Mrz
08
2010
1

Weise Worte (18)

Es gibt Tausende, die im Prinzip gegen Krieg und Sklaverei sind und die doch praktisch nichts unternehmen, um sie zu beseitigen … Sie zögern, bedauern, und manchmal unterschreiben sie auch Bittschriften, aber sie tun nichts ernsthaft und wirkungsvoll. Sie warten – wohlsituiert –, dass andere den Missstand abstellen, damit sie nicht mehr daran Anstoß nehmen müssen. Höchstens geben sie ihre Stimme zur Wahl, das kostet nicht viel, und der Gerechtigkeit geben sie ein schwaches Kopfnicken mit auf den Weg, während sie an ihnen vorübergeht.

– Henry David Thoreau („Über die Pflicht zum Umgehorsam gegen den Staat“)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Jan
07
2010
1

Weise Worte (17)

Illusion als Ware

Chaos, Vielfalt und Kreativität können für eine moderne Industriegesellschaft gefährlich sein. Darum werden Menschen in ihr nivelliert. Ihre Kreativität wird ihnen abgekauft, auf den Bereich der Produktion gelenkt und zum Beispiel der Firma nutzbar gemacht. (Dabei spielt es keine Rolle, ob diese ›Firma‹ nun Aluminiumfelgen, Theaterinszenierungen, Babynahrung, Waffen oder Kunstausstellungen ›produziert‹.) Was dann als Wunsch nach Buntheit und Vielfalt noch übrig bleibt, wird über Moden, Trends oder Zeitgeist-Epidemien kanalisiert. Hierzu muß es konsumierbar gemacht und angeboten werden. Normalerweise reicht dazu der Fernseher, in hartnäckigen Fällen muß schonmal ein Open-Air, ein Abenteuerurlaub oder ein neues Cabriolet herhalten. All das kann man in Agenturen kaufen, buchen, ordern, bestens geschmiert vom Gleitmittel ›Werbung‹.

Ein kluges System, vor allem deshalb, weil die Nivellierten ihre Nivellierung kaum bemerken. Geschickt wird ihnen die Illusion belassen, sie seien tatsächlich kreativ, wo sie doch in Wirklichkeit vorgefertigte Ware konsumieren. Illusion, die man kaufen kann.“

– Horst Stowasser, „Anarchie!“

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Nov
10
2009
5

Weise Worte (16)

Billig ist nicht gut genug

Es gibt kaum etwas auf dieser Welt, das nicht irgend jemand ein wenig schlechter machen und etwas billiger verkaufen könnte, und die Menschen, die sich nur am Preis orientieren, werden die gerechte Beute solcher Machenschaften.

Es ist unklug zuviel zu bezahlen, aber es ist noch schlechter, zuwenig zu bezahlen.

Wenn wir zuviel bezahlen, verlieren wir etwas Geld, das ist alles. Wenn wir dagegen zu wenig bezahlen, verlieren wir manchmal alles, da der gekaufte Gegenstand die ihm zugedachte Aufgabe nicht erfüllen kann.

Das Gesetz der Wirtschaft verbietet es, für wenig Geld viel Wert zu erhalten. Nehmen wir das niedrigste Angebot an, müssen wir für das Risiko, das wir eingehen, etwas hinzurechnen.

Und wenn wir das tun, dann haben wir auch genug Geld, um etwas Besseres zu bezahlen.

John Ruskin
(Engl. Sozialreformer 1819–1900)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Kommentare: 5 | Discounter,Wirtschaft | Schlagwörter: , , , |
Okt
06
2009
5

Weise Worte (15)

