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Dauerwerbesendung als Programm – RTL und der „Undercover Boss“

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© nkzs, stock.xchng

Einer der Gründe, wieso ich seit langem kein Privatfernsehen mehr schaue, ist (neben dem miesen, langweiligen Programm und dem kranken Menschenbild, das dort gerne propagiert wird) die komplette Durchkommerzialisierung des Angebots. Neben der „normalen“ Reklame, vor der man wenigstens meist durch Einblendungen und Jingles gewarnt wird, sind viele Sendungen durchsetzt mit Product Placement und unseligen Verquickungen und Verstrickungen mir Marken und Unternehmen. Als Beispiel sei hier nur „Germany’s Next Topf-Modell“ genannt, über dessen plump-abstoßenden Kommerzfaktor ich bereits HIER [2] ein wenig referiert habe.

Nun gibt es aber, wie ich von einem Leser erfuhr, auf RTL etwas Neues – nämlich „Undercover Boss“. Eine Sendung, in der der Chef eines Unternehmens unerkannt für eine Weile ins alltägliche Betriebsgetümmel eintaucht und nidere Arbeiten ausführt, um so zu erleben, wie es ums Betriebsklima bestellt ist etc. Aus mir nicht nachvollziehbaren Gründen ist auch dieses Format ein Erfolg (allerdings verstehe ich bei den meisten Sendungen im Kommerz-TV eh nicht, was einen daran interessieren könnte), so dass die erste Folge auch von der Blogszene kritisch begleitet wurde. stef-online.net analyisiert in „Undercover Boss – Dauerwerbesendung mit fadem Beigeschmack [3]“ das Wesen dieses verlogenen TV-Gedödels, das am Ende vor allem dazu dient, das jeweilige Unternehmen (in diesem Falle die Fa. Eismann) gut dastehen zu lassen und natürlich dessen Logo und Markennamen möglichst oft, möglichst lange im Bild stehen zu haben. Auf diese Weise jubelt man den Zuschauern en passant das entsprechende Firmanimage unter bzw. sorgt, wenn die Folge glaubwürdig genug gescriptet ist, überzeugender als direkte Reklame. Was das Format in meinen Augen um so perfider macht:

(…) Was bei “Einsatz in 4 Wänden” noch relativ suggestiv stattfindet, hat man jedoch jetzt bei “Undercover Boss” auf die Spitze getrieben. Sieht man bei der Sendung rund um Raumausstatterin Tine Wittler eher “zufällig”, dass die Möbel von IKEA stammen oder die Websites der Handwerker, die natürlich nur zufällig auf den T-Shirts von Maurer, Klempner und Co auftauchen, so wirkte die erste Folge von “Undercover Boss” wie eine perfekt gescriptete Dauerwerbesendung für Eismann. (…)

(…) Für mich bleibt ein fader Beigeschmack – von Minute 1 bis zum Schluss fühlte sich das Ganze an wie eine gescriptete Doku-Soap, von und für Eismann. Selbstverständlich gibt es gute PR-Formate, doch allein das Ende der Sendung war an Heuchelei kaum zu überbieten.  Alle “bespitzelten” Mitarbeiter wurden in die Eismann-Zentrale eingeladen und wahlweise befördert oder – wie im Falle Traut – mit einem Geschenk bedacht. Aber nicht mit einer Aufstockung seiner Stundenzahl bzw. mit einer Bezahlung seiner Überstunden – nein, eine Woche Ägypten All-Inklusiv soll es sein.

Wie es bei Eismann wirklich zugeht, wenn die Kameras nicht laufen, erfährt man u.a. hier:

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