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Apple

Nein, keine Angst, ich will jetzt nicht auch noch in die allgemeine, medial geschürte iPad-Euphorie einstimmen. Tatsächlich habe ich sogar extra ein wenig gewartet, bis ich mich an das Thema heranwagte, obwohl der Rummel um Apples neues Spielzeug ein Musterbeispiel dafür ist, wie Markenfetischismus und Marketing heutzutage funktionieren und somit ein fast schon prädestiniertes Thema für den Konsumpf darstellt. Auch das NDR-Medienmagazin ZAPP schilderte, wie unkritisch in den Medien über Apples neues iPad berichtet und damit Reklame gemacht wurde – sogar in den Tagesthemen wurde man über die Produktvorstellung informiert…!

Nicht alle springen jedoch auf den Jubelzug auf, denn mittlerweile hat Apple das Image, das sie in früheren Jahrzehnten (nicht ganz zu Unrecht) hatten – als querdenkende, fast schon rebellische Underdogs –, doch abgelegt und ist im Massenmarkt angekommen. Und bedient sich nun auch der gleichen Methoden, wie sie im kapitalistischen Verdrängungswettbewerb üblich sind und wie man sie früher dem „Erzfeind“ Micro$oft berechtigterweise vorhielt. Wiederum ZAPP zeigte letzte Woche die dunklen Seiten dieser Entwicklung auf, dass Apple (und andere privatwirtschaftliche Unternehmen) die neuen Vertriebswege bestimmen – „Verlage: Der Pakt mit Apple [1]“:

(…) Zeitungen, Magazine, Fernsehsender: Alle großen deutschen Zeitungen bringen spezielle Inhalte auf das iPhone oder planen sie wenigstens. Täglich laden sich 10 Millionen Apple-Kunden diese Miniprogramme herunter – ein gigantischer neuer Medienmarkt. Stolz werben die Macher für ihr neues Angebot. Auch der “Stern” ist von Anfang an dabei. Es scheint so einfach für den Nutzer und für den “Stern”. Bis Apple das Angebot eines Tages plötzlich löscht. Christian Hasselbring, Geschäftsführer von Stern.de, erklärt: “Wir haben keinerlei Benachrichtigung oder Vorwarnung oder so bekommen, sondern stellten dann plötzlich über unsern technischen Dienstleister fest, dass die App im Store nicht mehr verfügbar war.” In ihrem Werbefilm für die “Stern”-App heißt es: “Überzeugen sie sich”. Zwei Wochen lang ist das unmöglich. Apple sperrt das “Stern”-Angebot, die Begründung auf Nachfrage des Magazins: Bilder wie das Bild einer italienischen Politikerin mit entblößten Brüsten seien unangemessen. (…)

Auch auf Macnotes.de wird in „AOL-Revival, der Tod der URL und Apples Rolle [2]“ Nachdenkliches geschrieben:

(…)  Statt einer “Universalmaschine Browser” werden dem User eine ganze Batterie von “Spezalmaschinen” präsentiert, die alle auf ihre Art den Medienzugriff möglichst beschränken. Der universale Zugriff auf Webinhalte wird einerseits immer mehr versteckt, andererseits scheint er immer weniger gewünscht. Zudem fallen die lästigen Begleiterscheinungen des “Standardbrowsers” – Möglichkeit für lokale Kopien, Quelltextansicht etc. – auf der App-Ebene in der Regel weg. (…)

Der Hype um die Apps befördert diesen Trend natürlich aufs effektivste und verschafft ihm eine technisch passende Plattform – denn in einer App ist ohnehin in der Regel nur der Content des Anbieters. Die “App-Metapher” auf dem Desktop tut ihr Übriges – unter der App-Auswahl eines iPhone oder iPod ist “das Web” nur eine (visuell gleichberechtigte) Wahl unter anderen. Und natürlich weckte Apple mit iPhone, iPad und Co. die Begehrlichkeiten all jener, die bereits vor der Jahrtausendwende angesichts des kostenlosen Contents im Web die Hände über dem Kopf zusammenschlugen. Eine zweite Chance, bei der man den Fehler vermeiden möchte, freien und kostenlosen Zugang zu Inhalten zum Standard zu machen? (…)

Noch schärfer formuliert es Georg Erber in Readers Edition – „Apples iPad – ein weiterer Schritt zur Kommerzialisierung des Internet [3]“:

(…) Mit dem iPad plant er daher sehr viel mehr als nur mittels eines Jumbo-iPods einen Nischenmarkt zu befriedigen. Apple will über die volle Breite multimedialer Inhalte durch eine Integration mit den eigenen Vertriebsplattformen ein weltweites Internet-Imperium in Konkurrenz zu Firmen wie Google aufbauen. Mithin ist der iPad ein erster Schritt zu einer disruptiven Innovation in einen entstehenden multimedialen mobilen Breitbandinternetmarkt. Der iPad ist nur der sichtbare Ausdruck für eine sehr viel komplexere Markterschließungsstrategie. Man sollte daher ein waches Auge auf die nächsten Schritte von Steve Jobs und Apple in diesem Bereich haben.

Und, abschließend noch der Artikel „Apples Angriff auf den offenen Computer [4]“ in Bits of Freedom:

(…) Solche geschlossenen Plattformen sind langfristig eine Gefahr für den Wettbewerb und die Entwicklung neuartiger Programme und Dienste. Wie sähe das Internet heute aus, wenn es in den 90er Jahren ein „AOLPad“ gegeben hätte, das unter der Kontrolle von AOL gestanden hätte? Hätte z.B. jemals so etwas wie Skype Verbreitung gefunden, wenn auf sämtlichen Endgeräten die Telekommunikationsanbieter ein Wort mitgeredet hätten? Apple nutzt seine marktbeherrschende Stellung bei der Hardware, um konkurrierende Plattformen für die Verbreitung digitaler Inhalte zu blockieren. Microsoft ist in Vergangenheit für ein sehr viel weniger wettbewerbswidriges Verhalten mit Kartellverfahren überzogen worden und musste zahlreiche technische Standards offen legen. (…)

Trotz allem benutze ich aber nach wie vor lieber einen Mac als einen Windows-PC. :-)

Der Hype um die Apps befördert diesen Trend natürlich aufs effektivste und verschafft ihm eine technisch passende Plattform – denn in einer App ist ohnehin in der Regel nur der Content des Anbieters. Die “App-Metapher” auf dem Desktop tut ihr Übriges – unter der App-Auswahl eines iPhone oder iPod ist “das Web” nur eine (visuell gleichberechtigte) Wahl unter anderen. Und natürlich weckte Apple mit iPhone, iPad und Co. die Begehrlichkeiten all jener, die bereits vor der Jahrtausendwende angesichts des kostenlosen Contents im Web die Hände über dem Kopf zusammenschlugen. Eine zweite Chance, bei der man den Fehler vermeiden möchte, freien und kostenlosen Zugang zu Inhalten zum Standard zu machen?Im Endeffekt ist das zugrundeliegende Prinzip jedoch dasselbe: Statt einer “Universalmaschine Browser” werden dem User eine ganze Batterie von “Spezalmaschinen” präsentiert, die alle auf ihre Art den Medienzugriff möglichst beschränken. Der universale Zugriff auf Webinhalte wird einerseits immer mehr [5] versteckt, andererseits scheint er immer weniger gewünscht. Zudem fallen die lästigen Begleiterscheinungen des “Standardbrowsers” – Möglichkeit für lokale Kopien, Quelltextansicht etc. – auf der App-Ebene in der Regel weg.

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