Neue Zumutungen der Werbeindustrie: Die Reklame, die mich überwacht

In unregelmäßiger Reihenfolge berichte ich hier im Konsumpf-Blog ja über die neuesten „tollen“ bis tolldreisten Ideen, die sich Reklamemenschen in den Marketingsabteilungen der Unternehmen so ausdenken. Manchmal hat man fast den Eindruck, dass diese Branche technische Neuerungen schneller als die meisten anderen adaptiert – und dann für ihre Zwecke missbraucht. Es geht um den Abverkauf von Produkten, das Bilden von Marken, das permanente Befeuern der Menschen mit den Reklamebotschaften, und damit im Grunde um eine Rund-um-die-Uhr-Kommerzialisierung des Lebens. Ganz neu und derzeit noch in der Erprobungsphase ist eine Werbe-Variante, über die der amerikanische Public Ad Campaign-Blog in „Ready for Personalized Street Ads That Track Your Smartphone?“ berichtet (ich übersetze den Text mal eben):

Bereit für personalisierte Werbung, die dein Smartphone ortet/verfolgt?

Bombensichere Abfalleimer, die in London vor den Olympischen Spiele 2012 installiert wurden, haben mit dem Internet verbundene digitale Bildschirme, auf denen Unternehmen Zeit und Platz buchen können (und die Stadt kann sie für öffentliche Sicherheitsmeldungen benutzen). Wir haben etwas ähnliches hier in New York City, mit digitalen Plakaten innerhalb und außerhalb von U-Bahnen beispielsweise. Aber neu in London ist nun, ist dass eine Firma namens Renew damit experimentiert, WiFi zu benutzen, um vorbeigehenden Passanten über ihre Smartphones zu folgen (zu „tracken“) – mit dem Endziel, individuell auf die Menschen zugeschnittene, personalisierte Reklame an den Mann zu bringen. Ja, genau wie im Film Minority Report.

Ein Dutzend der Abfalleimer ist zu Testzwecken mit der neuen Techologie ausgestattet worden. Gruselig… Mehr dazu auch im Gotham-Blog „This recycling bin is following you“ („Dieser Papierkorb folgt dir“) – dort finden wir auch die erfreuliche Nachricht, dass die Londoner Stadtverwaltung dieses Experiment erst einmal gestoppt hat. Aber man darf davon ausgehen, dass hier noch nicht das letzte Wort gesprochen ist und sich diese und ähnlich aufdringliche Reklameformen zukünftig ausbreiten werden. Zumal diese Technik sich auch wunderbar für andere Überwachungszwecke einsetzen lässt.

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2 Kommentare

  1. Braman

    Wenn nur jeder, der ein Mobil- oder Smartphone tatsächlich bräuchte eins hätte, oder wenn schon jeder meint so was haben zu müssen, das Teil nur mit sich trägt wenn es NOTWENDIG ist, dann, ja dann hätte sich dieser ganze Überwachungsdreck sehr schnell erledigt.
    Also, anstatt jammern, handeln.

    MfG: M.B.

  2. Julia Auer

    Die Vorstellung, rund um die Uhr unwissentlich geortet und überwacht zu werden ist schon ziemlich beängstigend. Irgendwie fühlt man sich da eine Spielfigur, deren Fäden von Marketingfirmen und staatlichen Behörden gezogen werden. So frei nach dem Prinzip: „Big brother is watching you“
    Da fragt man sich schon, ob man eigentlich noch als menschliches Wesen angesehen wird oder doch nur mehr eine Ansammlung diverser Daten ist.

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