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Kinderarbeit für Baumwolle

Es ist wirklich nicht leicht, „korrekt“ zu konsumieren, sprich mit den eigenen Einkäufen keine Umweltzerstörung, Ausbeutung, Kriege, Lohndumping usw. mitzufinanzieren. Im Lebensmittelbereich gibt es immerhin ein paar Siegel, die einem die Orientierung erleichtern – Bio (in den verschiedenen Ausprägungen von EU-Bio bis hin zu den Anbauverbänden wie demeter oder Bioland) und FairTraide geben einem wenigstens eine ungefähre Orientierung vor, auf die man sich halbwegs verlassen kann. Wer z.B. sein Fleisch nicht ain Bio-Qualität kauft, kann fast immer davon ausgehen, dass das Erzeugnis aus Massentierhaltung stammt, und gleiches gilt für Zutaten wie Eier oder Milchprodukte, die in vielen Industrielebensmitteln stecken, von Keksen bis zur Schokolade.

Deutlich unübersichtlicher wird es leider, sobald man sich beispielsweise um Kosmetikartikel oder Mode bemüht – ich hatte ja schon einige Male davon berichtet, dass die Konzerne hier die absolut undurchsichtige und uneinheitliche Gesetzeslage bei der Auszeichnung ihrer Produkte gnadenlos ausnutzen, um den Verbraucher einzulullen. Es werden Pseudo-Siegel erfunden (siehe den Beitrag „Abzocke mit Bio-Siegeln [1]“) und man brüstet sich mit der Teilnahme an Sozialstandards, die jedoch auch industriefreundlichen Richtlinien beruhen. Auch „Bio-Baumwolle“ heißt nicht unbedingt, dass die Kleidung sozialverträglich oder ohne giftige Chemikalien hergestellt wurde, und manchmal lässt sich nicht einmal der biologische Anbau nachprüfen (siehe „Debakel und Etikettenschwinderl in der Öko-Modebranche [2]“).

Dass gerade die Anbau- und Erntebedingungen, die in den Baumwollländern herrschen, oft allen Beschreibungen spotten und ein sehr fahles Licht auf die nach außen hin so schillernde Modebranche werfen, war nun neulich Thema im MDR-Magazin Fakt – „Bremer Firma unterstützt Kinderarbeit [3]“. Vergleichbar zu den schändlichen Problemen mit der Kinderarbeit beim Schokoladenanbau gibt es also auch in diesem Bereich unschöne Entwicklungen – der günstige Preis vieler unserer Waren hat immer auch eine Schattenseite (die wir hierzulande oft nicht sehen und wahr haben wollen).

Handel fördert Verletzung der Menschenrechte
Dem Unternehmen wird vorgeworfen, Baumwolle aus einem Land einzukaufen, das besonders anfällig für Menschenrechtsverletzungen wie Kinderarbeit ist. In der Beschwerde des ECCHR heißt es, durch seine jahrelangen Handelsverbindungen zu den usbekischen Staatsunternehmen habe die Otto Stadtlander GmbH dieses System unterstützt und ermöglicht. Auch nach mehrmaliger Nachfrage wollte sich die Otto Stadtlander GmbH zu den Anschuldigungen nicht äußern.

Siebenjährige müssen Baumwolle pflücken
In Usbekistan müssen jedes Jahr Hunderttausende Kinder im Alter zwischen sieben und 16 Jahren die Baumwollfelder abernten. “Fakt” liegen aktuelle Aufnahmen vor, die zehnjährige Mädchen mit kiloschweren Säcken auf dem Rücken bei der Ernte zeigen. Das Filmmaterial belegt Kinderarbeit u. a. in den Regionen Samarkand, Buchara und Taschkent. Nach Schätzungen von Experten wird über die Hälfte der usbekischen Baumwollernte von Kindern erbracht. (…)

Apropos Baumwolle – dass dieser eigentlich so natürliche und angenehme Stoff auch von der Ökobilanz her leider nicht ganz unproblematisch ist, berichtete die Sendung Unser Land vor einigen Monaten. Stoffe wie Hanf erscheinen in dem Zusammenhang sicherlich als vorteilhafte Alternativen.


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