Es ist schon sehr erstaunlich bis erschreckend – da mehren sich seit Jahren die mahnenden Stimmen, die vor zu viel Fleischkonsum warnen, die sowohl die gesundheitlichen Folgen wie auch die für die Umwelt, das Klima und nicht zuletzt die Tiere selbst thematisieren und vermehrt ins Licht der Öffentlichkeit bringen. Da wird sogar ein fleischkritisches Sachbuch – „Tiere essen“ von Jonathan Safran Foer –, das zu Vegetarismus animieren soll, zu einem Bestseller. Auch in den Medien machen immer wieder Skandale im Zusammenhang mit Massenkonsum und Billigfleisch die Runde. Und dennoch scheint die Expansionswut der industriellen Fleischproduktion ungebrochen zu sein, denn es werden immer mehr und immer größere Tierzuchthallten gebaut. Vermehrt machen sich auch ausländische Investoren daran, hierzulande gigantische Tier-Fabriken aus dem Boden zu stampfen, in denen zigtausende Schweine oder Hühner unter übelsten Bedingungen der Turbomast zugeführt, also in kürzester Zeit unter Einsatz von chemisch optimiertem Futter, Hormonen etc., zur Schlachtreife aufgepäppelt. Neben all den moralischen Bedenken und auch direkt gesundheitlichen Gefahren, die solch ein Industriefleisch mit sich bringt, zerstören diese Tier-KZs auch die umliegende Natur, z.B. durch eine schleichende Vergiftung des Bodens durch Ausbringung der riesigen Güllemengen, die im Produktionsprozess Tag für Tag anfallen.
Die NDR-Sendung markt beschäftigte sich unlängst mit einigen besonders krassen Fällen – da will ein holländischer Großinvestor die größte Schweinemastanlage Nordeuropas mitten in die Mecklenburg-Vorpommersche Idylle klatschen, ohne Rücksicht auf die Anwohner und die zart aufblühende Tourismusbranche der Region. In Niedersachen soll eine monströse Schweineschlachtanlage entstehen, die jeden Tag unzählige Tiertransporte durch die umliegenden Ortschaften nach sich zieht – „Massentierhaltung spaltet Norddeutschland“. Man kann nur mit den Kopf schütteln, wenn man diese Bilder sieht (und dabei erfährt man noch herzlich wenig über die tatsächlichen Zustände, die die Tiere in diesen Fabriken ertragen müssen).
Ein neuer Riesen-Schlachthof bei Celle, Mastanlagen im Emsland oder in Alt Tellin in Mecklenburg-Vorpommern: Landwirtschaft in Norddeutschland wird immer mehr der Agrar-Industrie geprägt. Doch die Produktion von günstigem Fleisch bringt aber auch Anwohner und auch kleinere Landwirte auf die Barrikaden. Sie befürchten erhöhte Belastungen für Umwelt und Gesundheit sowie negative Folgen für kleinere Betriebe. NDR.de hat Fakten, Aussichten und Befürchtungen gesammelt.
Tobi Schlegel vom NDR-Satiremagazin extra 3 hat sich der Angelegenheit von einer etwas amüsanteren, aber nicht minder kritischen Seite genähert:
chapultepec
Charles Patterson
Für die Tiere ist jeden Tag Treblinka
Über die Ursprünge des industrialisierten Tötens
http://www.perlentaucher.de/buch/18727.html
http://www.zweitausendeins.de/redaktionelles/?thema=200230
Was-ist-Wahrheit.eu
Massentierhaltung ist wirklich nicht der Brüller. Seit ich arbeitslos geworden bin habe ich meinen Fleischkonsum auf 1 – 2 mal die Woche reduziert. Vorher hatte ich jeden Tag mein Fleisch in Form von Wurst und oder Schnitzeln auf dem Tisch.
