Aug
12
2010
4

„Milliardäre spenden – aber für was?“

@ dleafy, stock.xchng

Letzte Woche geisterte es groß durch die gesamte Medienlandschaft (z.B. taz, Spiegel) und auch das Web2.0 – angeregt durch Bill Gates und Warren Buffett haben 40 Milliardäre in den USA die Absichtserklärung abgegeben, mindestens die Hälfte ihres Vermögens zu spenden. Dies löste die verschiedensten Reaktionen aus – von begeistertem Lob über skeptische Beäugung bis hin zur Ablehnung dieser Initiative und vor allem der Motive der edlen Spender. Tatsächlich ist das Ganze durchaus nicht so leicht zu beurteilen, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Natürlich ist es einem Milliardär erst einmal positiv anzurechnen, wenn er sich von einem Teil seines Vermögens trennt, um damit (hoffentlich) sinnvolle soziale oder Umweltschutzprojekte zu fördern – das ist allemal besser, als das Vermögen nur zu horten und zum eigenen Nutzen zu mehren.

Allerdings muss man auch sehen, dass manche dieser Milliardäre zuvor ihr Geld aber genau mit solchen Geschäften gemacht haben, die dafür gesorgt haben, dass solche sozialen Projekte überhaupt notwendig sind – sprich, sie haben sich direkt oder indirekt (über Investitionen/Aktien) an den Konzernen und Wirtschaftsstrukturen beteiligt, unter denen große Teile der Welt leiden. Von daher sind manche der so angehäuften Milliarden eh ungerechtfertigt angehäuft worden und die Abgabe eines Teiles davon weniger großzügig als nur logisch. Das ist ein wenig so, als wenn ich irgendwo einbreche und hinterher die Hälfte zurückgebe, um mich dann als Wohltäter feiern zu lassen… Von daher hat man es als Millionär oder Milliardär nicht so leicht, sein Vermögen sinnvoll einzusetzen, ohne dass Hintergedanken vermutet werden.

Zu den kritischen Stimmen dieses Spendencoups zählt u.a. auch der Naturgetr.eu-Blog, der sich fragt „Milliardäre spenden – aber für was?“ und damit die Überlegung anregt, dass die Verwendung der Spenden keineswegs nur auf nützliche Projekte beschränkt ist und so vielleicht eher der Publicity dient, als wirklich zu hefen

[…] Für was genau gespendet wird, kann sich jeder Millardär selbst aussuchen, in welche Richtung das jeweils geht, kann man auf The Giving Pledge (unter dem jeweiligen Namen) nachlesen. Nun, in machen Fällen ist ja aus der Vergangenheit bekannt, wozu und unter welchen wirtschaftlichen und medialen (d.h. propagandistischen) Umständen solche Spenden angelegt werden.

Vielleicht sollten die aufgrund ihres Reichtums doch recht realitätsfernen und weltfremden Spender mal jemanden mit Überblick und Alltagsbezug fragen, wozu man Geld spenden sollte – da käme sicher nicht Genforschung oder Hirnforschung raus (wofür manche der Milliardäre spenden) sondern z.B. gegen Welthunger, für sauberes Trinkwasser, gegen Kinderarmut, für Bildungschancen (insbesondere in der so genannten Dritten Welt) und dergleichen mehr. […]

Auch im Spiegelform ging es diesbezüglich hoch her – ein User namens o.huxley meinte dazu:

[…] FAZIT:Es geht um intelligente Vermögensverwaltung.
Milliardäre spenden ihr Geld , dieses wird wiederum in bestimmte Werte investiert(Aktien usw.). Durch den Deckmantel einer humanitären Stiftung/Organisation sind folglich illegale Investments um ein vielfaches einfacher.
Es stehen neue, viel effektivere Möglichkeiten zur Geldmaximierung offen.
Die erwirtschafteten Gewinne können ausgeschüttet und geteilt werden oder ihre Funktion in einer gemeinsam angestrebten Agenda wiederfinden. Das eine schließt das Andere nicht aus.

