Jul
09
2009
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Badvertising

Eine Rubrik „Badvertising“ zu nennen, wie es die US-amerikanische Verbraucherschutzseite Consumerist tut, weckt natürlich sofort mein Interesse. Tatsächlich werden hier Beispiele sowohl für handwerklich schlechte, peinliche, dümmliche, irreführende Reklame aus den letzten Jahrzehnten versammelt (besonders schön: Zuckerwerbung aus den 60ern, in der Zucker als Diäthilfe angepriesen wird! Oder historische Zigarettenwerbung, mit Rock Hudson oder Ärzten als Anpreiser der Nützlichkeit des Rauchens!), als auch auf aktuelle Fehlentwicklungen der Werbeindustrie eingegangen (z.B. eine sehr kritische Betrachtung der Aktivitäten von Coca Cola in Bezug auf ihre Werbung, die sich angeblich ja gar nicht an Kinder richtet).

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Nicht jeder Beitrag erschließt sich dem Mitteleuropäer unmittelbar, aber sofort ins Auge sprangen mir zwei Artikel im Zusammenhang mit Kreditkarten. Da beschweren sich Kunden darüber, dass die Citibank auf ihrer Internetsite bei den jeweiligen Kundenkontoständen wahrhaftig so dreist ist, in die jeweiligen Transaktionen Werbeeinblendungen zu schieben und die die Übersichtlichkeit massiv stören. Klar, die Citibank ist quasi pleite und musste viele Milliarden $ vom Staat bekommen, um überhaupt über die Runden zu kommen, aber dass sie so tief gesunken ist, ist schon erschreckend. Die Leute bei etwas so Sensiblem wie den Kontoständen noch mit Reklame zu behelligen, ist sowieso eine Unverschämtheit, schließlich bezahlt der Kunde ja die Karte sowieso schon teuer genug.

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Werbung in Bezug auf Kreditkarten ist in den USA ohnehin eine bei uns kaum vorstellbare Pest – viele Unternehmen und Banken streiten sich da um die Gunst der Kunden und bombardieren die Haushalte mit einer wahren Prospektlawine. Familie Silbar aus Chicagoland hat sich mal den Spaß gemacht und sammelte alle entsprechenden Werbesendungen eines Jahres und kam am Ende auf die schwindelerregende Menge von 23 Pfund Papier, verteilt auf 445 Angebote für Kreditkarten, die da allein auf sie einprasselte! Was für eine grauenhafte Ressourcenvergeudung, einfach unfassbar – aber darüber habe ich mich ja auch schon in Teil 3 meiner kleinen Aufklärungsserie „Werbung schadet“ ausgelassen.

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Mrz
17
2009
2

Die Krise

Die Krise ist zumindest in den Medien mittlerweile ja doch in aller Munde – überall hört man schauerliche Meldungen und Berichte, wie sehr der Abschwung und die Rezession weltweit zuschlägt. Seit diesem Jahr gibt es praktisch jede Woche beispielsweise in der ZDF-Wirtschaftssendung WISO mindestens einen Beitrag zu diesem Thema – vorletzte Woche u.a. zu den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in den USA und die Folgen für den Anstieg der Armut und Obdachlosigkeit im Land:

Wohingegen das Magazin quer im Bayerischen Fernsehen den Eindruck bestätigte, den ich selbst in meinem Umfeld bisher habe: von einer Wirtschaftskrise, der schwersten seit Menschheitsgedenken gar, ist vielerorts noch nichts zu spüren, das Leben geht weiter wie bisher, man kauft ein wie immer. Allerdings zeichnet sich ein Trend zum „Cocooning“ ab, also zum Sich-Einigeln in der eigenen kleinen Welt, um die böse Welt dort draußen von sich fern zu halten. „Flucht nach Innen:  Wie wir uns in der Krise einrichten“, so der Beitrag:

Kurzarbeit bei BMW, Schaeffler schreit um Hilfe, die Krise hat die Deutsche Wirtschaft voll erwischt. Aber da gibt es auch Gewinner: Möbelhäuser, Feinkostläden und Supermärkte verzeichnen Rekordumsätze. Immer mehr Menschen leben nach der Devise: „Wenn es uns schon schlecht geht, dann wenigstens mit Stil“. Das „Cocooning“, der Rückzug in die eigenen vier Wände, wird zur Krisenstrategie der Deutschen, Und während wir es uns in der neuen Wohnzimmergarnitur bei einem guten Gläschen Wein bequem machen, leidet die Gastronomie.

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Die Wochenzeitung Der Freitag befasst sich dennoch mit möglichen Szenarien, die uns bevorstehen könnten, wenn der generelle Trend nach unten anhält oder, was manch einer befürchtet, sich noch verstärkt. In „Hallo Apokalypse“ werden neben einer Analyse von Untergangsszenarien der Vergangenheit drei mögliche Optionen dargestellt, wie es weitergehen könnte:

Robert Kurz „Szenario I: Der ‚weiße Tod‘ des Kapitalismus
Hermannus Pfeifer „Szenario II: Das Ende dieser Globalisierung
Werner Vontobel „Szenario III: Harmloser Anfang, düstere Aussicht

Richtig Mut macht eigentlich keines der dort gemalten Zukunftsbilder – dann vielleicht doch lieber ins Möbelhaus gehen und seine Wohnung schön neu einrichten…

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