Dass wir glauben, uns alles kaufen zu können, mag auch mit der von Weber identifizierten protestantischen Ethik zusammenhängen, im speziellen damit, dass wir vom Glauben erfüllt sind, uns alles verdienen zu müssen. Es wird uns nichts geschenkt, alles müssen wir uns erarbeiten: “Im Schweisse deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist” (1 Mo, 3,19). Daraus leitet sich ab: wenn wir arbeiten, steht uns auch zu, glücklich zu werden – und dieses Glück glauben wir mitunter im Erwerb von Konsumprodukten zu finden. Diese Präsupposition unseres wirtschaftlichen Agierens reproduzieren wir jedes Mal, wenn wir die Frustration ob der Eintönigkeit der Arbeit im Glauben herunterschlucken, uns dank der Arbeit etwas leisten zu können, uns später selbst ein Geschenk zu machen. Was wir uns zur Stillung welches Bedürfnisses kaufen müssen, gibt uns die massenmediale Werbung vor; die Werbung verstärkt unseren Glauben an die Wahrhaftigkeit der Waren als Glücks- und Identitätsbringer, insofern ist die Werbung eine grosse Fetischisierungsmaschinerie. Sie ist zwangsläufig unkritisch, sie zementiert unseren mythischen Glauben gegenüber der Warenwelt.
Christian Leder, „Sexy Ware: Wie aktuell ist Konsumkritik?“
Iritation
Das fasst mal wunderbar zusammen was (u.a) die Dokumentaion “Century of the self” der BBC, zu zeigen versucht.