Solange wir uns in Deutschland und der restlichen westlichen Welt einbilden, jeden Tag Fleisch auf dem Tisch haben zu müssen, wird auch diese Massentierhaltung notwendig sein. Sonnst kann der Bedarf nicht befriedigt werden. Irgendwer muss ja das viele Schweine und Hühnerfleisch kaufen und Verzehren. Ohne die Kundschaft gäbe es auch keine Massentierhaltung. Der Landwirt sagt im 1. Video ab 6:25 schon so richtig, dass wir Menschen einfach keine Hemmschwelle mehr haben. Damit hat er gar nicht so unrecht. Alles hat halt seinen Preis, wollen wir jeden Tag Fleisch, müssen wir auch mit der Massentierhaltung leben. Beschränken wir uns hingegen wieder auf den altmodischen “Sonntagsbraten” mit der Bereitschaft mehr für Fleisch zu bezahlen, sinkt auch der Nutzen und die Notwendigkeit der Massentierhaltung.
rosa
ehrlich gesagt bin ich ganz schön verwundert darüber, dass sich tatsächlich einige menschen in so einem video über die massentierhaltungen in ihrer nähe beklagen. aber keiner verliert ein wort darüber, dass tatsächlich nur ein verzicht von produkten aus massentierhaltung diese verhindern wird. ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese menschen, die sich zwar oft nur über die keime beklagen (aber immerhin^^), trotzdem nicht weiter auf fleisch, milch und eier aus massentierhaltung verzichten werden. und das ergibt, finde ich, wenig sinn. würde die anlage woanders gebaut, würden diese menschen doch nie auf die idee kommen sich über den bau neuer anlagen der massentierhaltung zu beklagen. deswegen finde ich den bericht vom ndr dann doch eher weniger hilfreich und aussagekräftig. am schlimmsten finde ich am schluss: “der tourismus ist gefährdet!”, na meine güte! das klima ist gefährdet, es verhungern menschen, der regenwald wird abgeholzt und millarden von tieren leben und sterben elendig, aber dass der tourismus durch massentierhaltung gefährdet ist, ist natürlich sehr schwerwiegend.
ps. trotz allem finde ich vergleich von tierhaltung mit konzentrationslagern während der ns-zeit nicht gut. im gegenteil: sie sind weder nötig, noch anngebracht, sondern einfach dumm.
Peter M.
“ehrlich gesagt bin ich ganz schön verwundert darüber, dass sich tatsächlich einige menschen in so einem video über die massentierhaltungen in ihrer nähe beklagen. aber keiner verliert ein wort darüber, dass tatsächlich nur ein verzicht von produkten aus massentierhaltung diese verhindern wird. ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese menschen, die sich zwar oft nur über die keime beklagen (aber immerhin^^), trotzdem nicht weiter auf fleisch, milch und eier aus massentierhaltung verzichten werden. und das ergibt, finde ich, wenig sinn. würde die anlage woanders gebaut, würden diese menschen doch nie auf die idee kommen sich über den bau neuer anlagen der massentierhaltung zu beklagen.”
Genauso sehe ich das auch, das hatte ich ja auch im Artikel angemerkt. Da herrscht bei vielen Leuten eine gewisse Blindheit vor, also ein mangelndes Verständnis des Zusammenhangs von ihrem (Konsum-)Verhalten mit den Auswirkungen.
regt euch nicht auf
Die Leute, hauptsächlich Neuzugezogene, regen sich über sowas auf, aber trotzdem wollen sie nicht das teure Bio-Fleisch kaufen und wenn doch, dann das günstige beim Discounter was auch in Massentierhaltung produziert wird, wo nur Bio drauf steht, weil es sich besser verkauft! Außerdem sind diese Gebiete landwirtschaftlich geprägt, da muss man sich auf sowas einstellen wenn man dahin zieht!!!
Thomas
Massentierhaltung wie sie zurzeit praktiziert wird muß vom Gesetzgeber verboten werden. Was hier abläuft ist Tierquälerei auf höchster Ebene. Wahrscheinlich haben einige Kommentarschreiber hier noch nie soetwas aus der Nähe gesehen. Argumente wie z.B. du ißt doch auch Fleisch, oder der Kunde bestimmt den Preis sind ja wohl absolut hirnrissig. Man sollte dabei mal bedenken, das ein großer Teil der gequälten Tiere letztendlich im Mülleimer der Discounter landen, weil hier ein Überangebot an Fleisch vorhanden ist und die Mindesthaltbarkeit abgelaufen ist. Außerdem werden diese armen Kreaturen mit Antibiotikum vollgepumpt,das wiederum über das Fleisch in unserem Körper landet. Selbstverständlich muß bei einem generellen Verbot der Massentierhaltung ein höherer Preis des Fleisches in Kauf genommen werden. Leider ist es aber zurzeit so, das die Politik bei uns zu diesem Thema auf der ganzen Linie versagt.
