Jan
18
2009
1

Werbung gegen Realität, Teil 9: AWD

Irgendwie scheint diese Woche meine Woche der Kritik an der Finanzwirtschaft zu sein – denn heute möchte ich ein wenig näher auf den Allgemeinen Wirtschafts-Dienst (AWD) eingehen. In der eigenen Reklame stellt sich der „unabhängige Finanzoptimierer“ AWD natürlich als seriös, ausschließlich kundenzentriert und kompetent dar und behauptet, „auch in der Werbung Spitzenreiter“ zu sein. Diese Werbespots zeigen ausschließlich glückliche, entspannte Menschen, die quasi nur Dank der tollen Beratung dieser Firma ruhig schlafen und ihr Leben genießen können. Die Wirklichkeit sieht aber leider in manchen Fällen ganz anders aus, wie N3 in seiner Sendung Markt Anfang der Woche schilderte – „Abgezockt: Kleinanleger um Altersvorsorge gebracht“:

Er gehört zu Europas größten Finanzdienstleistern: AWD mit Sitz in Hannover. Rund 6.000 Mitarbeiter vertreiben Lebensversicherungen oder Geldanlagen zur Altersvorsorge. Doch die Praktiken des AWDs sind umstritten: Verbraucherschützer warnen vor aufdringlichen Verkaufsmethoden. Dass dahinter noch ein anderes System steckt, berichten ehemalige Mitarbeiter. Der AWD hätte sie in die Schuldenfalle getrieben.

Hintergrund ist das AWD-eigene Honorarsystem: die sogenannte Linearisierung. Handelsvertretern werden Provisionen auf Vorschussbasis gezahlt. Werden sie hinterher nicht ins Verdienen gebracht, müssen sie zurückgezahlt werden.

(…) Und diese Produkte sind hochriskant und in der Regel nicht geeignet für Kleinanleger, das Hauptklientel von Finanzdienstleistern wie dem AWD. Wirtschaftsdetektiv Medard Fuchsgruber beobachtet seit Jahren den AWD und weiß, dass in den Ruin getriebene Kunden keine Einzelfälle sind.

Tatsächlich existiert inzwischen sogar ein eigenes Forum der AWD-Aussteiger, der Verein der ehemaligen AWD-Mitarbeiter e.V. Dies zeigt, dass es sich bei den Vorfällen beileibe nicht nur um einige bedauerliche Einzelfälle zu handeln scheint.

Bereits vor zwei Jahren berichtete der Hessische Rundfunk in „Vorsicht! Abzocke: Schlecht beraten. Wie Finanzdienstleister arbeiten“ über mehrere Fälle, in denen allen vollmundigen Werbeversprechungen zum Trotz vor allem Rentner von AWD-Vertretern zu Abschlüssen gedrängt wurden, die ihren Bedürfnissen absolut nicht entsprachen bzw. deren Risiko ihnen verschwiegen wurde. Wie fast immer zeigt sich auch hier, dass man auf die glamourösen Reklamebehauptungen der Konzerne, die diese großspurig im Fernsehen und anderen Massenmedien herauströten, besser nichts geben sollte.

Für diejenigen, die ihr Geld lieber sinnvoll, ökologisch und ethisch angemessen anlegen wollen, hat die taz unlängst sieben nachhaltige Tipps zur Finanzkrise veröffentlicht: „Bleiben Sie flüssig und sauber“ – absolut lesens- und vor allem natürlich auch nachahmenswert!

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Kommentare: 1 | Konzernkritik,Wirtschaft | Schlagwörter: , , , |

Konsumpf 2008 - Powered by WordPress | Aeros Theme | TheBuckmaker.com WordPress Themes