Der Selbstsucht gehört die Zukunft
Es ist der Triumph der Ellenbogen, der Gewinn der Egomanie. Auf jene, die sich optimistisch Liberale rufen, springen dieser Tage vornehmlich junge Menschen an. Junge Menschen, denen man den Ellenbogen schmackhaft machen kann, die ihn auch selbst schon probiert, eingesetzt oder erfahren haben. Menschen, die es als selbstverständlich anerkennen, dass gesunde soziale Kälte, Ignoranz am Nächsten, egoistisches Vorankommen und als Toleranz verkleidetes Desinteresse an der Not des Mitmenschen, zur gesellschaftlichen Norm taugen. Es findet eine Klientel zur geballten politischen Institution, die dem Konsumliberalismus vollkommen erlegen ist, materielle Güter zum obersten Gebot, finanziellen Reichtum zum Ideal, Überlegenheit zum Lebensprinzip erhoben hat. Was die Freien Liberalen ansprechen, das sind die niedersten Beweggründe des Menschen. Sie verklären jeden sozialen Gedanken, tun ihn als Schwärmerei ab, krönen ersatzweise die Gier, den zur Egomanie verkommenen Individualismus, den abgewinkelten Arm zum Sinn des Daseins. Junge Menschen, in eine Welt geworfen, die sich freigemacht hat von ideellen Werten, die nur Titel, Konten, Posten wertig sein läßt; junge Menschen, die in ein Leben geworfen wurden, durch das verelendete Massenmedien leiteten, das von mangelnder Nutzwert-Bildung flankiert wurde, in dem die voll entfaltete Oberflächlichkeit der Konsumgesellschaft regierte, sind gefundenes Fressen für die technokratischen Leistungsbotschaften jener Partei. Sie spricht Menschen dort an, wo der Verstand verstorben ist, erklärt ihnen, dass sie sicherlich zu denen gehören werden, die auf der Seite der Starken logieren, auf jener Seite, von der man auf das kleine elende Häufchen der Schwachen hinabspucken darf.

Ad Sinistram-Blog

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Kommentare: 5 | Demokratie,Gesellschaft,Politik | Schlagwörter: , , |
Aug
19
2009
3

Weise Worte (14)

Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Kaufen und Verkau­fen stehen unter dem Motto „caveat emptor“ („Kunde, sieh dich vor!“). Ganz gleich, was wir kaufen oder verkaufen, wir sind fest ver­wurzelt in der Lüge. Schließlich bedeuten Vermarktung und Werbung nichts anderes, als Dinge durch Lügen zu verkaufen. Auch uns selbst verkaufen wir durch Lügen.

Zeitungen und Fernsehen leben vom Verkaufen (durch Lügen). Ge­setze gegen unlautere Werbung beziehen sich nur auf den Text und ha­ben kaum Einfluss auf den Lügengehalt von Bildern und Auslassungen. Wir erwarten von der Werbesendung ebenso wenig die Wahrheit, wie von den Sendungen dazwischen, seien dies Nachrichten oder politische Reden. Wir wissen, dass wir von Lügen umringt sind, aber wir wissen nicht, was wir dagegen tun können.

Als zivilisierte Erwachsene sind wir gänzlich darauf eingerichtet, zu lügen und die Lügen anderer hinzuneh­men. So betrachtet ist es gar kein Wunder, dass die Menschen die Lügen ihrer gewählten Vertreter genauso wie die der Werbung und der Massenmedien ein­fach passiv hinnehmen: Von früher Jugend an wurden sie unermüdlich in dieser Haltung trainiert­.

Claude Steiner, „Wie man Lebenspläne verändert“, 1998/2009

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Aug
04
2009
3

Weise Worte (13)

Die Leute wollen verarscht werden. Niemand will wissen, was wirklich drin ist. Sonst würde sich das keiner gefallen lassen. Auch wenn Herr Bode (von foodwatch) immer gerne davon spricht, dass man sich mit der Leberwurst nicht so lange befassen kann, wie mit dem Kauf einer Eigentumswohnung. Das muss man nicht. Jeder weiß – auch dank foodwatch – dass in normalen Geschäften KEINE unbedenklichen Lebensmittel verkauft werden. Das ist den Leuten egal. Solange es billig ist, und kein Totenkopfsymbol davor warnt, wird es gekauft. Die anderen essen das doch auch. Würde man radioaktiven Abfall anbieten, auch der würde gehen. Heute nur 29 Cent statt 1,99. Kauf mich.

Es ist auch keineswegs ein Lebensmittelchemiestudium erforderlich um zu überleben. Nahrungsaufnahme ist etwas, was die meisten mehrmals täglich tun. Da kann man schon erwarten, dass es wichtiger ist als die technischen Details des neuen Autos oder Fernsehers zu kennen. Und wenn es nur das Wissen ist, dass man beim Discounter und im Supermarkt grundsätzlich verarscht wird. Das ist nicht schwer, das kann jeder lernen.