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Jul
14
2010
4

Die Gier der Kirchen

Über so manches Übel unserer heutigen Gesellschaft habe ich hier in meinem kleinen Blog ja schon berichtet, manches Unwesen angeprangert und viele unselige Entwicklungen gegeißelt. Gerade die durch dieses unser Wirtschaftssystem geförderte Tendenz, der Profitmaximierung vieles unterzuordnen und nur auf den eigenen Vorteil aus zu sein, zeichnet das Wirtschaftstreiben aus, vor allem im größeren „globalisierten“ Maßstab gesehen. Eine Determinante, die unser Leben immer noch mitbestimmt, habe ich dabei allerdings bisher ausgespart – die Kirche. Nicht aus Pietät oder moralischen Gründen, sondern weil das Thema Religionskritik eigentlich etwas für andere Blog ist und hier irgendwie zu weit führte. Dennoch animiert mich der Beitrag „Kirchenaustritt: Gebühren und Schikanen“, den Panorama unlängst sendete, nun doch einmal das ganz und gar weltlich-geldliche Streben der Kirchen, vor allem der katholischen, zumindest schlaglichtartig zu beleuchten:

Die Zahl der Kirchenaustritte ist auf Rekordniveau. Immer mehr Menschen kehren der Kirche den Rücken. Und jeder abtrünnige Gläubige bedeutet für die Kirche auch weniger Geld. Aber die Kirche schaut nicht tatenlos zu: Die beiden großen Kirchen in Deutschland und auch einige Gemeindeverwaltungen legen Austrittswilligen zum Teil unerwartete Hürden in den Weg. […]

Der Spiegel berichtete vor einigen Wochen ja ebenfalls über die Unsummen, mit denen das kirchliche Treiben vom Staat, und damit von Steuerzahler, quersubventioniert wird – „Geheime Parallelwelt“:

Prunksucht, Diebstahl, undurchsichtige Kassen: Die katholische Kirche wird von Finanzaffären erschüttert. Während an der Basis gespart werden muss, bleibt manchen Bischöfen kaum ein Wunsch unerfüllt. […]

“Die katholische Kirche hat das angeborene Recht, unabhängig von der weltlichen Gewalt, Vermögen zur Verwirklichung der ihr eigenen Zwecke zu erwerben, zu besitzen, zu verwalten und zu veräußern”, so steht es im Kirchenrecht. Dieses “angeborene Recht” und die dahinterliegenden Milliarden zu verteidigen ist eine der zentralen Aufgaben der Bischöfe. […]

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Jan
19
2010
6

Zwei Fernsehtipps: „Verführer Supermarkt“ und „Geld für alle!“

Schnell zwei Tipps für alle TV-Gucker – heute Abend (Di., 19.1.) um 23:15 22:30 Uhr läuft im NDR die Doku „Verführer Supermarkt“:

Jeder Deutsche kauft durchschnittlich dreimal wöchentlich ein. Doch was landet in seinem Einkaufswagen und weshalb? Eine Spurensuche nach Mogelpackungen, Qualitätsmängeln und verdeckte Preiserhöhungen.

Für “45 Min”, das neue Dokumentationsformat im NDR Fernsehen, sind die Autoren Carsten Rau und Hauke Wendler in die Welt hinter den Einkaufsregalen eingetaucht. Sie haben Märkte besucht, die Auszeichnungen erhalten haben, vor allem aber Umsatz machen sollen. Sie haben Kaufleute getroffen, die Mogelpackungen kritisieren und sie dennoch in ihren Märkten anbieten. Und immer wieder haben sie eine Antwort gehört: “Der Kunde kann doch selbst entscheiden.” – Kann er das wirklich?

Die aufwendig realisierte Dokumentation zeigt erstmals auch neue Technologien aus der Marktforschung. Virtuelle Einkaufswelten, in denen jeder Blick, jeder Griff ins Regal analysiert wird. Zum Wohle des Kunden, sagen die Marktforscher. Um ihnen noch mehr Geld aus der Tasche zu ziehen, kritisieren Verbraucherschützer.

Und morgen (Mi., 20.1.) gibt es um 23:30 Uhr in der ARD die Sendung „Geld für alle!“:

US-Städte verwahrlost, Dubai “pleite”, Spekulanten im Gold- und Zinsrausch, Unternehmer in der Kreditklemme. Die deutsche Kanzlerin ist sauer auf ihre Banker, der Bundespräsident besorgt. Die “Bad Boys” agieren – die “Bad Banks” reagieren. Was hat sich seit der globalen Finanzkrise eigentlich geändert – außer, dass die Staaten unglaublich viel ärmer geworden sind und die Schaffenden um ihre Jobs bangen? Warum scheinen alle nationalen und internationalen Regeln nicht zu greifen? Die Experten streiten über Folgen der Finanzkrise und über neue Chancen. Die Politiker laborieren an den Symptomen. Frage nur: Ist unser Finanzsystem im Kern überhaupt “gut und funktional”? Gehen wir mit unserem Geld richtig um? Und taugen Begriffe wie “Wachstum” und “Arbeit” noch als praktische Symbole für den Weg in eine bessere Welt?
Die beiden ARD-Reporter und -Präsentatoren Tobias Schlegl und York Pijahn machen sich auf die Suche nach Alternativen. Gibt es realistische Möglichkeiten, den Zyklus der Krisen zu mildern, gar zu sprengen?

