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Dioxin-Skandal – Gift im Futter

Regelmäßige Leser wissen, dass ich hier im Blog schon des Öfteren über die Auswüchse der industrialisierten Landwirtschaft und des solcherhart als „Lebensmittel“ deklarierten Industriefraß berichtet habe – Massentierhaltung, Pestizideinsatz, Monokulturen, Umweltzerstörung, Bienensterben [1], Monopolisierung, all dies sind Folgen und Auswirkungen eines Renditewahns, der aus Nahrung ein Produkt wie jedes andere macht. Und so dürfen die in schöner Regelmäßigkeit wiederkehrenden Skandale im Zusammenhang mit Industriefleisch eigentlich auch niemanden wundern. Trotzdem wird immer, wenn wieder mal etwas in größerem Rahmen aufgeflogen ist, ein Aufschrei durch die Presse, der nach wenigen Wochen vergessen ist – sowohl bei den Medien wie auch bei den Konsumenten, die die Verbindung ihres eigenen Billigbilligbillig-Konsumverhaltens mit den entsprechenden Skandalen tunlichst verdrängen und so weitermachen wie bisher [2].

Folglich ist auch der aktuelle Dioxin-Skandal keine echte Überraschung – erstaunlich ist vielleicht, dass der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter deutlich ausspricht, dass dieser Skandal auch der Jagd nach billigen Rohstoffen [3] geschuldet ist. Ein Schock – extrem niedrige Preise un dhoher Kostendruck bewirken auf Dauer sinkende Qualität?! Na sowas!

(…) Nach Ansicht des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter (BDM) werden im Dioxinskandal die Auswirkungen einer verfehlten Agrarpolitik deutlich, deren Weichenstellungen vorrangig darauf ausgerichtet seien, dass Lebensmittel immer billiger werden müssen. Der ständige Preisdruck und eine immer stärkere Konzentration in der Nahrungsindustrie sorgten immer wieder für Lebensmittelskandale großen Ausmaßes. Der BDM-Vorsitzende Romuald Schaber forderte die Politik zum Handeln auf: «Billige Lebensmittel und weltweite Wettbewerbsfähigkeit dürfen nicht weiter die alleinige Richtschnur des politischen Handelns sein.»

Die Tierschutzvereinigung PETA berichtet auch über die Seite des Dioxin-Skandals, der in den Medien gerne nur ganz am Rande erwähnt wird, nämlich dass zigtausende von Tieren nun völlig sinnlos abgeschlachtet und zu einem „Wegwerfprodukt“ werden.

10 000 Tiere getötet!
Es wird nun von der Gefahr für den Verbraucher berichtet und dem Imageschaden für die Fleisch- und Eierindustrie – aber was passiert mit den Millionen von unschuldigen Tieren, die vergiftetes Futter bekamen?
In einer ad hoc Aktion wurden bereits fast 10 000 Tiere getötet und wie Abfall entsorgt. Wir befürchten, dass die Zahl der getöteten Tiere auf einen sechsstelligen Bereich ansteigen könnte. Mehr als  4700 landwirtschaftliche Betriebe wurden in Deutschland wegen des Skandals gesperrt.

Gesetze und Kontrollen
Trotz immer wieder auftauchender Lebensmittelskandale und tierquälerischer Zustände in dieser Branche wurden die Gesetze in den letzten Jahren stets weiter zu Gunsten der Intensivtierhalter-Lobby verwässert und die Kontrollen zurückgefahren.
Die leidtragenden sind dabei immer die Tiere, die in diesem Industriezweig bis zum Äußersten ausgebeutet werden, um einen maximalen Profit zu erzielen. Auch vor den Gefahren für den Verbraucher scheut die Branche nicht zurück.

Und außerdem wird auch Kritisches zum QS-Prüfsiegel angemerkt, mit dem den Verbrauchern ja eine Art Qualität vorgegaukelt werden soll, auf dass er bedenkenlos zum entsprechenden Produkt greife – „Panscher-Betrieb ist mit QS-“Qualitätssiegel” zertifiziert [4]“:

PETA Deutschland e.V. hat über Jahre bewiesen, dass die Agrarindustrie die Öffentlichkeit, die Justiz und auch die ihr meist wohlgesonnenen Behörden und Gesetzgeber systematisch belügt und betrügt – wie auch jetzt im Dioxin-Skandal. Laut PETA ist dies Normalität in der skrupellosen agrarindustriellen Branche.
Aktueller Beweis: Der Dioxin-Panscher-Betrieb Harles & Jentzsch aus Uetersen ist, wie die meisten anderen auch, QS-zertifiziert (QS-ID: 4031735944402). Das Zertifikat trägt die Unterschrift des DLG-Präsidenten.

„QS ist die größte Verbrauchertäuschung, die Deutschland je erlebt hat“, fasst der Agrarwissenschaftler Dr. Edmund Haferbeck, die PETA-Kampagne gegen QS zusammen. „Es ist unerträglich, wie die großen Einzelhandelsketten den Verbraucher hinter’s Licht führen, wenn QS-zertifiziertes Fleisch als „qualitätssicher“ angeboten wird“.
QS ist das brancheneigene Prüfsiegelsystem, welches von der als verfassungswidrig abgewickelten CMA nach den Fleischskandalen 2001 mitbegründet wurde. Hauptgesellschafter ist der Deutsche Bauernverband (DBV), die Fleischwirtschaft, der Einzelhandel (vor allem REWE) und der Deutsche Raiffeisenverband. QS ist reines Blendwerk, wer QS-Produkte kauft, kann nahezu sicher sein, Tierqualprodukte zu erwerben, denn QS adelt die Produkte aus der konventionellen Tierproduktion und diese ist systemimmanente Tierquälerei.
PETA widerspricht nachdrücklich dem QS-Anhänger Dr. Born vom DBV, der verbreitet, die brancheneigenen Kontroll- und Sicherheitssysteme hätten in Dioxin-Skandal funktioniert – mitnichten, in dieser Branche funktioniert nur der Betrug.

Ins gleiche Horn stößt auch Franz Alt auf der Sonnenseite – „Die Futtermittelindustrie als kriminelle Vereinigung [5]“:

(…) Dass in der konventionellen Landwirtschaft Huhn, Schwein und Rind zur Entsorgung von Abfällen – auch von Giften – benutzt werden, müsste eigentlich jedem nachdenklichen Verbraucher schon lange klar sein.  Dennoch kaufen viele Konsumenten noch immer nach dem fatalen Motto „Hauptsache billig“.

Solange sich das nicht ändert, darf sich niemand über den nächsten Skandal wundern. Nichts ist langfristig so teuer wie „billige“ Lebensmittel. Und genau dieses Verhalten produziert viel kriminelle Energie beim Hühnerei und beim Schweinefleisch. (…)

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