Jun
04
2009
1

European Advertising Agency

Die Subversiv Messe, die vor zwei Wochen in Linz stattfand, hat so einige schöne Projekte gezeitigt, beispielsweise diesen seriös wirkenden, aber doch satirisch gemeinten „Informationsfilm“ European Advertising Agency, in dem es um die endlich stärkere Verbreitung von Werbung geht, der bisher viel zu enge Fesseln auferlegt sind, denn schließlich existieren skandalöser Weise immer noch Bereiche im Leben eines Menschen, die nicht komplett von Reklame und Kaufpropaganda ausgefüllt sind!

Im Zentrum des Projekts EUAA stehen inszenierte Vorgänge rund um eine fiktive Agentur der Europäischen Union, die sich um die Organisation und Durchführung einer europaweiten Werbeliberalisierung kümmert. Am stärksten polarisiert bei dieser Reform die “Aufwertung” der Euro-Banknoten zu Werbeflächen. Das Herzstück des Projekts ist das Promotion-Video der European Advertising Agency, eine fiktive, dystopische Belangsendung der Europäischen Union, in der diese werbepolitische Entwicklung vorgestellt und beworben wird. Das Promotion Video gibt vor, ein hochoffizieller und dementsprechend teurer Werbefilm der EU zu sein, und soll Europas Bürger auf die kommenden Umstellungen vorbereiten. Im Verlauf der halbstündigen Sendung werden die Interviews immer unkonventioneller, die Antworten immer gewagter. Die Sendung driftet langsam von einer seriösen, hochpolitischen Belangsendung in Richtung Polit- und Mediensatire ab, und endet in einem furiosen Finale. Ein Bruch, der sich schleichend und unmerklich auf inhaltlicher Ebene abspielt, und gegen Ende auch visuell erfahrbar wird (der Präsident der EUAA lässt sich vor laufenden Kameras das Logo eines Getränkeherstellers tätowieren), trennt den authentischen Anfangsteil der Sendung vom satirisch-zynischen Ende, und hinterlässt beim Zuseher einen fahlen Nachgeschmack. Die Arbeit sieht sich als Diskussionsansatz, soll stark polarisieren, selbst aber nur andeutungsweise Stellung beziehen. Hinterfragung der Grundsätze „Wirtschaftswachstum um jeden Preis“, Problematisierung der Pole Geld und Moral, die kritische Auseinandersetzung mit der Macht des Kapitals (welcher zuerst die EU erliegt, später auch noch der Präsident der EUAA) und Ironisierung werbewirtschaftlicher Tabubereiche sind die inhaltlichen Schwerpunkte.

The European Advertising Agency – Promotion Video from G2Film on Vimeo.

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