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Flashmobs & Carrotmobs – Proteste light?

flashmob-eu_germany_kiel_weit4_klein [1]Letzte Woche verbreitete ich hier in meinem Blog ja die Infos zu dem Weltklimatag-Flashmob in Kiel [2] (an dem ich auch teilnahm [3]) und dem Carrotmob in Berlin. Natürlich stellte ich mir auch die Frage, welchen tieferen Sinn diese Aktionsformen haben. Auf der einen Seite ist es, ganz im Sinne der Situationisten [4], auf die sich auch Culture Jammer beziehen, immer eine gute Idee, für Verwirrung im Getriebe des öffentlichen Alltags zu sorgen, zu überraschen und eben auch selbst aktiv zu werden. So werden auch Menschen aktiviert, die ansonsten vielleicht nur daheim bräsig in der Sitzschnecke abhängen würden. Und neue, kreative Formen des Protests können nicht schaden, um der Bewegung frisches Leben einzuhauchen.

Andererseits besteht die große Gefahr, dass so etwas als eine Art „angesagter Trend“ oder „Fun-Event“ angesehen wird und eine tiefere Auseinandersetzung mit den Problemen unserer Zeit und eine intensivere Einmischung ins politische Geschehen (das den Herrschenden unbequem werden könnte) deshalb unterbleibt. Auch besteht die Gefahr, dass ein Umdenken im eigenen Alltag unterbleibt und man sich nur punktuell auf diese Aktionen konzentriert. In diesem Zusammenhang möchte ich auf den Artikel „Flashmob & Co. – Proteste ohne Herzblut [5]“ in der taz verweisen, der einige gute kritische Punkte zu diesen Aktionen anbringt. Der redaktionseigene Kommentar, der den Artikel begleitet, fasst dieses ganz treffend (wenn auch viel zu einseitig) zusammen:

Kommentar
Niemand hat mehr Lust, auf einer Demo hinter einem Transparent herzutrotten. Der Protestler von Welt will Spaß haben an seiner außerparlamentarischen Opposition und beruhigt sein grünes Gewissen auf CO2-Partys oder, wie beim Carrotmob, eher nebenher beim Einkaufen. Das kann man kreativ nennen. Tatsächlich zeigt es aber, mit wie wenig Herzblut – von den Organisatoren abgesehen – die große Masse der Demonstranten die Idee hinter den Spaßaktionen unterstützt. Jeder ist ja irgendwie ein bisschen gegen Klimawandel, und, wenn es so einfach ist, warum auch nicht? Doch Klimapolitik macht man nicht en passant. Es braucht sowohl wirtschaftliche als auch persönliche Opfer. Die Bürger müssten zeigen, dass sie dazu bereit sind. Anders gesagt: Ist es einer Regierung zu verübeln, dass sie ihren Wählern die notwendigen Einschnitte nicht zumuten will, wenn die Leidensfähigkeit selbst bei den Umweltaktivisten so stark abgenommen hat, dass sie für die grüne Sache nicht einmal mehr auf die Straße gehen? Sie begreifen es ja bereits als Protest, ihre fair gehandelte Ingwer-Karotten-Suppe in einer hippen Salatbar in Berlin-Mitte aus Einwegschälchen zu löffeln.

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