– Horst Klier, „Soylent Gourmet-Suppe“ (der komplette Artikel lohnt sich!)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Kommentare: 3 | Ernährung,Konsumkritik | Schlagwörter: , , |
Jul
01
2009
2

Weise Worte (11)

„Die wohlfeilste Art des Stolzes ist der Nationalstolz. Denn er verrät dem damit behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deutlichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, worauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein: Hieran erholt er sich und ist nun danbkbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, zu verteidigen.“

Arthur Schopenhauer (1788–1860), „Aphorismen zur Lebensweisheit“

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Jun
09
2009
1

Weise Worte (10)

»Nur die Wachsamen werden ihre Freiheiten behalten,  und nur diejenigen, die pausenlos und verstehend vor Ort sind, dürfen darauf hoffen, sich selbst effektiv mit demokratischen Strukturen zu regieren. Einer Gesellschaft, in der die meisten Mitglieder nicht vor Ort sind, weder in der Gegenwart noch in der nahen Zukunft, sondern irgendwo anders, in den irrelevanten Welten des Sports und der Seifenopern, der Mythologien und metaphysischen Spinnereien, wird es nicht leicht fallen, dem Vordringen derjenigen Einhalt zu gebieten, die uns manipulieren und kontrollieren werden.«

Aldous Huxley – «Schöne Neue Welt» (1946!)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Kommentare: 1 | Demokratie,Gesellschaft | Schlagwörter: , |
Mai
14
2009
5

Weise Worte (9) (Discounter)

Das Sündenregister mancher Discounter kommt dem Begriff „kriminelle Vereinigung“ ziemlich nahe. Allen voran marschiert Lidl: Mitarbeiter werden überwacht, Autos und Taschen des Personals durchwühlt, Betriebsratswahlen verhindert, Kontrolleure besuchen kranke Mitarbeiter zuhause, Kassierer können vor lauter Stress nicht mehr pinkeln und denken über Windeln nach. Unfassbare Arbeitsbedingungen, sauber dokumentiert, für jeden nachlesbar. Einkaufen bei Lidl und Konsorten bedeutet Kumpanei und Unterstützung für soziales Dumping steinzeitlicher Prägung.

Zur Produktqualität sollte man sich die Pestizid-Tests anschauen. Hier waren die Discounter immer wieder auffällig. Reichlich Gift und Galle für alle. Erinnern Sie sich noch an den stinkenden Gammelfleischberg? An Umetikettierungen abgelaufenen Hackfleischs? Auch hier glänzten die Discounter. Bei solchen Preisen und entsprechend schmalen Margen kann es sich niemand leisten, verdorbene Ware wegzuschmeißen. Neues Datum drauf, basta, der Appetit kommt beim Essen. Und die Olivenöle? Die stammen aus angefaulter Massenware, von Planierraupen zusammengeschaufelt, mit Heißdampf gereinigt. Schwer lecker!

Die Preise treiben einem ohnehin Tränen in die Augen. T-Shirts für 5,99 – das geht nur mit Kinderarbeit und nackter Ausbeutung. Weine für 1,59 – welche Winzerfamilie, welche Kulturlandschaft soll da überleben? Milch billiger als Wasser – auf Kosten von Bauern und Tieren.

Das alles hat die Billigeinkäufer nie interessiert, das soziale Gewissen wird an der Kasse abgegeben. Aber Geiz war noch nie geil. Geiz ist riegeldumm.

Manfred Kriener ist einer von zwei Chefredakteuren des Umweltmagazins „Zeozwei” – taz 1.5.2009

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Kommentare: 5 | Discounter | Schlagwörter: , , , , , |
Apr
30
2009
2

Weise Worte (8)

Die Werte, die heute unser Leben bestimmen, sind ökonomische Werte, keine demokratischen Werte. Unser System wird vor allem definiert durch die Gesetze und Regelungen, die wir als Angestellte, Kunden und Konsumenten erfüllen. PR-Firmen sind selbst Unternehmen, die existieren, um die Propaganda-Interessen ihrer Kunden zu vertreten. Und wie jeder weiß, der für ein Unternehmen tätig ist, gibt es am Arbeitsplatz keine Demokratie. Genauso wenig wie in Washington und in den Hauptstädten der Bundesstaaten, wo die Partikularinteressen der Unternehmen die politischen Geldbörsen kontrollieren, die Kandidaten ins Amt bringen und sie dort halten.

PR existiert, um die nötigen Illusionen zu erzeugen, um die Lücke zwischen dem Traum von Amerika und der Realität der amerikanischen Gesellschaft zu überbrücken.

John Stauber & Sheldon Rampton, Giftmüll macht schlank (1995/2006)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken

Konsumpf 2008 - Powered by WordPress | Aeros Theme | TheBuckmaker.com WordPress Themes