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Jan
25
2009
2

Wissensbasis: Weltgesellschaft ohne Geld

bacher_old_red___Der eine oder andere hat es vielleicht schon bemerkt: seit heute gibt es eine neue Rubrik = Seite beim Konsumpf, nämlich die Wissensbasis. Hinter diesem etwas hochtrabenden Begriff verbirgt sich mein Versuch, vieles von dem, was in den täglichen Beiträgen meines Blogs an grundlegender Information verstreut auftaucht, zu bündeln und quasi als Ausgangspunkt für weitere Recherchen zu diversen Themengebieten, aber auch einzelnen Konzernen, zur Verfügung zu stellen. Dabei werde ich insbesondere auch interessante zielführende (längere) Artikel/Studien/Filme, denen ich im Internet begegne, aufführen und verlinken, selbst wenn ich auf diese im aktuellen Teil des Blogs nicht näher eingehe. Aber viele Texte sind einfach zu gut und beleuchten manche Aspekte, um die es mir beim Konsumpf geht, so treffend, dass ich sie allen zur Lektüre ans Herz legen möchte.

Die Wissensbasis soll natürlich nicht zu einer ausufernden reinen Linkliste verkommen, sondern schon ein gewisses, zum Teil von mir kommentiertes Konzentrat darstellen, d.h. ich werde eine handverlesene Vorauswahl vornehmen und sie in regelmäßigen Abständen auf den neusten Stand bringen und ergänzen. Gerade jetzt zu Beginn sind die meisten Rubriken natürlich noch leer, aber das wird sich im Laufe der nächsten Wochen & Monate ändern. Derzeit gibt es dort weiterführende, komprimierte Infos zu Culture Jamming/Werbekritik sowie zum Wirtschaftssystem. Auf einige besonders gelungene Artikel weise ich dann immer auch im Blog hin, so wie auch heute.

Auf der Krisis-Website (einem etablierten Magazin mit „Beiträgen zur Kritik der Warengesellschaft“) finden sich immer wieder hochlesenswerte Ausführungen – neulich empfahl ich ja schon den „Crashkurs – Flugblatt zur aktuellen Krise”. Schon etwas älter, aus dem Jahre 1996, um genau zu sein, aber immer noch bzw. jetzt gerade wieder aktuell ist auch „Weltgesellschaft ohne Geld – Überlegungen zu einer Perspektive jenseits der Warenform“ von Norbert Trenkle. In diesem sehr ausführlichen Artikel legt der Autor eine Analyse unseres derzeitigen Wirtschaftssystems vor, deren Rückgrat die Erzielung von Gewinnen und eben Geld darstellt, und auf insgesamt 19 Seiten versucht Trenkle, der Vorstellung eines anderen Wirtschaftens (eines lokaleren, auf tatsächliche Bedürfnisse abgestimmten und untereinander vernetzten) den Geschmack der vollkommenen Utopie zu nehmen. Auch wenn kein vollkommen schlüssiges oder gar einfach umzusetzendes Handlungsmodell entwickelt wird (dazu sind wir in unseren Vorstellungen vermutlich viel zu stark von dem bisherigen Wirtschaftssystem und seinen Prämissen, seinem Menschen- und Weltbild geprägt), so enthält „Weltgesellschaft ohne Geld“ doch viele gute Denkanstöße. Hier ein paar Auszüge aus dem ersten, Ist-analysierenden Teil des Textes – es lohnt sich, auch den Rest zu lesen!

Im Zeitalter postmoderner Desillusionierung mag es geradezu anstößig erscheinen, Gedanken zu einer gesellschaftlichen Perspektive jenseits der Warenform vorzulegen. Handelt es sich dabei nicht um die längst schon »dekonstruierten« Allmachtsphantasien des weißen Mannes? Sind es die letzten Fiebertraume des abendländischen Subjekts, das noch im röchelnden Todeskampf die Welt unter seine universalistischen Großkonzepte zu subsumieren geneigt ist? Es wäre zu einfach, solche Verdächtigungen als bloße Abwehrhaltungen derjenigen abzutun, die sich längst schon mit dem Bestehenden arrangiert haben. Die Skepsis gegenüber Zukunftsentwürfen, die den Anspruch auf Verallgemeinerungsfähigkeit erheben, ist grundsätzlich ernst zu nehmen, auch wenn sie permanent dafür instrumentalisiert wird, jeden Gedanken an eine gesellschaftliche Transformation, die diesen Namen verdient, schon im Vorfeld abzublocken.

