Lidl & BILD-„Zeitung“ machen wieder gemeinsame Sache

Auf diese neuerliche unheilige Allianz wurde ich gerade von einem aufmerksamen Blogleser hingewiesen: seit letzter Woche haben sich die beiden wohl abstoßendsten Unternehmen hierzulande – der Ausbeutungs-Discounter Lidl und die der Wahrheit nicht gerade verpflichtete BILD-„Zeitung“ – mal wieder zusammengetan, um gemeinsam an der Zerstörung von Umwelt und Gesellschaft zu arbeiten. Schon des öfteren war aufgefallen, dass die BILD immer ausgesprochen freundlich über Lidl berichtete, selbst in den Zeiten, wo sich die anderen Mainstreammedien mal dazu herabließen, das unsägliche Gebaren des Discounters beim Umgang mit den eigenen Mitarbeitern, kritisch zu hinterfragen. Bei anderen Zeitungen waren die Meldungen über die Bespitzelungsskandale bei Lidl prominent platziert, nur die BILD brachte höchstens ein paar karge Zeilen irgendwo weit hinten versteckt – während vorne groß die nächste Lidl-Reklame prangte. Zu dieser unglaublichen, da sehr offen durchschaubaren Subjektivität der BILD, wenn es um den Billigheimer ging, hatte ich ja schon ein paar Mal berichtet (HIER z.B., oder siehe diesen Artikel in der taz, diesen im Bildblog sowie diesen im Handelsblatt-Blog „Lidl, Welt.de und der Glaube an die Dummheit der Leser“, der zeigt, dass andere Springer-Blätter nicht besser sind).

Den Beitrag von Zapp! zu der Thematik hebe ich an dieser Stelle gerne noch einmal hervor, falls ihn noch nicht alle gesehen haben sollten:

Vermutlich weil die famose Aktion mit den Kameras, die man bei Lidl kaufen und mit denen selbsternannte Bürgerjournalisten ihre voyeuristischen Beobachtungen aufnehmen und BILD zusenden sollten, offenbar ein so durchschlagender Erfolg war, gibt es nun was Neues – wer die BILD kauft, kriegt dort einen „Doppler-Gutschein“, den man beim nächsten Einkauf beim Discounter einlösen kann, um sich doppelt so viel von dem Schrott kaufen zu können wie sonst. Super… Nicht nur, dass sich hier mal wieder eine bemerkenswert geringe Distanz dieser „Zeitung“ von dem Großkunden zeigt, nein, beide heizen damit auch noch den Konsum von nutzlosen, minderwertigen bzw. unter üblen Bedingungen produzierten und vertriebenen Waren an. Zwar ist die BILD ja nach eigener Wahrnehmung immer vorne dran, wenn es um kritische Berichterstattung und Aufdeckung von Missständen geht, aber sobald dann das eigene konkrete Handeln oder das von befreundeten Unternehmen thematisiert werden soll, verschließen die Redakteure offenbar ganz fest beide Augen. Da kann einem auch schon ohne süßliche Weihnachtsgeduselmusik schlecht werden…

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6 Kommentare

  1. Punksympathisant

    Ich hab schon im Bildblog davon gehört!

    Wer sich für nichts zu schade ist, darf mal auf Bild.de “LIDL” suchen. Da findet man dann sowas:

    http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/10/22/lidl-senkt-die-preise/preis-schlacht-geht-in-rund-elf-auch-marken-produkte-deutlich-billiger.html
    Ein scheinbar ganz sachlicher Artikel über Preissenkunge bei LIDL…

    http://www.bild.de/BILD/sport/fussball/bundesliga/vereine/hannover/2009/03/19/schnaeppchen-karten/fuer-hannover-96.html Warum macht LIDL da nicht selber Werbung für?

    http://www.bild.de/BILD/politik/wirtschaft/2009/11/30/krisenticker/wichtige-meldungen-aus-der-wirtschaft.html war einst gleich eine Topmeldung…

  2. Olaf

    Und trotzdem wird die BILD reißenden Absatz finden. Das ist die eigentliche Schande. Billig, billig, billig. Widerwärtig.

  3. als konsument finde ich es trotzdem schwierig, wende ich mich jetzt den anderen discountern zu? lasse ich die bespitzelten mitarbeiter jetzt auch noch fallen, weil die die ersten sind die gehen müssen?

    das problem müsste in solchen fällen viel weiter oben angegangen werden, lidl bräuchte geldstrafen vom bund o.ä.

    • Die Entscheidung fällt nicht zwischen “bei Lidl kaufen” oder “bei einem anderen Discounter kaufen”. Sondern : gar nicht beim Discounter kaufen! Denn auch bei den graduellen Unterschieden, die es da geben mag, fußt ihr Geschäftsmodell immer auf Ausbeutung und Kosten- und Preisdrücken auf dem Rücken der Allgemeinheit und der Umwelt (siehe meinen Grundsatzartikel: http://konsumpf.de/?p=2353 und http://konsumpf.de/?p=2766 ). Es gibt keinen guten Discounter, Punkt.
      Da die Discounter durch ihr Ausbreiten nicht nur en masse Arbeitsplätze im Einzelhandel vernichten, sondern auch die Arbeitsbedingungen und Entlohnungen nach unten drücken, wäre das Verschwinden der Discountstrukturen mittel- und langfristig zum Wohle aller.

      Klar müsste hier auch die Politik stärker eingreifen etc., aber dennoch kann sich der Konsument nicht von seiner Mitverantwortung freisprechen – wer sein Geld in solche Läden trägt, belohnt die Betreiber (alles Multimilliardäre) und bestärkt sie in ihrem Tun, da er ja signalisiert: mir ist alles egal, Hauptsache der Preis ist niedrig, also beutet ruhig weiter aus, zerstört die Natur und die Gesellschaft, ich kaufe trotzdem weiter hier ein. Solange sich Massenmedien auch zum Handlanger der Discounter machen, ist das ein harter Kampf…

  4. ich gebe dir unumwunden recht, jedoch basiert dieses engagement immer auch auf der finanzkraft jedes einzelnen, wenn mir das kapital fehlt mein geld auf den wochenmarkt zu bringen oder meine lebensmittel bei tante emma (die es ja kaum noch gibt) zu kaufen, stellt sich die frage wovon soll ich leben und das ist eine existenzielle frage und nicht eine freie wahl …

    • Das stimmt natürlich – aber ich habe auch nicht gerade viel Geld und kaufe nicht beim Discounter und ein Freund von mir lebt von Bafög und wohnt neben einem Lidl und würde da trotzdem nicht reingehen. :) Natürlich gibt es genug Menschen, die sich wirklich kaum etwas anderes als den Discounter leisten können (woran die Discounter aber aktiv mitgearbeitet haben), das ist schon deprimierend… Manch einer verpulvert sein Geld aber vielleicht auch für irgendwas anderes, Sinnloses (dauernd neue Handys, Klamotten, Premiere-Abo, Zigaretten), um dann an den Lebensmitteln zu sparen – sowas kann ich nicht verstehen bzw. käme mir nicht in den Sinn.
      Auf jeden Fall ist jeder Euro, den man nicht in einen Discounter trägt, ein gewonnener Euro ;)

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