rosa
Was bringt denn ein Verbot, wenn die meisten Menschen eben jenes billig Fleisch haben wollen? Ich denke, wenn Massentierhaltungen mitten in den Städten stünden und Glaswände hätten, dann würden sicher weniger Menschen das Fleisch aus dieser abartigen Tierhaltung konsumieren wollen, aber solange das nicht der Fall ist, würde ein Verbot und somit der zwanghafte Verzicht auf die durchschnittlichen 60 Kilo Fleisch im Jahr (die ein Deutscher verputzt) nur auf Widerstand der Dummen in der Bevölkerung stoßen. Äh, also ich meine damit: bei den Meisten. außerdem würde das billige fleisch dann sicher importiert werden, damit würden weiterhin Massentierhaltungen unterstützt- und es wäre nichts erreicht. der Wandel muss im Kopf jedes Einzelnen entstehen. Wenn die Menschen nicht mehr massenhaft billige tierische Produkte konsumieren wollen, dann gäbs auch weniger Massentierhaltung. es ist nicht möglich, allein der politik die schuld zu geben. die konsumenten bestimmen auch, was im regal liegt.
Peter M.
“es ist nicht möglich, allein der politik die schuld zu geben. die konsumenten bestimmen auch, was im regal liegt.”
Da gebe ich Dir absolut Recht. Genau aus dem Grund versuche ich in ,meinem Blog ja auch Aufklärung zu betreiben, so dass der eine oder andere vielleicht mal ins Grübeln gerät und sein eigenes (Konsum-)Verhalten hinterfragt.
Thomas
Ihr habt da schon in gewisser Weise recht…nur diese Art der Tierhaltung beißt sich mit dem Tierschutzgesetz und gehört verboten(!!!), egal was der Konsument fordert. Wir würden ja auch lieber Benzin zum Preis von 80 Cent tanken und bekommen es auch nicht dafür. Außerdem bekommt man das vernünftige Konsumverhalten eh niemals in die Köpfe der Menschen rein. Der deutsche Markt ist mit Geflügelfleisch bereits mehr als abgedeckt. Darum frage ich mich, warum immer noch mehr “Quälstationen” genehmigen und fördern??? Das ist doch Produktion für den Mülleimer. Es werden ständig in den Discountern Unmengen an Fleisch weggeworfen, weil ein Überangebot da ist. Naja, die Landwirtschaftsministerin Grotelüschen wird schon wissen,warum und wie viele Mastanlagen in Zukunft noch gefördert werden….???
rosa
thomas: “Außerdem bekommt man das vernünftige Konsumverhalten eh niemals in die Köpfe der Menschen rein.”
wie ist das mit drogen? siehst du nicht, dass verbote niemanden daran hindern, drogen zu konsumieren, wenn er/sie das wirklich will? wenn du massentierhaltung verbietest- na dann wird halt billiges fleisch importiert oder illegal gezüchtet,geschlachtet usw. mit verboten förderst du kriminalität. die menschen werden nicht einfach so auf ihr billiges fleisch verzichten wollen, nur weil die massentierhaltung in deutschland gesetzlich verboten ist. mit solchen forderungen schreckst du fleischessende menschen eher davon ab, sich für das thema zu öffnen.
natürlich ist es total ätzend, dass dauernd neue mastanlagen gebaut, gefördert usw, werden, aber es ist wichtig, in sachlicher art und weise, die aspekte der massenteirhaltung aufzuzeigen und somit in den köpfen zu verankern, dass jeder, der fleisch, milch und eier isst, selbst dazu beiträgt dass immer neue anlagen entstehen und das eigentlich etwas sehr schlechtes ist. wenn du auf der ebene “das muss verboten werden …!” argumentierst, dann erreichst du einfach keinen, außer denen die bereits deiner meinung sind.
peter m: ich finde deinen blog wirklich toll! ich finde aufklärung zu konsumverhalten und anregung zu kritischem konsum wirklich wichtig. deshalb arbeite ich gerade an einem konsumkritischen stadtrundgang, der auch einige der themen, die du hier in deinem blog erwähnst, behandelt.