(…) Nun kann es natürlich nicht darum gehen, eine dieser »Utopien« herauszugreifen und in sektiererischer Manier zum Dogma zu erheben. Der Anspruch, eine grundsätzlich verallgemeinerungsfähige gesellschaftliche Perspektive jenseits von Markt und Staat zu entwickeln, muß seine Legitimation vielmehr in der dezidierten und präzisen Kritik des warenförmigen Fetischismus finden.

(…) Nichts ist in der totalen Welt der Ware wohl selbstverständlicher als die Existenz des Geldes. Die Erfahrung, dass nur wer über Geld verfügt, auch als Subjekt anerkannt wird und Zugang zum gesellschaftlichen Reichtum erhält, hat sich tief ins Bewusstsein der Menschen eingegraben; und daher rührt schon der einfache Gedanke an die Aufhebung der Warenform an eine fundamentale Angst. Es ist geradeso, als würde jemand vorschlagen, die Atemluft abzustellen. Längst schon erscheint den modernen Geldsubjekten der Zwang, sich immer und überall zu verkaufen, als tiefste Naturnotwendigkeit. Die Idee, gesellschaftlicher Reichtum könnte auch anders als in der Warenform existieren, kommt diesem verrückten Bewusstsein völlig verrückt vor. Selbst kritisch denkende Menschen wehren einen solchen Gedanken im allgemeinen als geradezu hirnverbrannt ab und erheben fast schon reflexhaft den Vorwurf (meist unter Verweis auf Stalin und Pol Pot), hier wolle jemand entweder zur bäuerlich-kargen Dorfwirtschaft zurück oder strebe gar eine totalitaristische »Diktatur über die Bedürfnisse« an.

(…) Zugleich bekommen die atomisierten Individuen aber auch immer direkter die Irrationalitäten der kapitalistischen Moderne buchstäblich am eigenen Leibe zu spüren, und müssen versuchen, diese in irgendeiner Weise individuell zu kompensieren: angefangen mit der täglichen Bewältigung des mörderischen Straßenverkehrs über die Sorge um die von Stress und allgegenwärtigen Giften bedrohte körperliche und psychische Gesundheit bis hin zur Kinderbetreuung inmitten einer strukturell kinderfeindlichen Welt, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

(…) Anders ausgedrückt: Es geht nicht einfach um »Komplexitätsreduktion«, sondern vielmehr um die Entwicklung von neuen Formen gesellschaftlicher Komplexität, die wirkliche qualitative Vielfalt zulassen und zugleich nicht die blinde Herrschaft des sozialen Zusammenhangs über die Individuen implizieren.

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Jan
24
2009
20

Der Geist des Geldes

bild-51Unlängst hatte der Film „Let’s make money“ erstaunlich großen Zulauf in unseren Kinos, und das, obwohl es sich nicht um den neuesten realitätsverneinenden Disney-Schmock, sondern um eine relativ schonungslose Betrachtungsweise des globalisierten Wirtschaftstreibens handelte. Ein wichtiges Thema, das zum Verständnis der aktuellen Misere jedoch unerlässlich ist, fehlte leider, trotz des Titels: nämlich ein Blick auf unser Geldsystem, auf dessen Grundlage unser Wirtschaftssystem überhaupt nur „funktionieren“ kann und letztlich viele Irrwege im „realen Wirtschaften“ schon vorzeichnet, wenn nicht gar erzwingt. Ende 2007 drehte Filmemacher Yorick Niess eine interessante und erhellende Dokumentation zu dieser Problematik und ergänzt damit „Let’s make money“ perfekt: „Der Geist des Geldes“, die es leider nicht bis in unsere Kinos schaffte – damals war die Zeit vielleicht noch nicht reif (genug). Dabei wäre ihm eine ähnliche Aufmerksamkeit und Beachtung definitiv zu wünschen. Man kann sich den Film jedoch inzwischen auf DVD für faire 13 € bei der INWO (Initiative für Natürliche Wirtschaftsordnung) bestellen und momentan auch noch bei Google Video in voller Länge und akzeptabler Qualität kostenlos ansehen (allerdings wird gemunkelt, dass Google seinen Videoservice bald einstellt – also schnell noch nutzen!).

Der Film macht sich mit auf die Suche nach dem magischen Geist des Geldes. Knapp 3.000 Jahre Geschichte haben unseren Umgang mit Geld verändert.
Der Film schärft den Blick auf unser Zahlungsmittel.

