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Gastbeitrag: Werbung verhindern

Ich freue mich, Euch heute nach längerer Pause mal wieder einen Gastbeitrag präsentieren zu dürfen. Er stammt von Christian Böttgenbach und heißt „Werbung verhindern“. Regelmäßige Leser meines Blogs wird die eine oder andere These des Textes durchaus bekannt vorkommen, vertrete ich doch ähnlich kritische Ansichten zur Reklamebeschallung heutiger Tage.

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Werbung verhindern

Werbung kann nerven und manipulieren. Sie kann auch gefährdend sein. Bewegliche Reklame im Straßenverkehr und die aufreizend tiefsinnigen, hypnotischen Wahlplakate führen zu Unfällen. Werbung destabilisiert labile Menschen, denn sie informiert nicht, sondern vermittelt Stimmungen und Lebenshaltungen. Sie gibt Ziele vor, die nicht die eigenen sind. Es ist eine Wissenschaft geworden, wie dabei das kritische Bewußtsein umgangen wird. Den Vogel schießt die Werbewirtschaft selbst ab, die mit dem Spruch „Werbung schafft Vielfalt“ das Gegenteil der tatsächlichen Wirkung von Werbung behauptet. Denn Werbung schafft Einfalt, indem wenige große Marken die natürliche Vielfalt verdrängen möchten.

Ohne weiter in die Tiefe zu gehen, entsteht das Bild einer Bedrohung durch Werbung. Die gesellschaftlich üblichen Wege zur Lösung des Problems wie neue Verordnungen, Petitionen und Beschwerden helfen auch hier nicht weiter, denn die Werbetreibenden haben Geld und üben damit beherrschende Macht aus. Also sind wir machtlos.

Wogegen kämpft denn die Werbeindustrie? Gegen unser (kritisches) Bewußtsein! Dort liegt also die Macht, Werbung aufzulösen. Das Bewußtsein hinterfragt, woher das Geld für die Werbung kommt. Es wird für Werbung aufgebracht durch den Glauben oder die Erfahrung, dadurch Marktanteile und letztlich Gewinne (auf Kosten anderer) erzielen zu können. Der Verursacher für Werbung bist also Du, indem Deine natürliche Neugierde sich den Werbebotschaften unterbewußt öffnet und im Augenblick der Kaufentscheidung Dein Gefühl manipuliert. Da nützt auch kein Widerspruch, denn ohne nachweisbare Wirksamkeit gäbe es keine Massenwerbung.

Unser Unterbewußtsein können wir ab sofort einfach für uns einsetzen, statt es Fremdbestimmen zu lassen: Ich habe als 16-jähriger nach ausführlicher Beschäftigung mit Werbung beschlossen, es mir einfach zu machen und prinzipiell all das nicht zu kaufen, wovon ich öffentliche Werbung sehe. Damit lebe ich seit Jahrzehnten sehr gut, es ist einfach und es wirkt. Wenn auch andere auf diesen Gedanken kommen, lohnt sich Werbung nicht mehr, sondern im Gegenteil, sie wird zunehmend ein negatives Produktmerkmal und damit kontraproduktiv für die Werbenden.

Nun bitte ich darum, ehrlich zu prüfen, bei wem eben ein „ja aber es gibt doch auch gute Produkte, für die geworben wird“, auftauchte. Da meldet sich dann das kritische Bewußtsein plötzlich, man will ja nicht pauschalieren, sondern prüft immer selbst und so weiter. Das will ich nicht verurteilen, auch ich habe eine einzige kleine gelegentliche Ausnahme. Aber man macht sich leicht viel Arbeit damit, anstatt den Aufmerksamkeitsdiebstahl durch aufgedrängte Werbung einfach für sich zu beenden.

Infoliner

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