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Turbo-Mast überrollt Deutschland

Es ist schon sehr erstaunlich bis erschreckend – da mehren sich seit Jahren die mahnenden Stimmen, die vor zu viel Fleischkonsum warnen, die sowohl die gesundheitlichen Folgen wie auch die für die Umwelt, das Klima und nicht zuletzt die Tiere selbst thematisieren und vermehrt ins Licht der Öffentlichkeit bringen. Da wird sogar ein fleischkritisches Sachbuch – „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer [1] –, das zu Vegetarismus animieren soll, zu einem Bestseller. Auch in den Medien machen immer wieder Skandale im Zusammenhang mit Massenkonsum und Billigfleisch die Runde. Und dennoch scheint die Expansionswut der industriellen Fleischproduktion ungebrochen zu sein, denn es werden immer mehr und immer größere Tierzuchthallten gebaut. Vermehrt machen sich auch ausländische Investoren daran, hierzulande gigantische Tier-Fabriken aus dem Boden zu stampfen, in denen zigtausende Schweine oder Hühner unter übelsten Bedingungen der Turbomast zugeführt, also in kürzester Zeit unter Einsatz von chemisch optimiertem Futter, Hormonen etc., zur Schlachtreife aufgepäppelt. Neben all den moralischen Bedenken und auch direkt gesundheitlichen Gefahren, die solch ein Industriefleisch mit sich bringt, zerstören diese Tier-KZs auch die umliegende Natur, z.B. durch eine schleichende Vergiftung des Bodens durch Ausbringung der riesigen Güllemengen, die im Produktionsprozess Tag für Tag anfallen.

Die NDR-Sendung markt beschäftigte sich unlängst mit einigen besonders krassen Fällen – da will ein holländischer Großinvestor die größte Schweinemastanlage Nordeuropas mitten in die Mecklenburg-Vorpommersche Idylle klatschen, ohne Rücksicht auf die Anwohner und die zart aufblühende Tourismusbranche der Region. In Niedersachen soll eine monströse Schweineschlachtanlage entstehen, die jeden Tag unzählige Tiertransporte durch die umliegenden Ortschaften nach sich zieht – „Massentierhaltung spaltet Norddeutschland [2]“. Man kann nur mit den Kopf schütteln, wenn man diese Bilder sieht (und dabei erfährt man noch herzlich wenig über die tatsächlichen Zustände, die die Tiere in diesen Fabriken ertragen müssen).

Ein neuer Riesen-Schlachthof bei Celle, Mastanlagen im Emsland oder in Alt Tellin in Mecklenburg-Vorpommern: Landwirtschaft in Norddeutschland wird immer mehr der Agrar-Industrie geprägt. Doch die Produktion von günstigem Fleisch bringt aber auch Anwohner und auch kleinere Landwirte auf die Barrikaden. Sie befürchten erhöhte Belastungen für Umwelt und Gesundheit sowie negative Folgen für kleinere Betriebe. NDR.de hat Fakten, Aussichten und Befürchtungen gesammelt.


Tobi Schlegel vom NDR-Satiremagazin extra 3 hat sich der Angelegenheit von einer etwas amüsanteren, aber nicht minder kritischen Seite genähert:

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