Mai
18
2010
8

flattr – der Selbstversuch

Neulich erzählte ich an dieser Stelle ja schon mal vom Micropaymentdienst flattr, der auf der „Thank you economy“ aufbaut. Nachdem ich nun einen flattr-Einladungscode erhalten habe und sich auch keiner der Leser darüber empörte, die Geschichte hier im Blog mal auszuprobieren, habe ich mich entschlossen, einfach mal an der Beta-Phase teilzunehmen. Von nun an findet Ihr also in meinen Postings (zumindest in einigen) diesen flattr-Button, so dass jeder, dem mein Geschreibsel gefällt und selbst bei flattr ist, draufklicken kann.

Selbstverständlich gibt es vor allem zwei Überlegungen, die mich selbst schwanken lassen, ob das Ganze eine gute Idee ist:

Erstens, natürlich, der obligatorische Vorwurf der Kommerzialisierung – dies wird beispielsweise aktuell auch auf netzwertig.com diskutiert (wobei ich mit der Meinung der Autoren nicht unbedingt überein stimme). Aber stellt solch ein Micropaymentsystem überhaupt eine Kommerzialisierung dar? Ich weiß es nicht genau, halte so etwas wie flattr aber für eine recht gute Alternative zu Werbeschaltungen/Sponsoring (kommt für mich grundsätzlich nicht in Frage) oder einem Abo (was für meine Blogs auch keine Option ist), da es auf Freiwilligkeit basiert. Natürlich besteht die Gefahr, dass man als Blogschreiber beginnt, seine Artikel darauf auszurichten, was am meisten Interesse und Zustimmung und deshalb auch „Spendierfreudigkeit“ weckt (das bestünde der Erfahrung nach in meinem Falle dann darin, vemehrt auf Sauereien einzelner Firmen hinzuweisen als grundsätzliche Artikel zu bringen, die bei der Leserschaft tendenziell eher weniger Resonanz hervorrufen). Ich denke (hoffe), dass dies aber nicht passieren wird. Falls doch, werde ich das flattr-Experiment schnellstens wieder einstellen! Denn das Ziel, das ich seit jeher mit meinem Blog verfolge, ist ja, wichtige Informationen über Konsum(kritik), Reklame und Wirtschaftssystem zu verbreiten, und nicht, Geld zu verdienen.

Der zweite Kritikpunkt ist, dass derzeit alle Zahlungen bei flattr über PayPal abgewickelt werden, die natürlich ordentlich Gebühren kassieren, so dass man also einen Großkonzern (Ebay) mit seinen „Blogspenden“ mit füttert. Das gefällt mir gar nicht und hier müsste überlegt werden, ob es möglich ist, weniger krakige Firmen mit ins Boot zu holen oder gar etwas ganz eigenes, vielleicht Dezentrales, aufzuziehen. Letztlich verdienen natürlich Banken irgendwie immer mit an jeglichen finanziellen Transaktionen…

Nach wie vor bin ich über Anregungen und Feedback zu diesem Experiment von der geneigten Leserschaft (Euch) höchst dankbar!

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Mai
03
2010
8

Flattr – Eine neue Art des Austauschs im Netz

Unlängst entspann sich ja hier in meinem Konsumpf-Blog im Zusammenhang mit Adblock Plus eine kleine Diskussion über die Unabdingbarkeit von Reklame für das Finanzieren von Webangeboten. Das Gequake ist ja groß, dass sich solche Auftritte nur mit Hilfe der bei den Usern aber zumeist verhassten Werbeeinblendungen tragen (wobei dieses Argument für private Seiten, die dennoch mit Google Ads und Ähnlichen verunziert werden, ohnehin sehr schwach auf der Brust ist). Da ich denke, dass die Qualität und Seriösität (und auch Unabhängigkeit) der Inhalte auf Websites durch Reklame eher gemindert wird, finde ich es besonders spannend, dass nun auch andere Modelle entwickelt werden – denn zusätzlich zum reinen Bezahlservice und der Werbefinanzierung gab es bisher nur die Möglichkeit direkter Spenden. Hier setzt in gewisser Weise auch der neue Dienst Flattr an, der sich derzeit noch in der Beta-Phase befindet und neue Mitglieder nur auf Einladung hin aufnimmt. Mitgründer ist Peter Sunde, der früher für seine Beteiligung an der Pirate Bay-Site bekannt war und sich nun also für eine legalere, zumindest weniger umstrittene Plattform einsetzt. Das Grundprinzip ist recht einfach und wird in diesem Video erklärt:

In einem halbstündigen Vortrag auf der Bloggerkonferenz re:publica führt Peter Sunde das Ganze noch etwas weiter aus (die scheiß Konzernlogos im Hintergrund stören dabei ein wenig ;-) :

Ein recht reißerisch betitelter bzw. eingeleiteter Artikel, der zeigt, dass die Autorin nur die Einnahmeseite im Blick hat, erschien dazu in der taz: „Flattr hilft beim Geldverdienen“ (Zitat: „… Mithilfe eines Flattr-Buttons kann jeder mit seinen Inhalten Kohle scheffeln“, au Backe, was ist denn das für ein Niwoh, werte taz). Etwas weniger platt und mit mehr Blick für das Potential beschreiben der uarr-Blog – „Von Flattr, Facebook und fantastischen Visionen“ – sowie netzwertig.com – „Neuer Micropayment-Dienst setzt auf Thank You-Economy“ – dieses Startup.

[…] Wer bei Flattr mitmachen möchte, zahlt monatlich einen selbst gewählten Betrag auf sein Flattr-Konto ein (Untergrenze zwei Euro). Fortan kann man jedes Mal, wenn sich auf einer Site ein Flattr-Button befindet und man das dort Vorgefundene für belohnenswert hält, auf den Button klicken, um ihn zu “flattern”.

Am Monatsende wird die von Nutzern eingezahlte Summe gleichmäßig zwischen allen Inhalteanbietern aufgeteilt, die sie “geflattert” haben. Je nach persönlichem Flattr-Budet kann es sich dabei pro Person um Centbeträge handeln, die an einzelne Mediensites oder Blogs ausgezahlt werden. In der Summe jedoch kann dadurch ein nettes Sümmchen für angeschlossene Sites zusammenkommen. Soweit jedenfalls die Vorstellung der Flattr-Macher. […]

Ich weiß, dass ich so etwas wie Flattr auf jeden Fall benutzen würde, um anderen Bloggern, deren Texte ich gerne lese, diese Art von Anerkennung (und ein paar Cent) zukommen zu lassen, von daher bin ich also durchaus prinzipiell bereit, für guten Inhalt im Netz etwas zu zahlen – wenn sich keine überbordende Bürokratie dzwischenschaltet!

Ich finde die Idee schon faszinierend, frage mich aber natürlich, ob dies letztlich auch eine Form der Kommerzialisierung von Blogs usw. bedeutet, indem man seine Beiträge so auch in eine Art „Geldkreislauf“ einbringt. Was meint Ihr? Schreibt mir Eure Meinung doch einfach ins Kommentarfeld.

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