Feb
12
2010
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Blippy? Neuer Schwachsinn fürs Netz

konsum-peterWas kommt heraus, wenn man den modernistischen Web 2.0-Trend, jede Facette seines Lebens voyeuristisch im Netz zu dokumentieren (Facebook, Myspace) und jede noch so belanglose Nichtigkeit in die Welt zu tröten (Twitter) mit dem uralten Bedürfnis des Menschen, das, was er hat, zur Schau zu stellen, sich also über seinen Konsum zu definieren, kombiniert? Etwas vollkommen Sinnloses und Beknacktes? Stimmt. Und es hat sogar einen Namen: Blippy. Dieser neue, an Twitter erinnernde „Dienst“ ermöglicht es den Teilnehmern, die ganze Bekanntschaft und auch das restliche Web quasi in Echtzeit, live und in Farbe an den eigenen Kaufvorgängen teilhaben zu lassen. Oder in den Worten des Anbieters:

A fun and easy way to see and discuss the things people are buying.

Wo genau jetzt der „fun“ sein soll, dass alle sehen können, für welchen Mist ich gerade mein Geld aus dem Fenster geworfen habe, erschließt sich mir leider nicht, aber die Tatsache, dass sich derzeit tatsächlich schon Benutzer bei Blippy tummeln, spricht dafür, dass keine Idee bescheuert genug sein kann, dass nicht noch Leute darauf anspringen. Der De-Branding-Blog schreibt in „Image-Konsum 2.0 und weiter“ passenderweise:

Konsum mag identitätsstiftend sein, aber vor allem dient er der Pflege des eigenen Image – doch nur, wenn die Anderen auch wahrnehmen, was ich konsumiere! Denn alles was ich sichtbar konsumiere verweist auf bestehende Images (von Marken, Lifestyles, etc.). Die Verlagerung des Konsums in’s Virtuelle verlangt neue Formen des sichtbar machens von Image-Referenzen. Nirgendwo werden Referenzen so explizit gesetzt, wie im Web: ich bin “Follower von…”, “Freund von…”, “Fan von…”, ich habe Lieblingslisten bei eCommerce-Anbietern, Links auf Social-Bookmark-Plattformen, etc. etc. Nur mein Konsum verbleibt im Netz wenig sichtbar. Man kann gespannt sein, was da noch so kommen wird. (…)

Auch im Heise-Artikel „Shopping-Porno“ wird kritisch zu Blippy Stellung genommen:

(…) Sharing ist doch die neue Tugend des Netzzeitalters, wieder mehr Gemeinschaftsgeist undsoweiter. In den allgemeinen Geschäftsbedingungen bei Blippy ist unter “Information Sharing” zu lesen, dass man sich die Möglichkeit vorbehalte, verschiedene Dinge mit “vertrauenswürdigen Dritten” zu teilen, etwa für Direktmarketing-Kampagnen. Der Nutzer erklärt sich damit einverstanden, dass auch seine persönlichen Daten “im notwendigen Maß” mit diesen Dritten geteilt werden.

“Diese Leute”, sagt die Datenschützerin und Bürgerrechtlerin Rena Tangens, “dürfen sich nicht beschweren, wenn etwas Schlimmes mit ihren Daten passiert”. Mit anderen Worten: Wer sich auf einen Service wie Blippy einlässt, verdient kein Mitleid.

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