Aug
31
2010
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Tricksereien der Lebensmittelindustrie: Sauerstoff-Fleisch und Nimm2

Der Verein Foodwatch wirft ja schon seit einigen Jahren ein kritisches Auge auf das, was die Lebensmittelindustrie so treibt. Gepanscht, gestreckt und gemogelt wurde natürlich schon immer, vermutlich seit es Menschen gibt. Aber je industrieller die Nahrungsproduktion und je stärker die Unternehmen den allgemein in unserem System geltenden Bedingungen der Effizienz- und Gewinnsteigerung unterworfen werden, desto findiger werden die Marketingabteilungen und die Laboranten. Die einen, um den potentiellen Kunden in Reklame das Blaue vom Himmel herunterzulügen, die anderen, um Mittel und Wege zu finden, Waren (in jeglicher Hinsicht) billiger zu machen, und zwar so, dass es nicht sofort auffällt.

Ein Beispiel für die Kreativität beim Zusammenmischen und Aufbereiten von Industrienahrung ist die Aufpeppung von „Frischfleisch“ mit Sauerstoff, um es appetitlicher aussehen zu lassen. Foodwatch beleuchtet in „Frische-Illusion mit Nebenwirkungen“, warum diese Verbrauchertäuschung keine gute Idee ist:

Die meisten großen Handelsketten verkaufen Frischfleisch in “Schutzatmosphäre”-Packungen. Dahinter verbirgt sich oft ein hochgradig mit Sauerstoff angereichertes Gasgemisch. Der Effekt: Auch nach Tagen sieht Fleisch außen rosig-frisch aus. Eine Illusion, denn Sauerstoff macht es gleichzeitig innen zäh und ranzig.

Jedes zweite Stück Fleisch kaufen Verbraucher aus den Selbstbedienungs-Kühltheken von Supermärkten. Hackfleisch und Rinderrouladen, Gulasch und Schweineschnitzel liegen dort geschnitten und portioniert in praktischen Plastikschalen. In genau diesen Plastikschalen entsteht die große Frische-Illusion, einem speziellen Gasgemisch sei dank. Tagelang behält das Fleisch außen eine rosige Farbe, während es innen jedoch schneller altert, zäh und ranzig wird. Die Anbieter nehmen diese Qualitätsverschlechterung in Kauf: Um es besser verkaufen zu können, hübschen sie es optisch auf – und bieten minderwertiges Fleisch an. (…)

(…) Das ist nicht nur eine Irreführung der Kunden, denen Tage altes Fleisch als optisch schlachtfrisch untergejubelt wird. Denn Fachleute wissen: Der Einsatz von Sauerstoff ist alles andere als unproblematisch. Hochkonzentriert, reagiert er auch mit den Fetten und Eiweißen im Fleisch. Folge sind “vielfältige negative Auswirkungen”, die etwa Wissenschaftler des staatlichen Max-Rubner-Instituts seit längerem als “unstrittig” beschreiben: “Derartig dem Sauerstoff ausgesetztes Fleisch” werde “schlagartig ranzig, entwickelt Altgeschmack, erfährt vielfältig stoffliche Umsetzungen der Lipid- und Proteinfraktion und wird zäh”, heißt es in einem Artikel im Branchenblatt “Fleischwirtschaft” (6/2009). Sogar eine “massive Erhöhung der gesundheitlich als schädlich bekannten Cholesteroloxide” stellten die Wissenschaftler fest, also die Bildung von “anerkannt toxischen Substanzen mit diversen biologischen Wirkungen, speziell auch im Zusammenhang mit degenerativen Erkrankungsgeschehen, wie Arteriosklerose oder auch Krebs”. (…)

Dazu gibt es ein ausführliches „Hintergrundpapier: Fleischmarkt unterm Sauerstoffzelt“ (pdf-Format).

In der Rubrik Abgespeist ist foodwatch den dreisten Werbelügen der Industrie auf der Spur. Jüngste Enthüllung: „Nimm2 und der Trick mit den Vitaminen – der vielleicht längste Etikettenschwindel der Welt“:

Der Schwindel: „Wertvolle Vitamine“, die den Vitaminhaushalt „wirksam“ ergänzen, stecken laut Storck in nimm2, dazu „Fruchtsaft“ und „Traubenzucker“. Andere nimm2-Produkte wie die „Lachgummis“ werden mit dem Slogan „Lachen ist gesund“ beworben – rundum suggeriert Storck also, nimm2 seien im Vergleich zu anderen Süßigkeiten die bessere und gesündere Wahl.

Die Wahrheit: nimm2-Produkte sind nicht besser oder gesünder als andere Süßigkeiten. „Fruchtsaft“ ist nur in winzigen Mengen enthalten und Traubenzucker hat gegenüber anderem Zucker keinen Vorteil. Der künstliche Vitamincocktail in den Bonbons ist außerdem nicht nur sinnlos, sondern höchst problematisch. Denn Kinder bekommen vermittelt, dass Süßigkeiten so „wertvoll“ und reich an wichtigen Nährstoffen sein können wie Obst und Gemüse. Doch gerade für Kinder ist eine klare Trennlinie zwischen Süßigkeiten und anderen Lebensmitteln außerordentlich wichtig. Zuckerwerk darf Kindern nicht suggerieren, es sei „wertvoll“ und damit gesund oder unabdingbar. (…)

Und apropos Werbelügen – dazu passt auch dieser schon etwas ältere Artikel/Film von foodwatch – „Was steckt hinter McDonald’s Bauernhof-Idylle?“, in der sie die verlogenen Reklamekampagnen des Fastfood-Konzerns gründlich zerpflücken:

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