Feb
10
2013
6

Einkaufszentren und Lobbyismus

Das Thema Shoppingmalls, die sich ausbreiten, öffentliche Räume besetzen und ersetzen und den etablierten Einzelhandel verdrängen, hatte ich ja schon einige Male hier im Blog. Von daher sind die Erkenntnisse, die der Plusminus-Beitrag „Beleben überdachte Center die Innenstädte?“ vermittelt, so neu nicht – außer, dass ein Hauch von Korruption und Lobbyismus in der Luft liegt und sich eine weitere bdrohliche Marktmachtkonzentration in Deutschland anbahnt, diesmal im Einzelhandel:

Glitzernde Konsumwelt – hell, freundlich, einladend. Einkaufszentren liegen im Trend und die Kunden strömen. Doch hinter den strahlenden Fassaden steckt ein knallhartes Geschäft. Es geht um jede Menge Geld. Um Einfluss. Um einen eiskalten Konkurrenzkampf gegen die traditionellen Einkaufsstraßen.

Welche Folgen das vielerorts hat, zeigt das Beispiel Wetzlar in Hessen.Mitten in der Stadt hat 2005 der riesige Shoppingtempel “Forum Wetzlar” eröffnet. Die Hoffnung damals: Dass die schwächelnde Innenstadt belebt wird. Doch davon ist heute nichts zu sehen. Die ehemaligen Einkaufsmeilen: Nicht belebt, sondern erst recht herunter gekommen.

(…) Betreiber der meisten Einkaufszentren ist die Hamburger Firma ECE, Teil des Otto-Imperiums. Sie ist der europaweite Marktführer – baut einen Konsumtempel nach dem anderen. Ein Milliardengeschäft.

ECE ist auch an den Umsätzen der Center beteiligt. Welches Interesse sollte das Unternehmen also daran haben, die Innenstädte zu stärken? Schließlich bedeutet jeder Euro, der draußen ausgegeben wird, weniger Geld für ECE.

Doch das Unternehmen verkauft sich trotzdem gern als Retter der Innenstadt. Schreibt uns:

“Wir freuen uns, dass in den allermeisten Fällen Bürger, Stadtverwaltungen, Gutachter und Medien unseren Einkaufsgalerien bestätigen, dass sie die jeweilige Innenstadt gestärkt haben.”

Innenstädte stärken. Dass ECE eigentlich ein anderes Ziel verfolgt, sieht man allein schon am Bau vieler Center. Das Unternehmen plant sie bewusst so, dass die Kunden lange bleiben, nur noch hier einkaufen. Ein riesiges Sortiment, Gastronomie, die beliebten, großen Ketten – wer einmal drin ist, wird geschickt zu einem Rundlauf animiert. (…)

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Feb
10
2011
3

Die Stadt in der Stadt – Wie Einkaufszentren Innenstädte zerstören

Als Nachtrag zu meinem gestrigen Posting über die Auswirkungen von Shoppingmalls auf Innenstädte (HIER) möchte ich heute noch auf den Beitrag im NDR Kulturjournal verweisen, der die ganze Sache auch noch von einem soziokulturellen Blickwinkel aus betrachtet, der gut zu meinen gestrigen Betrachtungen in Bezug auf den Verlust öffentlicher Räume und Freiheiten passt – „Die Stadt in der Stadt: Wie Einkaufszentren Innenstädte zerstören“:

Das Kulturjournal zeigt, dass immer mehr Innenstädte in Norddeutschland veröden, während die modernen Einkaufspassagen der ECE als Wohlfühloasen zelebriert werden. (…)

Wie sich so ein Center auswirken kann, das zeigt Hamburg-Harburg. Die Lüneburger Straße – einst zentrale und lebendige Marktstraße – zeigt heute Leerstand und Ramschläden. 200 Meter weiter hatte die ECE das Phönixcenter gebaut – mit komplettem Konsumangebot, eine reine Einkaufsstadt, die die Käuferströme aufsaugt. “Jedenfalls hat es mit unserem traditionellen Bild einer europäischen Stadt überhaupt nichts mehr zu tun”, findet Gert Kähler. “Das sind Zentren, Einkaufszentren, die nur nach innen geöffnet sind, die also nach außen gegenüber der vorhandenen Stadt ausgesprochen abweisend sogar wirken.”

Überwachung und Konformität in Einkaufszentren
Drinnen sehen die Center eigentlich immer gleich aus, ob in Harburg, Hameln oder Schwerin. Überall die gleichen Läden – und: die gleichen Regeln. Die Konsumenten werden überwacht, soziale Probleme ausgesperrt, politische Meinungsäußerungen sind unerwünscht – es geht um Kunden, nicht um Bürger. Ein Verlust von öffentlichem Raum, Einkaufen ohne regionale Identität. Für die ECE ein bewährtes Konzept, der Konsum fließt. (…)

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Das Wettrüsten der Shoppingcenter

Ich muss heute zunächst einmal etwas gestehen – als Ende der 80er/Anfang er 90er Jahre in Kiel mit dem Sophienhof die erste „Shopping Mall“ mitten in der Innenstadt aufmachte, war ich in meinem jugendlichen Überschwang begeistert und fasziniert von dem Warenangebot und dem ganzen Flair. Auch als ich einige Jahre später das CentrO in Oberhausen kennenlernte, zog es mich durchaus in seinen Bann (ohne mich allerdings zu konkreten Käufen zu bewegen). Heute für mich unvorstellbar, denn um solche Shoppingcenter mache ich mittlerweile einen weiten Bogen und fühle mich in solchen Monstermalls unwohl und ob der glitzernden, keimfreien Konsumatmosphäre völlig fehl am Platze.

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