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Lesetipps: „Lustig durch die Vulkanasche fliegen“, neuer „brillanter“ Einfall der Reklameindustrie und Verbraucher sind froh, wenn man sie entmündigt

Heute möchte ich Euch wieder mal drei Artikel empfehlen, die mir in den letzten Tagen beim Fischen im Netz ins selbige gegangen sind. Andreas Fanizadeh beschäftigt sich in seinem Kommentar in der taz „Lustig durch die Vulkanasche fliegen [1]“ mit „Natur-, Mensch- und Systemkatastrophen“, also damit, wie wir mit unserem Lebens- und Wirtschaftsstil langsam einem Absturz entgegeneiern:

[…] Es ist ein gängiger Antiabstraktionsirrsinn zu glauben, so lange man nur nichts von den Katastrophen fühle und schmecke und sehe, existierten sie auch nicht. Wenn alles so weiter geht, wird eines Tages der Absturz folgen. Bis dahin mehr vom immer Gleichen.

Finanzkrise und Ölpest sind keine natürlichen Katastrophen wie der Ausbruch des isländischen Vulkans. Aber, dass man zwischen Wien und Berlin fliegt, weil die 500 Kilometer Luftlinie mit der Bahn eine Ewigkeit dauern, wer hats zu verantworten? Die Löcher im Golf von Mexiko und in den Staatshaushalten, vieles führt uns zu einer feigen Politik, die sich einfach den alten Geschäftsmodellen unterwirft, anstatt Alternativen zu organisieren (Finanzsteuern, Bahn, regenerativen Energien etc.)[…]

(Die taz flattrt [2] jetzt übrigens auch, somit hat die erste größere Website diesen neuen Dienst für sich eingesetzt – mal schauen, inweiweit dies flattr und der Idee des Micropayments hilft.)

postkarte-innen1-500x308 [3]Apropos Konsum – der österreichiche Wissen belastet-Blog macht in „Die Post, die Werbung und mein Briefkasten [4]“ auf eine neue Aktion der öst. Post aufmerksam, die wirklich dreist ist. Und zwar erhalten alle Haushalte, die vernünftigerweise einen „Keine Reklame“-Aufkleber o.ä. auf ihrem Briefkasten, eine eigens für diese „Verweigerer“ gestaltete Karte, auf der die Leute ankreuzen dürfen, welche Werbung sie zukünftig trotzdem in ihren Briefkasten lassen wollen. Das Ganze ist nicht nur so offiziell aufgemacht, dass sicher der eine oder andere darauf reinfällt und sich genötigt fühlt, etwas anzukreuzen, und zudem verrät die Post im Kleingedruckten, dass die so gesammelten Adressen weiterverkauft werden, und zwar nicht nur an die gewünschten Unternehmen! Ein starkes Stück!

[…] Besonders lachen musste ich über die Zeile: “Bitte beachten Sie, dass kein Anspruch auf den Erhalt von Flugblättern besteht.” […]

[…] Auf gut Deutsch:  “Scheissegal, was sie auf der Vorderseite für Unternehmen und Branchen auswählen, wir verkaufen ihre Adresse eh an alle.” […]

Apropos Konsumenten – auch Spiegel Online interviewt den „Konsumkritiker“ Adam Fletcher in „Verbraucher sind froh, wenn man sie entmündigt [5]“, der ein interessantes und diskutables Konzept vorstellt:

[…] Fletcher: Zumindest leben wir in einer Konsumwelt, in der belanglose Dinge abschreckend kompliziert sind. Wer bei Starbucks einen Kaffee bestellen will, muss eine Art neue Sprache lernen: Grande? Tall? Venti? To go? Karamell-Apfel-Zimt-Macchiato mit weißen Schokokrümeln? Bohnen aus Peru oder aus Mosambik? Wenn Alltagsdinge zur Wissenschaft werden, fühlen wir uns dumm. Man traut sich ja kaum noch, einen Kaffee zu bestellen.

SPIEGEL ONLINE: Unternehmen sprechen vom mündigen Verbraucher.

Fletcher: Ich spreche von obsessivem Entscheidungszwang. Verbraucher wollen unfrei sein. Sie sind froh, wenn man sie entmündigt.[…]

SPIEGEL ONLINE: Eine Wahl haben Sie dem Verbraucher jetzt abgenommen. Sie verkaufen seit zwei Tagen T-Shirts über die Internetseite Hipstery – ohne dem Käufer zu verraten, wie diese aussehen. Sie und ihre Kollegen behaupten, zu wissen, was Leute wollen, die selbst nicht wissen, was sie wollen. […]

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