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Regenerative Energie dezentral gewinnen und dezentral speichern

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© ohzara, stock.xchng

Jetzt, wo der Atomausstieg scheinbar (mal wieder) beschlossene Sache ist und die Bundesregierung nur wenige Monate nach der ersten „Energierevolution“ die zweite epochale Umwälzung in der Energiepolitik proklamiert hat, stellen sich viele Fragen. Wie lange lässt man die Atommeiler tatsächlich noch laufen? Wohin mit dem Atommüll, der uns und die nächsten hundert Generationen noch freudig strahlend begleiten wird? Wer zahlt das alles? Und sollte man die großen Energiekonzerne für ihre unverschämte Gier, also den Forderungen nach Entschädigung für entgangene Gewinne, die sie eh nie bekommen hätten, wenn Schwarz-Gelb den ursprünglichen Atomausstieg von Rot-Grün nicht kassiert hätte, alle teeren und federn oder genügt ein einfaches Abwickeln? Auf jeden Fall sind die technischen Herausforderungen des Atomausstiegs nicht zu unterschätzen, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass man in den vergangenen Jahrzehnten lieber Geld in die Atomkraft gesteckt hat, statt sich rechtzeitig Gedanken über die Zeit danach zu machen.

Dabei scheint die Stromerzeugung aus regenerativen Energien durchaus schon weit fortgeschritten (obwohl es auch dort noch viel Verbesserungspotntial gibt) – Hauptsorgen bereitet die Speicherung der Energie, die halt nicht immer dann anfällt, wenn man es gerne hätte – solange wir Wind und Sonne nicht beeinflussen können, muss auf diesem Gebiet noch einiges passieren. In einem der letzten „Paukenschläge am Donnerstag“ von Egon W. Kreutzer ging es genau um das Thema, nämlich darum, wie man „Regenerative Energie dezentral gewinnen und dezentral speichern [2]“ kann. Schließlich sollte die Energiewende nicht nur die Abkehr von Atom & Kohle bedeuten, sondern am besten auch ein Loslösen aus den Fängen der schamlosen Energiekonzerne und deren Marktmacht. In dem Paukenschlag hatte Kreutzer dazu aufgerufen, Ideen für solche Mini-Pumpspeicher-Kraftwerke zu sammeln, und es finden sich bereits eine Vielzahl von Zuschriften:

Die Eigentümer der fahrlässigerweise privatisierten Großtechnologie zur Stromerzeugung und Verteilung, die uns als Oligopolisten am langen Arm der ständig steigenden Strompreise langsam aushungern, erklären mit Nachdruck und ohne über Alternativen nachzudenken, der Ausstieg aus der Kernenergie erfordere hunderte Milliarden Investitionen in neue, intelligente Stromnetze, was zwangsläufig zu noch weiter steigenden Strompreisen führen wird.
Diese Behauptung halte ich für ein Märchen.

Auch wenn sich fachfremde Politiker in höchsten Ämtern dem ohne eigenes Überlegen gerne anschließen, auch wenn zu größten Anstrengungen und Opfern aufgerufen wird, die Energiewende zu stemmen, solange dabei wieder nur die in wenigen Händen konzentrierte Macht der Konzerne herauskommt, haftet auch der schönsten Energiewende ein hässlicher Makel an.

Ich höre derzeit – nach Abschaltung der alten Atomkraftwerke während des Moratoriums – von Betreibern von Fotovoltaik-Anlagen, dass ihnen die Anlage vom Netzbetreiber ohne Vorankündigung regelmäßig abgeschaltet wird, sobald die Sonne einmal kräftiger scheint. Ich höre, dass es für die Zeit der Abschaltung offenbar nicht automatisch eine Entschädigung gibt, und dass es unmöglich scheint, herauszufinden, wie man diese Entschädigung erlangen könnte.

Dies alles, nachdem die Inbetriebnahme der Anlage vom Netzbetreiber vorher schon über Monate verzögert wurde, mit der Begründung, man habe nicht genug Personal …

Eine der fadenscheinigsten Begründungen, die man vorbringen kann, wenn man vorher selbst Tausende von Mitarbeitern entlassen hat, um die Gewinne zu steigern!

Die Entlassenen stehen fast alle noch dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Wer braucht schon Fachkräfte für Stromerzeugung und Verteilung, außer den bekannten Großunternehmen für Stromerzeugung und Verteilung …?