Im heutigen Geld lauern Gefahren:
„Unsere Demokratie ist tödlich bedroht!“, warnt Autor und UN-Sonderberichterstatter Jean Ziegler.
Rechtsanwalt Harald Wozniewski sieht einen modernen Feudalismus.
Der Präsident vom Institut für Weltwirtschaft erklärt, warum Umweltschutz keine Chance hat.
„Das Geld wird unsere Religionen ersetzen!“, meint Philosoph Jochen Weiß.

Es ist die einzige deutsche Dokumentation, die auch Erfolgsautor Bernard A. Lietaer anführen kann – Miterfinder des Euros und ehemaliger Zentralbanker. Filmemacher Yorick Niess hat über ein Jahr hinweg das Geld erforscht und aktuelle Trends gesammelt. Die Aufnahmen haben ihn in fünf Länder geführt. Geld regiert die Welt. Doch die Erfindung verändert sich heute rasant. Wer den Geist des Geldes versteht, kann seine Zukunft mitgestalten.

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Nov
14
2008
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Wie funktioniert Geld?

Darüber, wie Geld eigentlich funktioniert und was Struktur & Wesen unseres Währungssystem sind, existieren mittlerweile ja ein paar (wenige) Filme, die den Geld-Benutzer, also uns, ein wenig über die Hintergründe und auch die Gefahren, die mit diesem Konstrukt zusammenhängen, aufklären. Den wohl amüsantesten hat Max von Bock gedreht – in nur 17 Minuten wird eine zwar ironisch gefärbte, aber im Prinzip doch durchaus zutreffende Darstellung des Wirtschaftskreislaufs gegeben.

Eine sehr gute, prägnante Zusammenfassung der Geldkreisläufe könnt Ihr auch im Podcast von Alexander Wagandt hören: Geld – wie es entsteht und warum immer zu wenig davon da ist

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Okt
31
2008
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Neues aus Absurdistan – die „Finanzkrise” mal wieder

Das hier fand sich gestern im Handelsblatt: Die „US-Banken stecken Staatshilfen in Dividenden

Die vom US-Rettungspaket in der Finanzkrise unterstützten Banken schütten laut einem Zeitungsbericht rechnerisch mehr als die Hälfte der Milliardenhilfen als Dividenden an ihre Aktionäre aus. Statt in die dringend nötige Wiederbelebung der Kreditvergabe fließe das Geld so mit staatlichem Segen an die Anteilseigner.

Und dazu passt diese Nachricht: „Goldman Sachs ready to hand out £7bn salary and bonus package… after its £6bn bail-out

The struggling Wall Street bank has set aside £7billion for salaries and 2008 year-end bonuses, it emerged yesterday. Each of the firm’s 443 partners is on course to pocket an average Christmas bonus of more than £3million. The size of the pay pool comfortably dwarfs the £6.1billion lifeline which the U.S. government is throwing to Goldman as part of its £430billion bail-out.

However, profits are falling much faster. Earnings have plunged 47 per cent so far this year amid the worst financial crisis since the Great Depression. This has wiped more than 50 per cent off the company’s market value.

The news comes after it was revealed that even bankers working for collapsed Wall Street giant, Lehman Brothers, could receive huge payouts.

Im Klartext: trotz der miserablen Leistung ihrer führenden Mitarbeiter, die die Weltwirtschaft in eine tiefe Krise gezogen haben, zahlt diese Bank üppigste Boni aus, und zwar mehr, als sie vom Staat als „Rettung” erhält. Zu so viel Dreistigkeit fällt einem eigentlich nichts mehr ein… aber solange die Börsenkurse aktuell wieder steigen, sind ja alle froh und munter…

Wenig erfreuliche Aussichten auch im Schweizmagazin: „Bankenkrise dauert noch drei Jahre an”. Und eine eher düstere Prognose lesen wir auch von Thomas Göhler bei MMNews „Tapferes Schneiderlein”. Auf Deutschlandradio behauptet der Wuppertaler Professor Bazon Brock „Finanzmarkt und Politik beschädigen Demokratie schwer” und geht im Interview hart mit dem derzeitigen Krisenmanagement der Politiker ins Gericht.

