Taste the Waste – die große Verschwendung

Wir leben in einer Überflussgesellschaft – und einer Wegwerfgesellschaft. Dass es sich dabei keineswegs bloß um hohle Phrasen handelt, die man lediglich hin und wieder von nörgeligen alten Herren zu hören bekommt, die auch meinen, dass „früher alles besser“ war, sondern vielmehr um eine leider zutreffende Beschreibung der Realität, die uns umgibt, will Valentin Thurn in seinem neuen (trotz des englischen Titels deutschsprachigen) Dokumentarfilm „Taste the Waste“ verdeutlichen. Ab dem 8. September läuft er in deutschen Kinos an und wird hoffentlich für so manches Stirnrunzeln sorgen. Denn dass in den westlichen Industrienationen ein Drittel der Lebensmittel auf dem Müll landet, ist schon ein Skandal, wie ich finde.

Mit viel Ressourcen- und Energieaufwand werden in unseren Breiten Essensberge produziert, um den halben Globus gekarrt, für mal mehr, mal weniger Geld in Supermärkten gekauft und nach Hause geschleppt, nur um dann am Ende zu einem nicht geringen Teil in der Abfalltonne zu landen – ein absurder Kreislauf, oder? Zumal, wenn man sich vergegenwärtigt, dass viele Menschen anderswo Hunger leiden und unsere Art der industriellen Landwirtschaft und Massentierhaltung zur allgemeinen Zertörung des Planeten beiträgt. Nicht ohne Grund sind auch in Deutschland Aktionen wie das Containern, also das Herausfischen von noch guten Lebensmitteln aus den Tonnen der Einkaufsmärkte (über das ich vor einer Weile schon einmal berichtete) inzwischen immer öfter in großem Städten anzutreffen. Dies erscheint wie eine quasi natürliche Reaktion auf diese Verschwendung, die aber halt auch keine Lösung is, weil sie nicht an der Quelle beginnt, sondern nur die Symptome ein wenig zu lindern versucht.

An diesem Punkt setzen auch die Überlegungen und Analysen in Valentin Thurns Film an, der mit „Taste the Waste“ für mehr Bewusstsein für diese Problematik sorgen will:

Warum schmeißen wir unser Essen auf den Müll?

Deutsche Haushalte werfen jährlich Lebensmittel für 20 Milliarden Euro weg – so viel wie der Jahresumsatz von Aldi in Deutschland. Das Essen das wir in Europa wegwerfen, würde zwei Mal reichen, um alle Hungernden der Welt zu ernähren. Valentin Thurn hat den Umgang mit Lebensmitteln international recherchiert und kommt zu haarsträubenden Ergebnissen. Jeder zweite Kopfsalat wird aussortiert, jedes fünfte Brot muss ungekauft entsorgt werden. Kartoffeln, die der offiziellen Norm nicht entsprechen, bleiben auf dem Feld liegen und kleine Schönheitsfehler entscheiden über ein Schicksal als Ladenhüter. In den Abfall-Containern der Supermärkte findet man überwältigende Mengen einwandfreier Nahrungsmittel, original verpackt, mit gültigem Mindesthaltbarkeitsdatum. Auf der Suche nach den Ursachen und Verantwortlichen deckt er ein weltweites System auf, an dem sich alle beteiligen.

Die Folgen reichen weit, denn die Auswirkungen auf das Weltklima sind verheerend. Die Landwirtschaft verschlingt riesige Mengen an Energie, Wasser, Dünger und Pestiziden, Regenwald wird für Weideflächen gerodet. Mehr als ein Drittel der Treibhausgase entsteht durch die Landwirtschaft. Nicht unbedeutend sind auch die Berge verrottender organischer Stoffe, denn das entstehende Methangas wirkt sich auf die Erderwärmung 25 Mal so stark aus wie Kohlendioxid.

TASTE THE WASTE zeigt dass ein weltweites Umdenken stattfindet und dass es Menschen gibt, die mit Ideenreichtum und Engagement diesem Irrsinn entgegen treten.

Kleine Schritte, die eine große Chance bedeuten.

Übrigens wurde auch eine eigene Taste the Waste-Plattform ins Leben gerufen, um die Lebensmittelverschwendung zu bekämpfen, wie es heißt.

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4 Kommentare

  1. Anonymous

    mir wird grade schlecht.

  2. ja es bricht einem jeden koch das herz. hingewiesen sei an dieser stelle auf die aktion “teller statt tonne” des youth food movement, die anlässlich der filmpremiere n vielen großstädten stattfindet.

    http://www.slowfood.de/aktuelles/aktuelles_2011_artikelseiten/teller_statt_tonne_15082011/

    und ich wünsche jedem dass er ein kino in seiner nähe findet, dass die doku zeigt – in kiel wird die doku im kommunalen kino in der pumpe gezeigt!

  3. Dazu passt vorzüglich:

    “Die Hungersnot in Ostafrika hat Somalias südliche Region Bay erreicht. Die Vereinten Nationen warnen, die Hungerkatastrophe werde sich weiter ausbreiten. (…)

    Insgesamt seien in Somalia 4 Millionen Menschen in Gefahr, gab die FSNAU an. Von diesen könnten 750.000 sterben, wenn in den kommenden vier Monaten die derzeitigen Hilfslieferungen nicht aufgestockt werden. Zehntausende Menschen seien bereits gestorben, mehr als die Hälfte davon seien Kinder gewesen.”

    http://www.zeit.de/politik/ausland/2011-09/somalia-bay-hunger

    Offensichtlicher und dramatischer kann es kaum werden, bis auch dem letzten Narkotisierten klar werden muss, dass dieses System ein perverses Höllentheater ist, in dem einerseits Tonnen von Lebensmitteln achtlos in den Müll geworfen werden und andererseits massenweise Menschen verhungern.

    Ich traue mich kaum, mir diesen Film anzusehen, weil ich dabei ständig all die elendig verreckenden Menschen vor Augen haben werde – während nicht nur hierzulande politisch und wirtschaftlich alles weiter seinen gewohnten perversen Weg geht. Dieses Gefühl der Ohnmacht kann einen wahrlich irre machen …

    Dennoch ist der Kinobesuch hier Pflicht. Bei alledem dürfen wir nie vergessen, wie sich Merkel beispielhaft bei ihrem Besuch in Angola in diesem Jahr hat ablichten lassen, während nebenan die Menschen verhungerten:

    http://i51.tinypic.com/15s4opl.jpg

    Ein Bild sagt manachmal wirklich mehr als 1000 Worte.

    (Via: http://narrenschiffsbruecke.blogspot.com/2011/07/auf-dem-marsch-in-das-einparteiensystem.html )

  4. Ich bin der Meinung, dass unser Überfluss nicht der Grund für den Hunger in der Welt ist: http://www.sein-und-nicht-sein.de/taste-the-waste/

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