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Zwei Aufreger: SpiegelBILD und Shell greift Subventionen ab

Ja, ich gebe es zu – es gab mal eine Zeit, da hielt ich den Spiegel für ein seriöses Leitmedium. Journalistisch sauber recherchiert und mehr oder weniger objektiv. Lang lang ist’s her… Seitdem ich jedoch (Mainstream-)Medien kritischer betrachte, verblasst der einstige Schein doch immer mehr. Gerade auf Spiegel Online kann man krudes Zeug lesen – da werden aus den persönlichen Vorlieben eines Redakteurs schnell allgemeingültige Fakten. Oder man betreibt, wie Albrecht Müller von den NachDenkSeiten das beobachtet hat, Meinungsmache [1], sog. „Kampagnenjournalismus“. Dies ist derzeit (wegen der nahenden Landtagswahlen) besonders deutich in Bezug auf die Piratenpartei zu beobachten. Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendeine teils Nichtigkeit über diese Partei bei SpiegelOnline auf die Startseite gezerrt und mit viel Trara wenig gesagt wird. Dabei geht es natürlich primär darum, die negativen Aspekte hervorzukehren. Keine Ahnung, ob der Spiegel Angst um Rot/Grün hat, aber auffällig ist es schon, was da so passiert.

Den Vogel abgeschossen hat die Redaktion allerdings mit dem neuen Titelbild zum Thema Piraten – „Avant Dilettanti!“ heißt es da, und abgebildet ist ein bierbäuchiger Pirat, der ein „Nein“-Kärtchen hoch hält. Ich bin eigentlich nicht mehr so leicht aus der Fassung zu bringen, aber dieses schäbige und plumpe Cover macht mich echt sprachlos. Völlig unabhängig davon, was man nun von den Piraten hält, finde ich so eine tendenziöse Propaganda (egal, um welche Partei es sich dreht) schwer erträglich und eines ehemals seriösen Blattes, das sich hiermit auf BILD-„Niveau“ begibt, unwürdig. Langjährige Leser meines Blogs wissen, dass ich der Piratenpartei durchaus sympathisierend gegenüber stehe (obwohl ich nicht weiß, ob ich sie jetzt auch wählen werde) – ich kann aber auch viele der Kritikpunkte, die nun insbesondere an ihrem Umgang mit den rechten Schwachmaten in ihren Reihen aufkommen, absolut unterstreichen (siehe dazu diesen flammenden offenen Brief des Frau Meike-Blogs – „Briefpost an die Piratenpartei [2]“). Dennoch halte ich die neue Partei für wichtig, da sie den verkrusteten Parteienapparat aufbricht und dabei ist, tatsächlich sowas wie Demokratie in diesem Lande einführen zu wollen.

Statt, wie es nun viele Medien und die Altparteien tun, auf die Piraten einzuprügeln, sollten sie sich lieber die Frage stellen, wie es wohl sein kann, dass sie so viele Wählerstimmen auf sich ziehen – und wieso Rot/Grün von der extrem schlechten Schwarz/Gelben Regierungs„politik“ nicht wirklich profitiert. Aber soviel Selbstkritik ist wohl zuviel verlangt. Lieber droht man den Wählern mit einer großen Koalition, sollte das dumme Stimmvieh es wagen, den Piraten zu viele Prozente zuzuschanzen (der SPD-Spitzenkanditat T. Albig tat dies tatsächlich [3]). Nix verstanden, würd ich mal sagen.

Gestern konnte ich mich dann leider gleich noch einmal aufregen – in der ZDF-Sendung Wiso gab es einen Beitrag über Shell [4], die Subventionen vom Staat abgreifen, um ihre Tankstellen mit Energiesparbirnen auszurüsten. Der arme arme Scheißkonzern hat bei den niedrigen Benzinpreisen selbstverständlich kein Geld, um so etwas aus eigener Tasche zu finanzieren – wie gut, dass der Steuerzahler in die Bresche springt. Ich schreibe sowas nur ungern, aber bei der Begründung der Shell-Sprecherin musste ich fast kotzen – wie dreist kann man sein? So, Wut-Modus aus. :-)

Subventionswahnsinn: Geld für Shell

Dass der Ölkonzern Shell seine Stromrechnung nicht mehr bezahlen kann ist unwahrscheinlich. Dennoch wird Shell mit Steuergeldern subventioniert für neue stromsparende Lampen.

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