Jan
21
2014
11

Zeit zu entgiften

Dieser schöne Kurzfilm von GreenpeaceDetox! Zeit zu entgiften“ – passt prima zur Thematik meines Blogs, deshalb will ich ihn Euch auch ans Herz legen. (Ja, ich weiß, dass man an Greenpeace auch Kritik üben kann, aber das schmälert die Aussage des Films nicht!)

Noch bis Ende der Woche laufen auf der Berliner Modewoche die Models über den Laufsteg und zeigen, was im nächsten Jahr angesagt ist. Im Wochentakt folgen dann die weiteren Fashion Weeks: New York, London, Mailand, Paris. Die Bilder der Modenschauen gehen blitzschnell um die Welt und wenige Wochen später hängen die Must-Haves in den Schaufenstern der großen Ketten.

Zara beispielsweise produziert nur so viel von einzelnen Teilen, dass die schnell vergriffen sind. Die Botschaft ist klar: Greift zu, sonst ist der Fummel vielleicht bald nicht mehr im Laden. Obendrein liefern sich die Fast-Fashion-Discounter Preiskämpfe – mit der Folge, dass wir uns an Billigware gewöhnt haben und hemmungslos zugreifen. Die Discounter-Bewegung auf die Spitze treiben hierzulande Newcomer wie die irische Kette Primark, die T-Shirts für zwei Euro und Jeans für zehn Euro anbieten.

Den Preis für die Billigklamotten zahlen andere. Produziert wird in ärmeren Ländern. Die gravierenden Folgen für Mensch und Umwelt hat die Greenpeace Detox-Kampagne sichtbar gemacht und aktuell wieder in dem Report Kleine Monster im Kleiderschrank dokumentiert.

Jeder Deutsche kauft im Schnitt fünf neue Teile pro Monat. Pro Jahr 60 Klamotten mehr im Kleiderschrank – das ist auch der Durchschnitt in anderen Industrienationen. Getragen wird nur ein Bruchteil dessen, was wir an Kleidung haben. Selbst umweltbewusste junge Frauen gaben bei Befragungen an, dass bis zu 40 Prozent ihrer Kleidung Schrankhüter sind.

Deshalb müssen wir weniger und bewusster einzukaufen. Auf der Berliner Modewoche stößt man inzwischen auf ein ständig wachsendes gut gemachtes Angebot an grüner Mode. Dazu zählen Kollektionen aus Bio-Stoffen oder recycelten Materialien, Entwürfe von kleineren Labels, die lokal fertigen, Stücke, die multifunktional sind oder gut zu kombinieren. Die wirklich guten Modelle sind zeitlos und nicht schon in der nächsten Saison aus der Mode.

„Buy less, choose well, make it last“ – kauft weniger, bewusster und sorgt dafür, dass es hält – dieses Mantra der britischen Designerin Vivienne Westwood gewinnt an Bedeutung. Und es gibt eine wachsende Zahl von Menschen, die Mode mögen, aber ihre Sehnsucht nach Veränderung anders stillen als mit dem ständigen Kaufen neuer Sachen.

Sie stöbern in Secondhand-Läden oder im Internet bei Kleiderkreisel, gehen auf Kleidertauschparties, leihen sich Kleidung wie Bücher aus einer Bibliothek („Kleiderei“) oder lernen wieder zu stricken, zu nähen und zu flicken. Auch wenn man diesen Trend nicht überschätzen darf, zeigt er doch, dass Fast Fashion, also die schnelllebige Massenware ihren Zenit überschritten hat.

Die Zeiten, als sich Präsidentin-Gattin Michelle Obama, Kanzlerin Angela Merkel oder die britische Schauspielerin Keira Knightley dafür verspotten lassen mussten, dasselbe Kleid zweimal zu tragen, sollten endgültig vorbei sein.

Es ist Zeit umzudenken. Selbst die sauberste Produktion bleibt nicht ohne Folgen für die Umwelt. Weniger ist mehr: Setzen wir auf Kreativität statt auf Konsum!

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Lesetipps: Plakate in der virtuellen Welt | Leben scripten | Zara | Voyeurismus-Fernsehen | Finanzkrise

Eigentlich ist es kein Wunder, dass die Werbewirtschaft nicht nur danach trachtet, den realen öffentlichen Raum mit ihren Parolen zuzupflastern und die Menschen damit in einem permanenten „Haben wollen / Kaufen sollen“-Zustand zu halten, sondern ebenfalls versucht, in jede Ritze des Alltags einzudringen. Von daher ist Reklame in Computerspielen schon seit längerem ein Thema, nicht erst, seitdem Games wie Fifa die möglichst „realistische“ Stadiondarstellung dadurch erhöhen, dass sie die virtuellen Pixel-Werbebanden wie im wahren Leben an Unternehmen verkaufen. So ist sicher gestellt, dass die Spieler permanent Markennamen und Werbebotschaften zu sehen bekommen und dies auch noch als „erfreulich realitätsnah“ goutieren. Ein perfekter und irgendwie pefider, selbstverstärkender Mechanismus… wie auch Der Standard in „In-Game-Werbung: Plakate in der virtuellen Welt“ (eher neutral) beschreibt:

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Kinderarbeit für Baumwolle

Es ist wirklich nicht leicht, „korrekt“ zu konsumieren, sprich mit den eigenen Einkäufen keine Umweltzerstörung, Ausbeutung, Kriege, Lohndumping usw. mitzufinanzieren. Im Lebensmittelbereich gibt es immerhin ein paar Siegel, die einem die Orientierung erleichtern – Bio (in den verschiedenen Ausprägungen von EU-Bio bis hin zu den Anbauverbänden wie demeter oder Bioland) und FairTraide geben einem wenigstens eine ungefähre Orientierung vor, auf die man sich halbwegs verlassen kann. Wer z.B. sein Fleisch nicht ain Bio-Qualität kauft, kann fast immer davon ausgehen, dass das Erzeugnis aus Massentierhaltung stammt, und gleiches gilt für Zutaten wie Eier oder Milchprodukte, die in vielen Industrielebensmitteln stecken, von Keksen bis zur Schokolade.

Deutlich unübersichtlicher wird es leider, sobald man sich beispielsweise um Kosmetikartikel oder Mode bemüht – ich hatte ja schon einige Male davon berichtet, dass die Konzerne hier die absolut undurchsichtige und uneinheitliche Gesetzeslage bei der Auszeichnung ihrer Produkte gnadenlos ausnutzen, um den Verbraucher einzulullen. Es werden Pseudo-Siegel erfunden (siehe den Beitrag „Abzocke mit Bio-Siegeln“) und man brüstet sich mit der Teilnahme an Sozialstandards, die jedoch auch industriefreundlichen Richtlinien beruhen. Auch „Bio-Baumwolle“ heißt nicht unbedingt, dass die Kleidung sozialverträglich oder ohne giftige Chemikalien hergestellt wurde, und manchmal lässt sich nicht einmal der biologische Anbau nachprüfen (siehe „Debakel und Etikettenschwinderl in der Öko-Modebranche“).

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