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Weise Worte (9) (Discounter)

Das Sündenregister mancher Discounter kommt dem Begriff „kriminelle Vereinigung“ ziemlich nahe. Allen voran marschiert Lidl: Mitarbeiter werden überwacht, Autos und Taschen des Personals durchwühlt, Betriebsratswahlen verhindert, Kontrolleure besuchen kranke Mitarbeiter zuhause, Kassierer können vor lauter Stress nicht mehr pinkeln und denken über Windeln nach. Unfassbare Arbeitsbedingungen, sauber dokumentiert, für jeden nachlesbar. Einkaufen bei Lidl und Konsorten bedeutet Kumpanei und Unterstützung für soziales Dumping steinzeitlicher Prägung.

Zur Produktqualität sollte man sich die Pestizid-Tests anschauen. Hier waren die Discounter immer wieder auffällig. Reichlich Gift und Galle für alle. Erinnern Sie sich noch an den stinkenden Gammelfleischberg? An Umetikettierungen abgelaufenen Hackfleischs? Auch hier glänzten die Discounter. Bei solchen Preisen und entsprechend schmalen Margen kann es sich niemand leisten, verdorbene Ware wegzuschmeißen. Neues Datum drauf, basta, der Appetit kommt beim Essen. Und die Olivenöle? Die stammen aus angefaulter Massenware, von Planierraupen zusammengeschaufelt, mit Heißdampf gereinigt. Schwer lecker!

Die Preise treiben einem ohnehin Tränen in die Augen. T-Shirts für 5,99 – das geht nur mit Kinderarbeit und nackter Ausbeutung. Weine für 1,59 – welche Winzerfamilie, welche Kulturlandschaft soll da überleben? Milch billiger als Wasser – auf Kosten von Bauern und Tieren.

Das alles hat die Billigeinkäufer nie interessiert, das soziale Gewissen wird an der Kasse abgegeben. Aber Geiz war noch nie geil. Geiz ist riegeldumm.

Manfred Kriener ist einer von zwei Chefredakteuren des Umweltmagazins „Zeozwei” – taz 1.5.2009 [1]

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