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In Sekundenbruchteilen

Die Botschaft, dass die Finanzmärkte mit ihrem Casino-Gebaren eine Mitschuld an der derzeitigen „Finanz-“/Wirtschaftskrise tragen, ist inzwischen in breiten Teilen der Bevölkerung angekommen. Dennoch glauben vermutlich immer noch viele Menschen, dass die Börsen einen wirklichen Nutzen für die Menschheit bieten (und nicht bloß ein Bereicherungsinstrument für wenige sind), dass die Finanzmärkte „perfekte Märkte“ seien (weil sich hier Angebot und Nachfrage offen gegenüber stehen) und dass Aktienkurse eine direkte Aussage über die Qualität eines Unternehmens darstellen. Dieses Bündel an Irrglauben sollte so langsam durchaus auch erschüttert werden dürfen, beispielsweise durch den Beitrag „Börsencomputer handeln extrem schnell [1]“ des ZDF-Magazins WISO aus der letzten Woche, in dem es um den mittlerweile fast vollständig computerisierten Aktienhandel geht, bei dem Überlegungen zu fundamentalen Daten zu einzelnen Unternehmen, Branchen, Konjunktur etc. keine wirkliche Rolle mehr spielen – es wird gekauft und verkauft, was das Programm gerade, in der Sekunde, für lohnenswert hält. Aus einer Investition in eine Firma wird so eine reine Spekulation im Millisekundenbereich. Hier von einem „fairen Handel“ zu sprechen, ist purer Hohn, denn es gewinnt der, der sich die schnellsten Rechner leisten kann. Wertschöpfung bei alledem? Fehlanzeige. Das Ganze ist ungefähr so „produktiv“ wie Sportwetten o.ä. Hinzu kommt: Sobald ein Unternehmen an der Börse gelistet ist, ist es den dortigen Regeln unterworfen und muss sein Trachten auf die Mehrung des „Shareholder Value“ ausrichten, sprich, immer auf möglichst optimale Quartalszahlen schielen, was zu Lasten eines längerfristigen (und damit eventuell auch nachhaltigeren und verantwortungsvolleren) Denkens geht.

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