- Konsumpf – Forum für kreative Konsumkritik – Culture Jamming, Nachhaltigkeit, Konzernkritik, Adbusting - https://konsumpf.de -

Die dunkle Seite von Volkswagen

Parodien auf Reklamespots und Kritik an Konzernen ist ja quasi mein täglich Brot im Konsumpf, von daher verspüre ich nachgerade eine Verpflichtung, an dieser Stelle auf die neue Greenpeace-Kampagne hinzuweisen, bei der sie sich Volkswagen als neues „Opfer“ ausgesucht haben und ihre Kritik an einem (mir bis dato unbekannten, aber wohl sehr erfolgreichen) VW-Clip festmachen. Hier die Greenpeace-Version:

Begleitet wird das Ganze von einer großangelegten Kampagne, bei der es darum geht, VW (als Europas größten Autobauer) dazu zu bewegen, klimafreundlichere Modelle zu bauen – auf der dazugehörigen Website VWDarkside.com [1] kann man den Aufruf unterzeichnen und sich, getreu dem Stil des Werbeclips, langsam zu einer Starwars-Größe emporarbeiten, indem man andere Leute auf diese Kampagne aufmerksam macht. Meine Seite findet Ihr beispielsweise HIER [2].

Unsere Heimat, die Erde, ist in Gefahr. VW bekämpft zwei wichtige europäische Klimaschutzgesetze: strengere Emissionsziele und scharfe CO2-Grenzwerte für Autos. Ohne die Gesetze droht der Erde dasselbe Schicksal wie Alderaan! (Mehr dazu unter VWs geheimer Plan [3].) Noch ist nicht alles verloren, wir spüren deutlich: Es steckt Gutes in Volkswagen!Die Rebellion fordert VW dazu auf, sich von der dunklen Seite der Macht abzuwenden und unserem Planenten eine Chance zu geben.

Für strenge CO2-Klimaziele

Von wegen nachhaltig: Volkswagen gibt jedes Jahr Millionen aus, um Lobbyarbeit gegen strengere EU-Klimaziele zu finanzieren. Auf diese Weise wird verhindert, dass CO2-Reduktionsziele von 20 auf 30 Prozent bis 2020 angehoben werden. Andere Unternehmen – darunter Google, Ikea, Sony, Unilever und Philips – dagegen unterstützen strengere Ziele. Volkswagen darf nicht hinterher hinken.

Für strenge C02-Grenzwerte bei Autos

Effizientere Autos kosten weniger im Betrieb, verbrauchen weniger Öl und stoßen weniger CO2 aus. Seit langem betreibt VW Lobbyarbeit gegen strenge EU-Richtlinien, mit denen wir von unserer Öl-Abhängigkeit loskommen könnten. Als größter Autobauer Europas trägt VW auch die größte Verantwortung. VW muss Farbe bekennen und scharfe CO2-Grenzwerte unterstützen.

Taten statt Worte!

VW will der “umweltfreundlichste Autobauer der Welt” sein, aber nur 6 Prozent der 2010 verkauften Autos waren mit VWs Spritspar-Technologie ausgestattet. VW kann es besser, deshalb fordern wir: VWs Fahrzeugflotte muss bis 2040 komplett ohne Öl auskommen.

Nun kann man natürlich vortrefflich darüber streiten, ob VW nun wirklich der allererste Ansprechpartner für diese Kampagne ist, wenn man bedenkt, was für Spritschleudern Hersteller wie BMW oder Mercedes auf den Markt bringen. Vor allem die Minipanzer (SUV) sollte man, unabhänig von der Marke, ins Visier nehmen.

Und auch die Konzentration auf den CO2-Ausstoß sehe ich bekanntlich eher skeptisch – denn Autofahren, als Individualverkehr verstanden, hat einfach zu viele weitere Nachteile, sowohl für die Umwelt (durch Straßenbau, Rohstoffverbrauch bei der Produktion der Fahrzeuge uvm.) als auch für die Gesellschaft und insbesondere die Verschandelung der Städte durch die Blechboliden. All dies würde durch Modelle, die 20 g CO2 weniger verbrauchen, nicht wirklich geändert, und ein generelles Umdenken hin zu einem anderen Verständnis von Mobilität und Verkehrsplanung findet dadurch auch nicht statt. Die Gefahr, die ich bei solchen Aktionen deshalb sehe ist, dass sich VW am Ende tatsächlich dazu herablässt, „umweltschonendere“ Wagen zu bauen (das wird früher oder später sowieso unvermeidlich sein) und dass alle Autofahrer sich dann in dem guten Gefühl sonnen, die Welt gerettet zu haben. Ohne etwas im eigenen Verhalten ändern zu müssen – ein verlockender Gedanke, zugegeben. Aber vermutlich nicht wirklich nachhaltig… „Schau mal, mein nigelnagelneues Auto stößt nur noch 100g CO2 aus!” – „Du Ökofreak!“

Verwandte Beiträge: