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Zerstörung der Landwirtschaft durch Spekulation und Monokulturen für Biogasanlagen

Ich hatte vor einigen Wochen ja schon einmal darüber berichtet – bzw. mich auf einen Beitrag der Sendung Markt auf N3 bezogen („Der Mais ist heiß [1]“) –, dass sich die (wie üblich) kurzsichtige Subventionierung von Maisanbau zur Erzeugung von Biogas durchaus nachteilig gestaltet. So gut die Idee ist, Reste aus der Landwirtschaft und nachwachsende Rohstoffe zur Energieerzeugung einzusetzen, um von fossilen Brennstoffen wegzukommen, so schädlich entwickelt sich dies nun nach einigen Jahren für die dortigen Landwirte, deren Pachten immer weiter steigen, so dass sich Monokulturen amerikanischen Stils ausbreiten und die Biodiversität und oft auch die Böden zerstören. Genauo bleibt natürlich die Möglichkeit der Bevölkerung auf der Strecke, sich regional selbst mit Lebensmitteln zu versorgen, wenn das, was angebaut wird, nur zur Energieerzeugung eingesetzt wird. Denn der auf diesen Felder angebaute Mais wandert ja nicht auf den Teller, sondern in besagte Biogasanlagen, die sich (Dank der Subventionen) finanziell erheblich besser rechnen als schnödes Essen.

quer hat dieses Thema letzte Woche erneut aufgegriffen und zeigt, dass diese neuen einseitigen Anbauprojekte letztendlich auch für die dortigen Moorböden rächen, von denen heutzutage in Bayern nur noch 5% der ursprünglichen Fläche übrig geblieben sind. Abgesehen davon, dass die Trockenlegung der Moore CO2 freisetzt, gefährdet dies auch die dortige Tier- und Pflanzenwelt. „Biogasanlagen als Klimakiller – Maisfelder schlucken Moore [2]“:

In Bayern verschwinden immer mehr Moore und Feuchtwiesen. Schuld sind Biogasanlagen und Billigmilchanbieter. Denn immer mehr Bauern wandeln Feuchtwiesen, die vorher als Weidefläche genutzt wurden, in Maisfelder um – das ist wesentlich lukrativer, da die Maispreise durch den Boom der Biogasanlagen kräftig gestiegen sind. Maismonokulturen statt grüner Wiesen: das sieht nicht schön aus und schadet dem Klima, denn Feuchtwiesen und Moore binden viel mehr Treibhausgase, als Ackerland.

Auch das ARD-Magazin Plusminus befasste sich mit dieser Problematik – „Kampf um Ackerboden: Wie nach der Finanzkrise Renditejäger jetzt von den Äckern vertreiben [3]“, und kritisiert deutlich die Monopolisierung des Landbesitzes in Ostdeutschland, wo sich einige Großunternehmen immer mehr Felder unter den Nagel reißen. Die dort angerissene Entwicklung klingt ausgesprochen bedrohlich und bedenklich, wie ich finde, denn sie entzieht den Menschen nach und nach ihre Lebensgrundlage:

Schwere Zeiten für Bauern in Ostdeutschland: Weil kapitalkräftige Investoren auf Einkaufstour sind, haben sich die Preise für Ackerland verzehnfacht. Klassische Landwirte können da oft nicht mehr mithalten. Es sind Aktionäre und branchenfremde Investoren, die nach Äckern, Wäldern und Weiden greifen. (…)

(…) Außerlandwirtschaftliche Investoren boten auch in der Uckermark Spitzenpreise. Stefan Palme, der dort 240 Hektar Pachtland ökologisch bewirtschaftet, sieht das mit großer Sorge. Bei der Geschwindigkeit, mit der sich diese Wandlung in den letzten Jahren vollziehe, könne man davon ausgehen, dass es in zehn bis zwanzig Jahren kaum noch landwirtschaftliche Betriebe im herkömmlichen Sinne in Brandenburg gebe, sondern dass das Land aufgeteilt werde zwischen einer Handvoll Investoren, Aktiengesellschaften und Eigentümern von Industriebetrieben. Stefan Palme sieht keine Tendenz, dass sich dieser Prozess verlangsamt – eher, dass er sich beschleunigt.


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