Der Finanzexperte Günter Hannich, Autor mehrerer Bücher, in denen er den aktuellen Crash schon vor Jahren vorhersagte, wurde gestern doch tatsächlich von n-tv interviewt und konnte dort interessante Gedanken zum Thema Zinseszins und Finanzsystem sagen:

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Okt
27
2008
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Attac an der Börse und ungewohnte Töne aus finanznahen Kreisen

Mitglieder des globalisierungskritischen Netzwerkes Attac haben heute Mittag eine Protestaktion in der Frankfurter Börse durchgeführt (passenderweise gerade zur Liveschaltung von n-tv) und ihrer Forderung „Finanzmärkte entwaffnen! Mensch und Umwelt vor Shareholder-Value!” Nachdruck verliehen. Eine schöne Aktion, wie ich finde.

Apropos n-tv und die Wirtschaftspresse. Eigentlich sind die finanznahen Medien nicht gerade dafür bekannt, das Wirtschaftssystem und ihre Auswüchse in den vergangenen Jahren sonderlich kritisch beleuchtet zu haben (wenn man mal von einzelnen “Skandalen” absieht, über die natürlich gerne berichtet wird), aber bei meinen Wanderungen durchs Internet stieß ich dann doch auf erstaunliche Töne. So betreibt Michael Mross (früher Börsenreporter bei n-tv, heute bei CNBC) die Website MMNews, die sich folgendes auf die Fahnen geschrieben hat:

Deshalb widmet sich MMnews auch philosophischen Themen und beleuchtet insbesondere “normale” Gesellschaftsströmungen kritisch. In einer globalisierten Welt, die durch Mainstream gleichgeschaltet wird, ist es um so wichtiger, aufmerksam und kritisch das Zeitgeschehen zu durchleuchten.

Und so finden sich auf dieser Website wirklich eine Reihe sehr grundlegend kritischer Kommentare und Berichte, beispielsweise geht Ellen Brown in „Kredit-Krise: Game over” auf die prinzipiellen Probleme unseres Währungssystems ein und beschreibt das Bankensystem als Schneeballsystem, das nun zusammenzubrechen droht.

Das wirkliche Problem ist nicht die Lage auf dem vieldiskutierten »Subprime-Markt« der zweitklassigen Hypothekendarlehen, sondern die Lage auf den Kreditmärkten, die praktisch ausgetrocknet sind. Das ganze Bankensystem hat versagt. Wie die schmerzlichen Lehren aus der Großen Depression zeigen, kann man in einer solchen Situation die Ökonomie nicht einfach durch die Stützung notleidender Banken retten. Das gesamte Bankensystem muss grundlegend reformiert werden.

Nur ein paar Klicks entfernt enteckte ich dann auch noch diesen offenen Brief von n-tv-Moderator Raimund Brichta an Angela Merkel, der sich ebenfalls sehr kritisch mit der aktuellen Situation auseinandersetzt und in dem der Autor fordert, nicht nur die Symptome, sondern vor allem auch die Ursachen zu behandeln:

… dass unser Geld ausschließlich von Geschäftsbanken, Sparkassen und Notenbanken gemacht wird, indem diese Kredite vergeben. Das heißt, die gesamte umlaufende Menge an Geld hängt nur vom Volumen an existierenden Bankkrediten ab. Ohne Kredite gibt es kein Geld.

(…)  Aber damit nicht genug, liebe Frau Merkel, denn Sie wissen ja, dass man für Kredite auch Zinsen zahlen muss. Das heißt, man muss insgesamt mehr zurückzahlen, als man aufgenommen hat. Manchmal – bei besonders langlaufenden Krediten – sogar mehr als das Doppelte. Wo soll aber das zusätzliche Geld herkommen? Klar, es kann nur aus zusätzlichen Bankkrediten stammen. Es muss also laufend neues Geld in Form von Bankschulden geschaffen werden. Und für die zusätzlichen Schulden müssen wieder Zinsen gezahlt werden, die noch mehr zusätzliche Kredite erfordern. Und so weiter und so fort…

Das hat zur Folge, dass die Mengen an zusätzlichem Geld und an zusätzlichen Schulden exponentiell wachsen müssen, um das System aufrecht zu erhalten.

Deshalb schlage ich Ihnen vor, liebe Frau Merkel, Ihren langfristigen politischen Zielen für mehr Nachhaltigkeit (z.B. im Klimaschutz oder in der Energieversorgung) ein weiteres hinzuzufügen: das Ziel, ein nachhaltigeres Geldsystem zu schaffen. Vergeben Sie Forschungsaufträge und stellen Sie Expertengremien zusammen, die sich damit beschäftigen, wie unser Geld sicherer werden kann. Tun Sie bitte etwas, denn es gibt noch viel zu tun – über die aktuelle Symptombehandlung hinaus. Der Blick auf die Wurzel wurde bisher fast gar nicht geschärft, weil diejenigen, die das gegenwärtige System betreiben, auch prächtig daran verdienen.

