattung zu besitzen ist aber denke ich durchaus nicht völlig realitätsfern.
    Und sei es auch nur, dass man mit Gewehr und Kugeln Wildschweine erlegt.

    Aber das ist dann schon wirklich worst case und alles ist komplett zusammengebrochen.

    Habe mir da mal vor einiger Zeit Gedanken zu gemacht: http://wp.me/pnFkD-r3

    Wenn es jedoch zum wirtschaftlichen Zusammenbruch kommt – aus welchen Gründen auch immer – hat es historisch immer längere und harte Übergangsphasen gegeben, die man mit etwas guter Vorbereitung durchaus wird abmildern können.

    Also nochmal: Panikmache ist nicht angebracht, aber etwas mehr Realismus durchaus.

  3. Marco

    Herzlichen Dank für diesen Artikel. Angesichts der gegenwärtigen Probleme rund um den Globus scheint dies gar nicht so abwegig. Persönlich halte ich es nicht für übertrieben, wenn man in diese Richtung sinnvolle Vorkehrungen trifft.
    Ich glaube weder an einen Weltuntergang noch an länger andauernde Versorgungsprobleme. Aber ich denke, es ist nicht verkehrt, Mineralwasser sowie lange haltbare und leicht verwertbare Lebensmittel für ein zwei Wochen bereit zu halten. Und zwar bitte für alle abhängigen “Familienmitglieder”, sprich auch für Haustiere.

  4. ein Sein

    Angst, Angst, Angst

    Jedermann kennt das Gefühl, wenn das Herz bis zum Hals schlägt und das Schlucken schwer wird und allgemein ein Drücken und Beklommenheit aufkommt…
    Wenn die Angst regiert, dann wird die Welt und die Tatsachen negiert. Dann kommt es zur Panik und seltsamen Handlungen.

    1929 und die Jahre danach waren sicherlich für sehr viele Menschen harte Zeiten. Auch der zweite Weltkrieg hat sich tief in das Gedächtnis der Menschen eingeritzt. Denoch kam es nicht dazu, dass alles nachhaltig zerstört wurde.
    Selbst nach dem großen Gemetzel konnte ein Neubeginn starten.

    Wenn es zu keinem großen Krieg in Europa kommt (und davon gehe ich aus), dann wird auch die derzeitige Krise bewältigt werden. Sicherlich wird der Standard an konsumierten Güter und Energie a la long sinken. Ob dadurch Lebensqualität verlorengehen muss, wage ich zu bezweifeln. “As easy as possible” wird zu einem sozialeren und emotional reicheren Leben führen (my guess). Es wird für emotional intelligente und Menschen, welche zu Teilen bereit sind, neue Chancen eröffnen…

    Und selbst wenn die Megakrise bevorsteht (1929*30jähriger Krieg*2. Weltkrieg), dann über den Suppentopf und sonstiges der Grad deiner Vernetzung und Vertrauenswürdigkeit entscheiden, ob Du etwas bekommst….

    hasta pronto
    einSein

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