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Banken frisieren

Spätestens seit dem offiziellen Ausbruch der „Finanzkrise“ haben Banken in punkto Seriosität einen ähnlich schlechten Ruf weg wie Gebrauchtwagenhändler und der Werbemarkt – und dies vollkommen zurecht! Nachfolgender Beitrag des ARD-Magazins Plusminus zeigt sehr schön und unterhaltsam, wie, nun, „unverkrampft“ Banken mit ihren eigenen Bilanzen umgehen, wohingegen sie bei der Kreditvergabe gerne auf jede Kleinigkeit der bittstellenden Unternehmen achten. [via [1]]

Gerade am aktuellen Beispiel der Teilverstaatlichung der Commerzbank sieht man auch, wie sehr die Politik ihre schützende Hand über das Finanzwesen hält, ungeachtet aller Fehlentwicklungen, die dort zu verzeichnen sind. Für ca. 18 Mrd. € erhält der Staat 25% der CoBa-Aktien – und bezahlt damit das Vierfache von dem, was der GESAMTE Konzern wert ist. Somit steht der Steuerzahler ein für die Fehlspekulationen des Unternehmens, für die Fehlentscheidungen und auch für die Übernahme der Dresdner Bank, die mit dem frischen Geld nun natürlich fröhlich gewuppt werden kann. Dieser Vorgang bleibt auch in der Netzwelt nicht unbemerkt und unkommentiert.

Der Querschuss-Blog (der übrigens immer sehr erhellende Analysen und Statistiken zur tatsächlichen Lage der Weltwirtschaft präsentiert): „Wir ergreifen eine einmalige Chance [2]“:

Welche Forderungen noch auf Grund einer sich weiter verschärfenden Finanz- und Wirtschaftkrise einzubringen sind und welche Verbindlichkeiten bedient werden können und mit wie viel an Hilfen der Staat einspringen muss, wird die Zukunft der neuen Commerzbank zeigen.

Sicher ist auch für den deutschen Steuerzahler, die Finanzkrise wird Milliarden und noch mehr Milliarden Euro für den Erhalt eines nicht nachhaltig tragbaren spekulativen Systems bedeuten!

Auf Duckhome wird darauf eingegangen, dass die CoBa-Führung meint, dass der Staat ab 2012 wieder aussteigen würde und der Steuerzahler somit bis dahin alles Geld wiedersähe: „Commerzbank-Chef Blessing lügt den Deutschen frech ins Gesicht [3]“:

Blessing spricht von 2012 als Ausstiegsdatum für den Bund. Das ist toll. Da müsste er sein Jahresergebnis ja nur auf 6.600 Milliarden pro Jahr steigern. Also um das 15-fache. Das ist so realistisch wie Baron Münchhausen auf seiner Kanonenkugel. Nein, der feine Herr Blessing wird sich nicht an den Haaren aus dem Sumpf ziehen, aber er wird andere mit hineinziehen.

Genauso stellt der Tagesspiegel fest: „Allmählich stellt sich die Systemfrage [4]“:

Banker müsste man sein. Dann ginge man einfach einkaufen und wenn man merkt, dass das Geld für den prall gefüllten Warenkorb nicht reicht, lässt man beim Staat anschreiben. Da der Staat nichts außer unserem Geld hat, zahlen wir alle mit 18,2 Milliarden Euro, dass die Commerzbank, die nur noch vier Milliarden Euro wert ist, sich die Dresdner Bank leisten kann.

Sollte ich dasselbe bei meinem nächsten Aldi-Einkauf versuchen, würde ich des Geschäfts verwiesen und, wenn ich Pech habe, der Polizei übergeben. Aber leider haben meine paar fehlenden Kröten keine das System stabilisierende Wirkung. Und deshalb gilt für mich wie für die meisten von uns die Alltagsvernunft, für Commerzbankchef Martin Blessing der Irrsinn des globalisierten Kapitalismus.

Und die bekanntermaßen immer kritischen NachDenkSeiten legen nach: „Die herrschende Politik und die Finanzwirtschaft stecken unter einer Decke  – auch deshalb zahlen wir als Steuerzahler für die Zocker (II) [5]“:

Die Politik ist gerade auch jetzt in der Finanzkrise maßgeblich von den Interessen der Finanzwirtschaft bestimmt. Die Medien decken dies, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nicht auf. Das wird zum Problem, weil unter diesen Umständen die Sanktionen gegen die herrschende Politik auch bei den kommenden wichtigen Wahlen unterbleiben könnten. Die Umfragen, nach denen eine Mehrheit der Bundesbürger die „Leistung“ von Merkel, Steinbrück etc. würdigt, zeigen dies.

Zu diesem traurigen Thema passt auch die Meldung vom Spiegel: „HSH-Nordbank schüttet Dividene aus trotz Milliardenverlusten [6]“:

Die HSH Nordbank will trotz eines erwarteten Milliardenverlusts Ausschüttungen an institutionelle Investoren auszahlen. Grund für diesen Schritt sei die Sorge, die Anleger könnten ihr Geld abziehen. Die Landesbank hatte in Folge der Finanzkrise staatliche Hilfe beansprucht.

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