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Uran im eigenen Garten

Uran ist ja eigentlich ein wertvoller Rohstoff, der auch das Gefasel der Atomindustrie von der heimischen Energieerzeugung Dank Kernkraft ad absurdum führt, muss es doch für viel Geld importiert werden. Trotzdem würde sich vermutlich kaum jemand hierzulande freuen, wenn man Uran auch in Deutschland finden und abbauen würde, schließlich wären die Umweltschäden enorm. Noch weniger erfreut dürfte man sein, sollte dieses Metall gar auf heimischen Grund und Boden auftauchen – wer will schon, dass sein Eigenheim von Baggern und Fördertürmen verunziert wird? ;-) Tatsächlich aber streuen viele Menschen ohne ihr Wissen Jahr für Jahr freiwillig Uran in ihren Garten, nämlich zusammen mit industriellem Dünger!

Wie die NDR-Sendung Markt herausfand, gibt es keinerlei Bestimmungen, dass die Verunreinigung mit Uran in den Inhaltsstoffen aufgeführt werden muss, so dass der Kunde nichtsahnend zu solchen Mitteln greift. Okay, dass chemische Dünger neh nicht so toll sind bzw. man Industrieprodukten doch eher skeptisch gegenüber stehen sollte, ist eigentlich klar, dennoch überrascht die Unverfrorenheit, mit der einige Hersteller hier aus Kostengründen zu billigeren, aber mit Uran verseuchten, Grundstoffen greifen. Es scheint, als wäre Kostensenken um jeden Preis wirklich überall in der Wirtschaft mittlerweile oberstes Gebot. Potentielle Spätschäden und Nebenwirkungen interessieren da nicht! Im NDR-Beitrag „Giftges Uran in Gartendüngern [1]“ werden auch die an einigen orten erhöhten Uranwerte im Grundwasser ins Spiel gebracht, die möglicherweise (auch) auf solche Düngeprodukte zurückzuführen sind. Eigentlich wäre es an der Politik, hier durchzugreifen, allein, es fehlt ganz offensichtlich der Wille hierzu, weshalb auch immer. So mächtig kann die Düngemittellobby doch eigentlich nicht sein, um hier Regulierungen zu verhindern (wie es den Lobbyisten im Finanzsektor ja bestens gelingt).

Wer den Rasen oder die Beete mit zusätzlichen Nährstoffen versorgen will, begibt sich unter Umständen in Gesundheitsgefahr: Nach Informationen von Markt enthalten viele handelsübliche Dünger erhebliche Mengen Uran.Fünf verschiedene Produkte aus dem Baumarkt brachte Markt zur Analyse an die Jacobs-University nach Bremen. Dort sind die Wissenschaftler auf die Untersuchung von Düngemitteln spezialisiert. Ergebnis: Neben dem Schwermetall Cadmium fanden sie in drei Proben hohe Werte an Uran.

Andrea Koschinsky von der Jacobs-Universität stellt klar, dass bei Uran im Dünger nicht die Strahlung problematisch sei: “In diesem Fall ist es so, dass die giftige Wirkung für die Nieren oder auch mögliche krebsauslösende Wirkungen ein Problem sein können.” Die problematischen Dünger enthalten Phosphate, in denen sich das Uran befinde, erklärt Koschinsky. “Die meisten Phosphate wurden vor langer Zeit im Meer gebildet. Und das Meerwasser enthält relativ viel Uran.” (…)

“Das stellt für kommende Generationen ein großes Risiko dar”, warnt Schnug. Ist Uran aus Düngern erst einmal im Boden, reichert es sich an. An manchen Orten ist das Trinkwasser bereits so stark belastet, dass der Genuss unverantwortlich ist. Ab November gilt ein Grenzwert für Trinkwasser von zehn Mikrogramm Uran pro Liter. Dann müssen einige Brunnen schließen, aber das löse keinesfalls das Problem, so Schnug. (…)


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