Und abschließend noch ein paar Worte aus der FAZ – Frank Schirmacher sinniert drüber, „wie die Finanzkrise das Denken ändert” – „Die Finanzkrise fegt bisherige Glaubenssätze der Marktmetaphysik beiseite.”

Welche Gründe hat es, dass wir in einer Gesellschaft leben, die im Begriff ist, nach ihren natürlichen Lebensräumen nun auch ihre soziale Umwelt, die Lebenszeit einer ganzen Generation, sehenden Auges zu ruinieren? (…)

Nach Diamond steigt die Bereitschaft handelnder Eliten, eine Gesellschaft zu ruinieren, proportional mit ihrer Möglichkeit, sich von der Gesamtgesellschaft ökonomisch zu isolieren. Je mehr ihnen diese Isolierung gelingt, desto weniger werden sie von den Folgen für alle betroffen sein.

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Okt
19
2008
4

Wir sind das Geld!

Dass unser aus Zinsen und ständig sich beschleunigendem Wachstum ausgelegtes Geld- und Wirtschaftssystem problematisch ist, erleben wir ja in der aktuellen „Finanzkrise” mal wieder. Dass diese Problematik noch viel tiefer reicht und weit jenseits solcher Debatten Kapitalismus <-> Sozialismus steht, ist in der Regel weniger bekannt. Für eine Reform bzw. eine grundlegende Änderung des derzeitigen Geldsystems, das systembedingt unabwendbar zu einer immer größeren Ungleichverteilung in der Bevölkerung führen MUSS (bis es dann irgendwann knallt), setzt sich u.a. eine neue Inititiative ein, die passender Weise „Wir sind das Geld!” heißt und Mitte der Woche vom ehemaligen Vorstandsmitglied der Ökobank Volker Viehoff ins Leben gerufen wurde. Hier die entsprechende Pressemitteilung, die die Grundthematik auch schon gut umreißt:

Vorstand der früheren Ökobank gründet Initiative:
Wir sind das Geld klärt auf, bezieht Stellung und zeigt Lösungsmöglichkeiten
Neuwittenbek, 15. Oktober 2008.

„Tatenlos zugesehen haben wir lange genug. Jetzt ist es höchste Zeit, dass wir uns die Macht über unser Geld zurück holen.“ So Volker Viehoff (49), ehemaliges Mitglied des Vorstandes der früheren Ökobank, und deshalb jetzt die Initiative Wir sind das Geld. „Um unkontrollierte Panik vor der Bankenkrise und den möglichen Konsequenzen für jeden Einzelnen zu vermeiden, ist objektive Information wichtiger denn je und deshalb oberstes Ziel der Initiative. Selbstverständlich beziehen wir Stellung und zeigen mögliche Lösungsszenarien im Bereich regionaler und kommunaler Alternativwährung.“ Die Initiative ist überzeugt: „Die Zeit ist mehr als reif! Wir können es schaffen. Mit neuem Verständnis über Geld und dessen Wirkweise können wir über den Einsatz der Komplementärwährung unabhängig von den Verstrickungen der Finanzmärkte unsere Werte erhalten und sichern.“ Wichtig sei es, sich jetzt kompetent und unabhängig beraten zu lassen. Das will die Initiative leisten. Wir empfehlen, im kommunalen Bereich, z. B. über das Städtemarketing, Informationsveranstaltungen zu organisieren und Vorträge zu besuchen. Gleichzeitig ruft sie Finanzprofis auf, die sich für Beratung und Vorträge zur Aufklärung und Währungsalternative zur Verfügung stellen.

Was ist Geld?
Wo man auch hinkommt, alles dreht sich derzeit um ein Thema: Geld. Schließlich betrifft es unser aller Leben höchstpersönlich. Gleichzeitig hat sich das Geldsystem zu einem undurchschaubaren Moloch verwandelt. Werte lösen sich auf, Banken verschwinden über Nacht.  Die unsichtbare Hand des Marktes drückt immer fester zu. Die fehlende Orientierung macht Stress für alle, Angst. Anscheinend ist Geld nicht das, was wir dachten: Banknoten, Guthaben auf Konten, Anlagen. Geld ist eine Stromgröße, die wie elektrischer Strom nur wirksam ist, wenn sie fließt. Strom, der nicht an ist, den gibt es nicht. So ist auch Geld im Tresor, auf Konten nichts. Doch was ist es dann?