Nein, für mich scheint erkennbar, dass die Oligopolisten sich mit Kräften wehren, ihre mehr oder minder kartellmäßig organisierten Gebietspfründen aufgeben zu müssen. (…)

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(…) Wenn man das EEG als Vorbild nimmt und daraus ein entsprechendes “Energie-Speicher-Gesetz” macht, wie es der Solarenergie-Förderverein e.V. (www.sfv.de [3]) fordert, kann in analoger Weise vorgegangen werden:

Jeder (Eigentümer UND Mieter) kann sich entweder mit einer eigenen lokalen Speichertechnik, meistens einem Akku-Satz und geeigneter Elektronik, oder genossenschaftlich organisiert an mittleren oder größeren Speicheranlagen beteiligen. Bei “groß” denke ich ganz und gar nicht an neue Talsperren oder das Projekt NorGer, wo deutsche Erzeugungsüberkapazitäten in Norwegen zwischengelagert werden sollen. Wurden die norwegischen Naturschützer schon mal gefragt? Diese Denkweise in Groß-groß ist typisches Konzerndenken genauso wie bei Desertec-Projekt.

Um noch einmal zusammenzufassen: Wir sollten nicht im völligen Klein-klein unserer vier Wände denken, sondern gesellschaftlich orientiert.
(Georg Nowak)

Offenbar beginnt hier tatsächlich ein veritabler Trend, weg von den Großkonzernen, hin zu kommunaler Selbstversorgung – ein wichtiger Schritt! Spiegel Online greift dieses Thema in „Deutschand sucht den Superspeicher [4]“ ebenfalls auf:

Elektrische Energie ist eine äußerst flüchtige Ware. In der technisierten Welt treibt sie letztlich alles an, direkt oder indirekt. Wir haben uns daran gewöhnt, dass sie allgegenwärtig und selbstverständlich ist. Dabei hat sie einen nicht unerheblichen Nachteil: Man kann sie nur schwer verpacken, aufbewahren, lagern.

Das ist schlecht, weil die industrielle Welt vor einer Zäsur steht. Sie basiert auf dem Manko, dass wir die Energie, die wir benötigen, oft nur Augenblicke zuvor produzieren können. Denn die Bereitstellung des Stroms ist ein Vorgang, der fast in Echtzeit abläuft. Die Energie, die Sie gerade nutzen, um diesen Text auf einem Bildschirm darzustellen, hat vor extrem kurzer Zeit ein Kraftwerk generiert. (…)

Viele Technologien zur Effizienzsteigerung und Stromspeicherung im Netz stehen zur Verfügung oder werden gerade entwickelt. Wir haben uns angesehen, was für und gegen die Technologien spricht, die die größten Kapazitäten versprechen. (…) (Hier folgt dann ein Blick auf die Energiespeicherung durch Druck, Wasser und Gas.)

Der Freischwebende Aufmerksamkeits-Blog von Michael Wenzl befasst sich schon seit längerem u.a. auch mit dem Thema Energiewende und hat auch die Probleme der möglichen Speicherung mehrfach angesprochen – z.B. in „Vergleich Stromspeicher [5]“:

(…) Beim Vergleich der Technologien fällt auf, dass sich Gasspeicher nicht zur Überbrückung von kurzen Spitzen eignet. Dafür sind die Gaskraftwerke schneller in Betrieb als die klassischen Wasserpumpspeicherkraftwerke und können auch länger Energie liefern. Aufgrund des Speichervolumens im Erdgasnetz, kann eine Gasturbine mehrer Monate durchlaufen. Wasserstoffbasierte Kraftwerke müssen aktuell das Gas in eigenen Reservoirs speichern, weil es dafür keine vernetzte Infrastruktur gibt. Daher ist hier der Betrieb auf etwa eine Woche beschränkt. Abgesehen vom eingesparten Produktionsschritt (Sabatier-Prozess H2 + CO2 -> CH4 + H2O), bietet Wasserstoff keinen Vorteil gegenüber Methan. Vorausgesetzt natürlich, dass das Gaskraftwerk ans Erdgasnetz angeschlossen ist.Die Frage, die sich bei einem Hybridkraftwerk als Solar- bzw. Windenergie und Gas ist eigentlich wie man kurzfristige Spitzen abfangen kann. Will man das überhaupt in so einen Komplex einbinden oder soll an der Stelle kompensiert werden, an der es jetzt schon geschieht? Entscheidend wird dabei auch sein, ob und wie schnell sich Laststeuerungen, also intelligente Stromnetze etablieren lassen. Diese könnten neben der Möglichkeit Verbraucher in Überschusszeiten zu aktivieren, auch helfen die Spitzenlast zu reduzieren.

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