Der Autowahn: Todesfalle A1

Wer für die nächste Diskussion mit einem FDPler ein paar neue Argumente gegen die vermeintliche Allheilmacht der Privatisierung einstmals öffentlicher Güter braucht, der sollte sich den noch einige Tage beim NDR online verfügbaren Bericht „Todesfalle Autobahnbaustelle: Enge Fahrspuren führen zu vielen Unfällen“ anschauen, in dem es um das Teilstück der A1 zwischen Bremen und Hamburg geht, welches inzwischen teilprivatisiert ist. Dass der unglaubliche Schwachsinn mit dem Schwerlastverkehr ein eigenes Thema ist, ist klar, denn was da in unserer Konsumgesellschaft an sinnlosem Zeug durch die Lande gekarrt wird, nur damit einige Idioten französisches Wasser an der Nordsee und bayerische Kondensmilch in Hamburg schlürfen können, steht in keinem Verhältnis zum „Nutzen“.

(…) Doch das ist gegen die Interessen der A1Mobil. Jeder Lkw bringt Maut in die Kassen des privaten Betreibers. Jetzt vermuten Kritiker des Projekts, die Lkw würden deshalb nicht mit Empfehlungen und orangefarbenen Umlenkpfeilen weiträumig von der Baustelle fern gehalten. “Hier wird die Einnahmeerwartung des Betreibers höher gewichtet als das Interesse daran Unfälle zu vermeiden”, meint der unabhängige Raumplaner Gerhard Joksch.

Um die Unfallzahlen zu senken, hat die zuständige Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen eingeleitet: Elektronische Stauwarnanlagen, Verkehrsüberwachung per Video und extra für diese Baustelle kreierte Verkehrsschilder, die zum “versetzt Fahren” in den engen Abschnitten auffordern. Doch das bezahlt nicht etwa die Betreiberfirma, die für die Gestaltung der Baustelle verantwortlich ist. “Einen Großteil bezahlen wir, also der Bund, weil diese zusätzlichen Maßnahmen nicht im Vertrag geregelt waren”, räumt Heiko Gerken von der Landesbehörde in Verden ein.

Der Steuerzahler wird also zur Kasse gebeten, aber was da sonst noch alles im Vertrag geregelt ist und wie hoch die Maut-Einahmen der A1Mobil GmbH sind, das erfährt er nicht. “Bei den Verträgen handelt es sich um privatrechtliche Verträge, die nicht für die Öffentlichkeit bestimmt sind”, teilt uns die A1mobil GmbH auf Anfrage mit. (…)

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4 Kommentare

  1. Olaf

    Das Infrastruktur und Grundversorgung in dieser Form überhaupt privatisiert werden darf, ist eine Schande. Jeder halbwegs vernünftige VWLer sagt dir, dass es falsch ist, hier auf “Wettbewerb” zu setzen. Wo diese VWLer in der Regierung sind, weiß man allerdings nicht genau.

  2. Meine Güte, ich glaube das man diesen Blog als potentiell gefährlich einstufen sollte. Er schafft es immer und immer wieder mein Weltbild zu zerstören. Menschen die lieber den guten lieben Schein haben wollen, sollten hier nicht lesen. Ich wusste gar nicht, dass man sogar Straßen privatisiert. Echt miese Sache. Wir brauchen dringend eine ordentliche linke Kraft neben der CDU.

  3. ich fahre aufgrund meiner fernbeziehung ziemlich häufig auf der a1 und was soll ich sagen? es ist genau so wie im artikel beschrieben. ich würde mich als einigermaßen sicheren und trainierten fahrer halten, aber das überholen in den bauabschnitten ist schlichtweg hirnverbrannt und lebensgefährlich

  4. Mini Matz

    Also volkswirtschaftlich betrachtet halte ich die ganze Geschichte ja auch für einen Skandal, menschlich ist das eine Tragödie für die betroffenen (Angehörigen der)Unfallopfer.
    Enttäuscht bin ich aber auch von Konsumpf! Einerseits wird 1 Artikel weiter oben für alternative Transportmittel geworben, dann wird zumindest zweitrangig für die Interessen eben dieser Autofahrer getrommelt. Nicht mal ein Hinweis darauf, dass es vielleicht sinnvoll wäre, dieses Nadelöhr durch Ausweichen zum Beispiel auf die Bahnschiene zu vermeiden (und komme bitte keiner auf die Idee, dass ich der DB mit dieser Aussage die Realisierung von S21 erleichtern möchte)oder Fahrgemeinschaften wann immer möglich zu bilden.

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