Wie funktioniert Geld?
Geld ist eigentlich eine geniale Erfindung der Menschheit. Es ermöglicht Wohlstand und Entfaltungsmöglichkeiten. Solange es richtig konstruiert ist. Was heißt das? Geld hat die Aufgabe, als Tauschmittel Leistungserstellung einer Lebensgemeinschaft anzuregen und zu organisieren. Dafür  muss es im Umlauf sein, im Geldkreislauf, der wie der Blutkreislauf dem Leben des Organismus dient. Horten wir es, fällt der Blutdruck. Horten tut man aber nur, was nicht verdirbt, dauerhaft Wert verspricht, eben nicht verfällt. Das ist der Konstruktionsfehler des modernen Geldes, das seit der Renaissance verwendet wird: Geld unterliegt keinem planmäßigen Verfall mehr, nur dem unplanmäßigen durch Inflation. Denn um das so gehortete Geld wieder dem Blutkreislauf zuzuführen, braucht es ein Lockmittel: den Zins. Dadurch sind wir bereit, das dem Tauschkreislauf entzogene Geld wieder rauszurücken. Über die Banken fließt es als Kredit wieder in den Wirtschaftkreislauf zurück. Allerdings plötzlich verteuert, um den Zins als Preis. Das ist das Problem: Da in der Kette der Wertschöpfungen so gut wie alles heute mehr oder minder kreditfinanziert ist, addieren sich die Zinskosten für den Endverbraucher mit 30 bis 70 % im Preis der Wirtschaftsgüter. Ob Brötchen, Kleidungsstück, Auto oder der Miete. Bezahlt durch unser Arbeitseinkommen.

Denn Kapital arbeitet nicht, es lässt für sich arbeiten. Und fließt auf die Konten der Kapitalbesitzer. Eine stille Vermögensumverteilung allein in Deutschland von rund einer Milliarde Euro pro Tag. Diese Kapitalmengen sammeln sich letztlich am Ort der größten Renditen. Über den Weg der Banken zu den Börsen finden sie Investmenthäuser, Anlagefonds und Vermögensverwaltungen, die damit Firmen, Konzerne, Kommunale Infrastruktur, ganze Industriebereiche, gar ganze Entwicklungsländer kaufen. Um sie dann dem Diktat der Renditemaximierung zu unterwerfen. Mit allen brutalen und entwürdigenden Folgen für die Menschen. Das alles nur aufgrund eines historischen Konstruktionsfehlers.

Historische Beispiele
Neben Gold als Fernhandelswährung gab es in Mitteleuropa zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert regionale Währungen mit Geld, das planmäßigem Wertverlust unterworfen war. Es wurde regelmäßig verrufen und musste durch neues Geld ersetzt werden. Daher war Horten sinnlos. Die Folge: Aufblühende Städte, Hochzeit des Kunsthandwerks, 5 Tage Woche. Zur Zeit der großen Depression 1930–33 gab es in Deutschland und Österreich Währungsexperimente mit erstaunlicher Wirkung: Die Wirtschaft sprang regional wieder an, Arbeitslosigkeit ging zurück, während ringsum nichts mehr ging. Die Experimente wurden vom Staat verboten. Die Folgen sind bekannt.

Mögliche Lösungsszenarien
Mögliche Lösungswege wie komplementäre Währungssysteme gibt es längst. Die derzeitigen Wirtschaftswissenschaften, die Finanzbranche und Politik ignoriert sie nur. In Japan ist die „Beziehungswährung“ in der Altenbetreuung gar eine staatliche Organisation. Die meisten Initiativen gehen direkt von BürgerInnen aus. Gleich ist bei allen: Kein Zins, kein Geld aus Geld, keine Dominanz über menschliche Arbeit, über ethische Grundsätze des Zusammenlebens.

Bundesweit gibt es bereits zahlreiche Beispiele auf kommunaler und Bürgerebene:

Fazit
All das zeigt: Hier ist keine „anonyme Macht“ am Werk. Immer dann, wenn wir unsere Angelegenheiten selbst in die Hand nehmen, wandeln sich die Dinge. Das erfordert Mut und Überwindung von Trägheit und Resignation. Auch den Abschied von der Servicedemokratie, in der wir unsere Anliegen an Berufspolitiker und Verbandsfunktionäre delegieren. Wir müssen uns wieder selbst kümmern und können das auch, wenn wir wollen. Wenn nicht JETZT, wann dann noch? Wir sind das Geld! Wir vertrauen uns selbst, weil wir uns selbst trauen.

Und Leitgedanken wie diesem von Albert Einstein: „Eine wirklich gute Idee erkennt man so daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen erscheint.“

Weitere Informationen: www.wirsinddasgeld.de

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