- Konsumpf – Forum für kreative Konsumkritik – Culture Jamming, Nachhaltigkeit, Konzernkritik, Adbusting - https://konsumpf.de -

Schießen ist meine Leidenschaft – Der Waffenwahnsinn

Spätestens seit den Amokläufen in deustchen Schulen in den letzten Jahren ist das Thema privater Waffenbesitz auch hierzulande zu einem heißdiskutierten geworden. Michael Moore dokumentierte in „Bowling for Columbine [1]“ bereits 2002 den Wahnsinn der in den USA quasi frei verfügbaren Waffen, mit all seinen Folgen für sowohl das gesellschaftliche Gefüge als auch die Zahl von Gewalttaten und Amokläufen, die (u.a.) daraus resultieren. Denn natürlich entwickelt sich aus dem persönlichen, eigenen Sicherheitsgefühl, das eine Pistole im Nachttischchen vermitteln mag, in der Summe, wenn sich alle Leute bewaffnen, eine gesteigerte Unsicherheit. Da die Waffenlobby (und die ganze „Angst-Industrie“) in den Vereinigten Staaten allerdings sehr mächtig ist und mit den Bush-Präsidenten auch starke Fürsprecher hat(te), war nicht daran zu denken, dass es wirklich schärfere Waffengesetze geben wird.

Zum Glück sind die Zustände in Europa, auch bei uns in Deutschland, (noch?) nicht so schlimm – außerhalb des Sportschützenbereichs kommt man legal als Privatmann nicht an Schusswaffen. Nun wurde ich gestern durch die Mail einer Blogleserin darauf aufmerksam gemacht, dass im WDR-Schulfernsehen (!) eine interessante Sendung lief, die sich mit genau dieser Problematik kritisch auseinandergesetzt hat – ich zitiere aus ihrer E-Mail:

Ich habe heute morgen einen Beitrag im Fernsehen gesehen, der mich fast umgehauen hat – so sehr hat er mich aufgeregt. Es geht um Schusswaffen in Deutschland und den Amoklauf von Winnenden. Ich weiß nicht, ob dies so richtig in deine persönliche „Blogsphäre“ passt, aber immerhin berichtest du auch ab und an von den Waffengeschäften großer Unternehmen wie der Deutschen Bank. Der Beitrag zeigt vor allem die unglaubliche Ignoranz heutiger Schützenvereine, die ihren Sport und ihre bisherigen Regeln (z.B. Schießerlaubnis für Jugendliche, kein Wegschließen der Waffen) mit Schein-Argumenten verteidigen, dass „nun auch mal Schluss sein sollte mit dem Thema“ denn „in den USA wird auch andauernd einer erschossen, da gibt’s kein Drama, da wird mal einen Tag [drüber gesprochen] und das war’s“ (nach Minute 11) … immerhin ist gegen Sportgeräte, wie eben auch Schusswaffen, nichts einzuwenden, denn „beim Fußball hab ich auch [Spike-]Schuhe an, damit kann ich auch jemanden verletzen, da gibt’s auch Wadenbein- und Schienbeinbrüche“ … (Nach Minute 7) (was natürlich absolut vergleichbar ist mit Sportgeräten, die innerhalb weniger Sekunden ein Dutzend Menschen töten können).

Da ich in meinem Blog ja immer wieder abseits der reinen Konsum- und Reklamekritik auch gesellschaftliche Entwicklungen beleuchte, dachte ich mir, dass ich diesen Beitrag also auch gut hier im Konsumpf vorstellen könnte. Es geht um die Doku „Schießen ist meine Leidenschaft [2]“, die leider nicht auf den üblichen Videoportalen wie YouTube zur Verfügung steht, aber derzeit noch auf der Website von Planet Schule angeschaut und heruntergeladen werden kann. Sollte die Sendung dort igrendwann offline sein, einfach Bescheid sagen, da lässt sich sicher was machen…

“Wir gelten schon fast als potentielle Mörder”, sagt Hans Schimko, Schütze aus Leidenschaft. Seit dem Amoklauf von Winnenden muss er sich unangenehmen Fragen stellen: Ist eine Schusswaffe wirklich ein Sportgerät? Warum darf er mit seinem Waffenschein eine Neun-Millimeter-Waffe besitzen, wie der Amokläufer sie verwendet hat, obwohl sie als Sportwaffe nicht taugt? Nicole Nalepa wurde nur 15 Jahre alt. Ihre Mutter hat sich mit anderen Eltern zum “Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden” zusammengeschlossen. Sie fordern: keine Aufbewahrung von Waffen in Privathaushalten, kein Schießtraining für Kinder und Jugendliche. Damit ecken sie bei Schützen heftig an.

[2](aufs Bild Klicken, um zur WDR-Seite zu gelangen)

Verwandte Beiträge: