Okt
18
2009
3

Gutes aus dem Netz

p-magazin-cover_18Heute möchte ich Euch als Gastbeitrag einen interessanten Artikel von Jacob Chromy (dem Mann hinter Antipreneur) präsentieren, der ursprünglich im Stadtkulturmagazin P, Ausgabe September 2009, www.p-magazin.net erschienen ist.

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Gutes aus dem Netz

Kinderschänder, Terroristen, Raubkopierer – im Internet tummeln sich angeblich nur noch die Gesetzlosen. Das schreien in letzter Zeit immer wieder die Internetausdrucker (Politiker) und Mainstream-Medien. Höchste Zeit einmal die “guten” Seiten im WWW zu betrachten – denn davon gibt es jede Menge.

Wer Gutes tun will, aber von Spendenständen und “Schlechte Gewissen”-Briefen der Wohltätigkeitsorganisationen genervt ist, kann sich im Netz engagieren.  Betterplace.de, helpedia.de und wikando.de sind Webseiten, die das Spendensammeln im Netz revolutionieren wollen.

Im hippen Web 2.0-Look können Nutzer eigene Hilfsprojekte eintragen, mit Hintergrundinformationen versehen und den nötigen Finanzierungsbedarf erklären. User und Spender sehen sofort, wie viel Geld schon gesammelt wurde, wer ihr Geld bekommt und was mit ihren Moneten erreicht wird. Die Nutzer der Spendenportale können sich ähnlich wie auf Social Network Seiten vernetzen und austauschen.

Auf betterplace.de sucht zum Beispiel der Darmstädter Verein “Zündholz – Hilfe zur Selbsthilfe e.V.” für sein Projekt “Kaufhaus der Gelegenheiten” Unterstützung. Der Verein “BBK Darmstadt e.V.” nutzt helpedia.de zum Spenden sammeln. Auf den beschriebenen Hilfsseiten kann man aber nicht nur sein Geld spenden, sondern auch seine Zeit. Denn nicht alle Organisationen oder Projekte suchen nach finanzieller Unterstützung, sondern manchmal auch nach Wissen, Erfahrung und helfenden Händen.

Wer nicht so der Spendertyp ist und eher die “Hilfe zur Selbsthilfe” propagiert, der kann einen Mikrokredit vergeben. Seit der Verleihung des Friedensnobelpreis im Jahr 2006 an Mohammed Yunus und seine Grameen Bank ist diese Form der Entwicklungshilfe weltbekannt. Dabei werden Kleinstkredite von wenigen Dollars an Unternehmer in Entwicklungsländern zur Verfügung gestellt, die bei keiner “normalen” Bank eine Finanzierung bekämen oder bei Kredithaien Wucherzinsen von 100 Prozent oder mehr berappen müssten.

Auf kiva.org können solche Mikrokredite jetzt auch von Jedermann vergeben werden. Angemeldete Nutzer können Kleinstunternehmern 25 Dollar oder mehr leihen. Die Kreditnehmer stellen sich und ihre Projekte auf der Plattform vor, wie z.B. eine peruanische Bierverkäuferin, die 100 Dollar für einen neuen Kühlschrank brauchte.

Wem die Kohle zum Spenden oder Mikrokredit vergeben fehlt, kann sich dennoch im Netz engagieren. Kampagnenplattformen wie campact.de und greenaction.de bieten Nutzern die Möglichkeit sich online politisch zu äußern oder Mitstreiter für aktiven Umweltschutz zu finden. Mit ein paar Klicks kann man zum Beispiel auf campact.de einen Appell gegen das AKW Krümmel unterzeichnen oder sich gegen Kohlekraftwerke auf greenaction.de aussprechen. Je mehr Unterstützer die Appelle finden, desto größer wird die mediale Aufmerksamkeit und der Druck auf die Politik.

Man kann aber auch direkt den Politikern seine Meinung geigen. Seit 2005 können Netzbürger auch im Web mittels einer öffentlichen Petition auf Missstände und Gesetzeslücken hinweisen oder eine E-Petition mit ihrem Namen unterstützen. Wer binnen drei Wochen 50.000 Bürger zum Mitzeichnen bewegt, darf sein Anliegen persönlich vor dem Petitionsausschuss des Bundestags vortragen und bekommt mediale Aufmerksamkeit für sein Vorhaben.  Erfolgreiche E-Petitionen waren “Keine Indizierung und Sperrung von Internetseiten” mit mehr als 130.000 Unterstützern oder der “Antrag für ein bedingungsloses Grundeinkommen” mit mehr als 50.000 Mitzeichnern.

