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Moustache Man verhaftet – gefährliches Adbusting

Dass in den USA die Adbusting-Szene noch aktiver ist als hierzulande dürfte niemanden verwundern, haben die Reklamezumutungen in den Staaten doch ganz andere Dimensionen erreicht als in Europa (obwohl man bei uns „natürlich“ auch alles versucht, den amerikanischen Vorbildern in der Hinsicht nachzueifern und immer mehr öffentlichen Raum dem Kommerz zur Verfügung stellt). Man lebt allerdings durchaus gefährlich, wenn man es wagt, die Kaufpropaganda der Konzerne zu beantworten und mit eigenen Slogans zu versehen. Das musste nun auch der New Yorker „Moustache Man“ erfahren, der eine ganze Weile Werbetafeln in der U-Bahn mit einem in Schurrbartform gehaltenen „Moustaches“-Schriftzug veredelt und verballhornt gemacht hat.

Der Blog Public Ad Campaign berichtet in „Moustache Man arrested / Interview on Subway Art [1]“ darüber (das Interview findet Ihr HIER [2]) – und da sowohl der Kommentar des Blogs als auch die Interviewausage wunderbar in den Konsumpf passen, will ich Euch sie hier übersetzt präsentieren:

Moustache Man wurde für das „Verunstalten“ von U-Bahn-Reklame festgenommen, berichtet NBC New York [3]. Er wurde wegen kriminellem Fehlverhalten und dem Besitz von Graffiti-Materialien angeklagt und sieht nun schwerwiegenden Konsequenzen für seinen leichtfertigen Ansatz der Werbe-Zurechtrückung entgegen. Es scheint, als wenn die New Yorker Polizei NYPD über zwei Monate damit verbracht hat, seine Streiche zu katalogisieren und ernsthafte Detektivarbeit zu verrichten, bis sie Joseph Waldo fassen konnten. Es tut mir leid, aber die NYC-U-Bahn-Reklame ist gleichbedeutend mit öffentlicher Gegenreaktion und Kritzeleien. Eine einzelne Person soclherart herauszugreifen erscheint übertrieben und ist eine eindeutige Verschwendung von städtischen Ressourcen. Die Prioritäten in dieser Stadt sind komplett zurückgeblieben, denn die NYC Sign Enforcement Unit kann nach zwei Jahren der juristischen Auseinandersetzungen nicht einmal der ganzen illegalen Außenreklame [4] Herr werden, und dennoch wird ein 26jähriger, der das Wort „moustaches“ auf Werbung schreibt, festgesetzt und vermutlich auch innerhalb weniger Wochen verurteilt.

Ein Auszug aus dem Interview mit „Moustache Man“, in dem er seine Motivation für seine Aktionen erzählt:

(…) Auf der untersten Ebene war es nur ein kleiner Gag, um den Reisenden etwas zum Schmunzeln zu geben, während sie nach einem langen Arbeitstag auf die U-Bahn warten. So fing es ursprünglich an. Aber für mich entwickelte es sich schnell zu einem Teil der größeren Bewegung, Reklame zu subversiv zu verändern. Besonders in New York, wo wir auf Schritt und Tritt mit Werbung bombardiert , fühlt es sich immer stärker so an, als wenn wir Teil einer sehr einseitigen Konversation wären. Wir bekommen diese lächerlichen Bilder und dummen Slogans um die Ohren gehauen – warum sollten wir nicht in der Lage sein, darauf zu reagieren? Viele der Anzeigen sind so lächerlich dumm, dass ein Cartoon-Schnurrbart bestens dazu passt. Auf einer anderen Ebene ist es eine Rückkehr zur handschriftlichen Form in einem technologiegetriebenen Zeitalter, in dem wir so viel tippen, dass viele von uns vergessen haben, wie man kursiv schreibt.

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