So kurz vor Jahresende will ich doch auch noch einmal einen positiven Akzent setzen, nachdem es 2012 wieder so viel Scheltenswertes gab. Die taz berichtet in „Tauschen ist das neue Kaufen“ über einen sehr erfreulichen Trend in den Niederlanden, der dem Wirtschaftswachstums- und Konsumwahnsinn entgegentritt:
Ob Auto oder Kochkünste – über vieles muss man nicht selbst verfügen, um es zu nutzen. Aus der Krise entwickeln sich unterschiedliche Mini-Ökonomien.
(…) Es gibt einige Initiativen dieser Art. Kleider tauschen, selbst Gemüse anbauen, Kreditunionen von Betrieben, Crowdfunding und Ähnliches erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Und nicht nur in den Niederlanden. Spullendelen.nl beispielsweise, wo man Gebrauchsgegenstände leihen kann, operiert grenzübergreifend auch in Belgien und Deutschland. Bisher haben 5.667 Menschen 4.434 Gegenstände wie Rasenmäher, Leitern, Spaten, Motorsägen, Bohrmaschinen, Kameras, Staubsauger, Autos an Nachbarn, Freunde, Bekannte, Kollegen ausgeliehen. In den Städten Amsterdam, Rotterdam, Den Haag, Nijmegen arbeitet außerdem das neue digitale und bereits preisgekrönte Nachbarschaftsprojekt Peerby.nl. Wer dort Mitglied wird, kann meist teurere Gegenstände (ver)leihen oder (ver)mieten und kommt zudem noch mit Fremden in Kontakt.
Die neue Bewegung sei eine Reaktion auf die finanzielle Krise und die Habgier, erklärt Christine Boland, Inhaberin des Büros Christine Boland Trends & Mindsets, Amsterdam. Die Trendanalystin gehört zu einem Thinktank von zwölf niederländischen Trendbeobachtern, die kürzlich ihre Einschätzung der Zukunft veröffentlicht haben. „Nicht nur die Rezession ist der Grund, worum die Bewegung ein großer Trend wird“, sagt sie, „sondern Menschen sind außerdem enttäuscht, dass Habgier überall so manifest geworden ist.“
Thuisafgehaald.nl ist für die Analystin ein gutes Beispiel für die überall entstehenden alternativen Ökonomien. Denn „so kreiert man eine Mini-Ökonomie, in der Menschen eine Bedeutung für einander haben. Handeln in kleinem Stil, auf lokalem Niveau, dieser Trend wird stets größer. Teilen und tauschen ist kein Hype, sondern eine echte nachhaltige Bewegung“, ist Christine Boland überzeugt. Teilen und tauschen als Reaktion auf eine komplexe, komplizierte Welt, die stets schneller dreht und in der Geld und Gewinn die zentralen Werte waren. (…)
Von einer ähnlichen Idee beseelt ist auch das neue soziale Netzwerk wellYunit, das ebenfalls dem Konsumwahn entgegentritt:
Die Vision von wellYunit
wellYunit möchte als Social Network dazu beitragen, Freude und Glück in das Leben der Menschen und damit in die Welt zu tragen. Auf wellYunit können die Menschen Freude und den eigenen, inneren Wert dadurch entdecken und erleben, dass sie schenken und beschenkt werden. Die Plattform bietet den Raum, die Mitmenschlichkeit auszuleben, die in uns allen steckt und so unser eigenes und das Leben anderer zu beflügeln
Was passiert konkret auf wellYunit?
Die Mitglieder auf der Plattform wellYunit geben oder empfangen Gutes. Das Gute können geliebte und wertvolle Dinge, Tipps und Informationen, kostbare Zeit und Taten sein, die wir in suchende Hände gegeben oder aus wohlwollenden Händen empfangen.
Dieses Geben und Nehmen geschieht vollkommen freiwillig, frei von konsumorientierten und monetären Werten und frei von Erwartungen und Zwängen – einfach, weil wir Spaß daran haben, anderen Freude zu bereiten und weil wir es gut miteinander meinen.
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