Sicherlich hat sich jeder schon mal darüber aufgeregt, dass dieser oder jener „Promi“ sein Gesicht und seinen Namen für die BILD-„Zeitungs“-Reklame hergegeben hat – ICH habe mich zumindest hier im Blog schon mal echauffiert, in einem offenen Brief an J.B. Kerner. Dennoch scheint der Drang, sich im Zusammenhang mit diesem Blatt ablichten zu lassen, nach wie vor ungebremst – so dass ich eine Initiative wie Wer wirbt für Bild für ausgesprochen sinnvoll halte:
Wir wissen nicht, warum Sie es tun. Aber wir wissen, wer es tut! Wer wirbt für BILD?
Warum ist es schlecht, für die „Bild“-Zeitung zu werben? Werbung für die „Bild“-Zeitung ist eben nicht wie jede beliebige Schuh-, Suppen- oder Autowerbung, sondern auch ein Statement, dass einem die Verbrüderung mit der „Bild“-Zeitung mehr wert ist als diejenigen Menschen, deren Schicksale die „Bild“-Zeitung Tag für Tag für Schlagzeilen verkauft.
BILDBlog recherchiert seit einigen Jahren Geschichten der „Bild“-Zeitung hinterher und zeigt, wie sie sowohl (zum Teil harmlos) schlicht schlecht recherchiert, gezielt Stimmung macht, gegen Menschen und politische Gruppen hetzt und das Leben von Menschen zum Zwecke von Schlagzeilen zerstört.
Für die „Bild“-Zeitung zu werben heißt, sich mit diesen Methoden einverstanden zu erklären und mit seinem Namen zu stärken. Siehe dazu auch: Offener Brief von Judith Holofernes von Wir sind Helden.Prominente sagen in den Werbespots zum Großteil Schlechtes über BILD. Ist das nicht okay?
Einer der vielen perfiden Tricks der Marketingagentur. Den Werbefiguren wird gesagt, sie dürfen auch Kritisches über die BILD sagen. Das scheint ein überzeugendes Argument zu sein, führt aber dennoch dazu, dass man Werbung für die Sache macht.
BILD versucht sich seit jeher den Anstrich eines unbequemen Blattes zu geben, vor dem sich Prominente fürchten müssen, da die auch “unbequeme Wahrheiten” schreibe. Prominente äußern sich also (womöglich unwissend) ganz im Sinne des Blattes und geben BILD zusätzlich noch den edlen, moralischen Anstrich, auch kritische Stimmen zuzulassen.Aber das Geld wird gespendet.
Ein weiterer perfider Trick der Marketingagentur, Prominenten eine Brücke zu bauen, für BILD zu werben (offenbar gibt es glücklicherweise immernoch die Notwendigkeit, diese Brücke bauen zu müssen).
Und dass es auch anders geht, zeigen Judith Holofernes von Wir sind Helden, und für BILDBlog Anke Engelke und Christoph Maria Herbst.
Bluntman
Es findet erfreulicherweise auch ein Umdenken statt. So hat eine hiesige lokale Bäckereikette auf ihren Werbeaufstellern mit dem Spruch “Kaffee Brötchen Bild … auch zum Mitnehmen” geworben. Seit einiger Zeit haben sie “Bild” durch “Zeitung” ersetzt.
Peter M.
Hoffentlich haben sie die Bild dann auch aus dem Sortiment genommen. :-)
Shira
Es gab halt auch mal eine Zeit(die schon lange her ist), da war die Bild auch noch was wert. Und wer nicht mit der Bild zusammenarbeitet, wird nun mal in den Schmutz gezogen. Das kann dann auch mal eine Karriere beenden. Wenn dir langweilig ist, kannst du dir ja mal ein paar Skandale anschauen, bei denen die Bild maßgeblich mitgewirkt hat. So etwas mag die Menschheit wohl. Wer schreibt, was der Leser lesen will, kommt nun mal an. Schade ist also nicht, dass die Bild ist wie sie ist, sondern dass die Leser(bzw. die Mehrheit) das mögen.
Liebe Grüße,
Shira
Peter M.
Hm, wann war die BILD denn mal was wert, also etwas anderes als ein Hetzblatt…? Schon Günter Wallraff hat doch in den 60ern/70ern dagegen gekämpft.
n.n.
die frau dieser schunkelgruppe sagte auch “Auf der anderen Seite, das erklärt sich von selbst, der Rezipient, der saudumme, der sich denkt: Mensch, diese Bild -Zeitung, die traut sich was.”
tja, es sind also alle menschen saudumm, die ihre meinung nicht teilen? die von ihr gewählte formulierung ist sehr entlarvend und sie stellt sich damit auf genau die gleiche stufe wie diejenigen, die sich zu kritisieren versucht.
max goldt hat da den besseren kommentar zu bild abgeliefert als die singdrossel.
Peter M.
Offensichtlich hast Du die Ironie von Frau Holofernes nicht verstanden… Sie sagt damit ja, dass der Leser offenbar aus der Sicht der Reklametreibenden, die sich diese Kampagne ausdenken, saudumm sei, weil er wohl alles schlucke.
Maxime
Ich finde die Promi-Statements lustig, geistreich, selbstironisch und freue mich jedes Mal, wenn ich wieder einmal ein neues entdecke. Weiß jemand zufällig, wo ich die gesamten Sprüche nachlesen kann?