Wer von einem Fremden plötzlich in einer Bar einen Drink oder eine Capputchibo spendiert bekommt, sollte nicht gleich das Schlimmste oder Schönste denken. Der oder die Beschenkte könnte in diesem Moment teil eines Spieles werden. Und zwar des ersten “Social Reality Game” der Welt: Akoha. Das aus Kanada stammende Spiel versucht spielerisch Gutes zu tun und verknüpft dabei die Offline- mit der Onlinewelt. Doch wie funktioniert das?

Auf akoha.com kann für fünf Dollar ein Kartenspiel mit 20 so genannten “Missions” bestellt werden. Dieses Kartenset hat einen Code, der mit dem eigenen Akoha-Profil auf der Webseite verknüpft wird. Im Kartenset sind verschiedene Missionen enthalten wie z.B. “Give Someone a Book”, “Donate an Hour of Your Time” oder wie anfänglich erwähnt “Invite Someone for Drinks”. Für jede Mission gibt es “Karma Points”.

Auf jeder Missions-Karte ist ebenfalls ein Code aufgedruckt. Wird die Karte “Invite Someone for Drinks” gespielt und der Beschenkte gibt dann den Karten-Code auf der Akoha-Webseite an, werden dem Kartenbesitzer 175 Karma-Punkte gutgeschrieben. Weitere Details wie Foto, kurze Story oder Lokalisierung auf einer Landkarte geben Extrapunkte.

Der eigentliche Clou: die Karte wechselt nach der Registrierung den Besitzer und kann weiter gespielt werden. Auf der Webseite sieht man dann, wer alles die Karte gespielt und wo auf der Welt jemand auf einen “Drink” eingeladen wurde. Außerdem  gibt es auf akoha.com eine Weltkarte mit allen bisherigen Missionen – in Darmstadt wurden schon zehn Karten der Nettigkeiten gespielt.

Wer die vorgegeben Akoha-Missionen nicht so prickelnd findet, der spielt einfach die “Wild Mission Card”. Mit dieser Karte kann mich sich selber eine Aufgabe stellen und sie ausspielen – z.B. den Flohmarkt auf dem Karolinenplatz retten oder einen Artikel für das P-Magazin schreiben. Auch dafür gibt es dann Karma-Punkte.

Auf einen Klick:

Spenden & helfen
http://betterplace.de
http://helpedia.de
http://wikando.de

Mikrokredit vergeben
http://kiva.org/

Appelle unterzeichnen
http://campact.de
http://greenaction.de
https://epetitionen.bundestag.de

Spielerisch Gutes tun
http://akoha.com/

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Wikando – Erlebe Engagement

wikando_de_deDass man die sog. „social networks“ des Web 2.0 nicht nur zur persönlichen Bespaßung wie bei Myspace oder Facebook, sondern Sinnvollem, nämlich zu sozialem Engagement einsetzen kann, zeigt seit einigen Monaten das neue Projekt Wikando. Ins Leben gerufen wurde es von den beiden Gründern Mirjam Maier und Peter Kral mit einer so einfachen wie einleuchtenden Idee: viele Menschen würden sich gerne ehrenamtlich einbringen, wissen aber nicht wie oder wo. Und viele Vereine und Projekte suchen auf der anderen Seite händeringend Spender, Unterstützer und Freiwillige. Diese beiden Gruppen will Wikando unkompliziert und direkt via Internet zusammenbringen. So finden sich auf der Website so unterschiedliche Projekte wie Lebenshilfe für Afrika e.V., oder Gewaltpräventions-Workshops oder das Musik- und Kulturfestival Lebenslust, das das Thema Nachhaltigkeit verbreiten möchte. Dabei kann jeder, der mitmachen möchte, natürlich selbst entscheiden, ob er ein Hilfsprojekt mit Sach- oder Geldspenden unterstützt, ob er sein Wissen und seine Fähigkeiten weitergeben will, also Arbeitszeit bietet, oder eventuell auch vor Ort selbst mit Hand anlegt. Inzwischen hat Wikando bereits mehrere Auszeichnungen erhalten und entwickelt sich stetig weiter. Schaut Euch die Website doch auch mal an, vielleicht findet Ihr ja eine Initiative, bei der Ihr Euch engagieren möchtet.

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