… EU sei Dank! Wurde bisher im Fernsehen schon häufig und plump Inhalt mit Markenpropaganda vermengt, dies aber teils noch etwas schamhaft vertuscht, so wird es bald in noch stärkerem und offenerem Maße erlaubt sein, dass Firmen ihre Produkte in Serien, Filmen etc. platzieren und es so für den TV-Schauer gar kein Entkommen vom kommerziellen Bombardement mehr gibt (ein Grund mehr, die Kiste nicht mehr anzuschalten). Die FAZ berichtete neulich über die Auswirkungen der Umsetzung einer neuen EU-Richtlinie im deutschen Medienrecht, in der es um die3 Ausweitung des sog. Product Placement geht. Wobei man sagen muss, dass solche schrecklichen Sendungen wie Germany’s Next Topfmodell ja ohnehin schon Dauerwerbesendungen darstellten und die Macher völlig ungeniert jeden verfügbaren Zentimeter, den Kameras einfangen konnten, mit Reklame und Marken zupflasterten. Schlimmer geht es eh nicht mehr… Also, die FAZ: „Product Placement. Ich sehe was, was du nicht sehen sollst“.
Wenn bei „Germany’s Next Topmodel“ der McFit-Fitnesstrainer zu Besuch kommt und die Kandidatinnen am Yogurette-Fotoshooting teilnehmen oder sich von den Marketingspezialisten des Handyherstellers Sony Ericsson beurteilen lassen, dann glaubt auch bloß Pro Sieben, dass das noch etwas mit dem Programm zu tun hat. Eigentlich ist Heidi Klums Modelsuche eine clevere Verlängerung der Werbezeit – und wird sich vom kommenden Jahr an noch besser vermarkten lassen. Denn dann ist vieles von dem, was sich der Sender bisher getraut hat, ohne die Vorgaben der Landesmedienanstalten allzu ernst zu nehmen, gesetzlich erlaubt. (…)
(…) Dabei passt sich die Politik mit der Neuregelung nur den derzeitigen Verhältnissen an. Schon jetzt sind viele Programme so mit Werbung durchsetzt, dass viele Zuschauer keinen Unterschied bemerken werden. Vor allem die Sender der Pro Sieben Sat.1-Gruppe biegen sich seit Jahren die Regeln nach den eigenen Vermarktungszielen zurecht. (…)
(…) Dass die partielle Öffnung für Werbung im Programm genauso gut dazu führen kann, dass künftig noch mehr Shows entstehen, die inhaltlich den Wünschen der werbenden Unternehmen entsprechen, spielt in der Debatte bisher keine Rolle. Das Problem am Product Placement sind nicht die Cornflakes. Es ist das Signal an die Sender, sich im Zweifel für ein Programm zu entscheiden, das sich am ehesten eignet, um Markenbotschaften zu transportieren. (…)