Sep
02
2011
6

Lesetipps: Plakate in der virtuellen Welt | Leben scripten | Zara | Voyeurismus-Fernsehen | Finanzkrise

Eigentlich ist es kein Wunder, dass die Werbewirtschaft nicht nur danach trachtet, den realen öffentlichen Raum mit ihren Parolen zuzupflastern und die Menschen damit in einem permanenten „Haben wollen / Kaufen sollen“-Zustand zu halten, sondern ebenfalls versucht, in jede Ritze des Alltags einzudringen. Von daher ist Reklame in Computerspielen schon seit längerem ein Thema, nicht erst, seitdem Games wie Fifa die möglichst „realistische“ Stadiondarstellung dadurch erhöhen, dass sie die virtuellen Pixel-Werbebanden wie im wahren Leben an Unternehmen verkaufen. So ist sicher gestellt, dass die Spieler permanent Markennamen und Werbebotschaften zu sehen bekommen und dies auch noch als „erfreulich realitätsnah“ goutieren. Ein perfekter und irgendwie pefider, selbstverstärkender Mechanismus… wie auch Der Standard in „In-Game-Werbung: Plakate in der virtuellen Welt“ (eher neutral) beschreibt:

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Mrz
03
2011
11

„Ich will was anderes sehen!“ Schöne Anti-Reklame-Aktion in Finnland

Dass Werbung vielen Leuten auf den Wecker geht, habe ich ja nun schon des Öfteren im Konsumpf dargelegt. Manchem Reklamebombardement kann man reltaiv leicht entgehen – z.B. im Fernsehen (keine Privatsender schauen), Zeitschriften (auf werbefinanzierte Blätter verzichten oder schnell umblättern) und im Internet (AdBlocker –, andere nur bedingt. All die Werbeformen, die den öffentlichen Raum bevölkern, zupflastern und zustellen, begegnen einem leider auf Schritt und Tritt, sobald man die eigenen vier Wände verlässt. Natürlich bleibt einem einiges an Kaufpropaganda erspart, wenn man darauf „verzichtet“, in Shoppingmalls und Einkaufsstraßen zu flanieren, doch spätestens an der nächsten Bushaltestelle holen sie einen wieder ein – die Plakate mit den (ge)schön(t)en Menschen, den „lustigen“, „pfiffigen“ Sprüchen und dem Versuch, den Konsum anzukurbeln und Markennamen im Hirn der Passanten zu verankern.

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Jul
29
2009
2

Adbusting in Kiel

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Na sowas, solche Art von reklamekritischen Aktionen kennt man doch sonst nur aus Berlin – Studenten der Kieler Mutesius-Hochschule für Kunst und Gestaltung haben in der Stadt 22 Motive aufgestellt, bei denen der Betrachter zum Reflektieren über die Anreize, die von normaler Werbung und der üblichen Kaufpropaganda ausgehen, gebracht werden soll. Noch bis Donnerstag hängen diese Plakate, danach werden sie leider übergepinselt und wieder mit den üblichen dämlichen Parolen irgendwelcher Fastfoodketten, Autohersteller oder Fernsehsender zugekleistert. Wenigstens für eine Woche konnte in Kiel so wenigstens mal ein wenig Raum für abweichende Gedanken geschaffen werden. Siehe dazu die beiden erstaunlich konsum- und werbekritischen Artikel in den Kieler Nachrichten „Plakate mit Hintersinn“ und „Außergewöhnliche Plakataktion von Muthesius-Studenten in Kiel“, in denen es auch noch weitere Exponate zu bewundern gibt:

(…) Zum Beispiel den von Sonja Dierk, der in der Kirchhofallee 47 hängt, und auf dem lediglich die Zeile „erhältlich nur noch bis zum 30.07.2009“ abgedruckt ist. „Obwohl wir genau wissen, dass unser Konsumverhalten durch Kaufanreize beeinflusst wird, fallen wir trotzdem immer wieder darauf rein. Ich habe einen dieser klassischen Anreize herausgegriffen und präsentiere diesen auf meiner Plakatfläche, ohne ein Produkt abzubilden“, führt die 27-jährige aus. „Der Betrachter wird sich fragen, was denn genau nur noch bis zum 30.07.2009 erhältlich sei. Meine Intention ist es, dass sich der Betrachter dieser Anreize wieder bewusst wird und seine Kaufentscheidungen überdenkt.“

(…) Neben sprachlich ausformulierten Botschaften finden sich darunter auch abstrakte Entwürfe wie der von Lisa Fischbach. Die 22-Jährige spielt auf ihrem Plakat in der Saarbrückenstraße mit den verlockenden Preisangaben, die auf ein Produkt Appetit machen sollen. Auf Fischbachs Entwurf erscheinen sie bunt durcheinandergewürfelt und so verunschärft, dass sie wie ein Suchbild wirken. „Ich wollte dieses spezielle Rauschen einfangen, von dem wir Konsumenten heute umgeben sind“, sagt die Studentin.

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Jun
08
2009
5

Werbung wird immer aufdringlicher und intrusiver

Beim Anblick des Artikels „Billboard Boats, Inflatable Billboards, Truck Billboards: The Latest Affronts to Our Visual Landscape“ im amerikanischen Ban Billboard Blight-Blog wurde mir mal wieder bewusst, wie schlimm die Kommerzialisierung in den USA schon voran geschritten ist und was uns, die wir die dortigen Entwicklungen ja gerne mit 5–10 Jahren Verspätung übernehmen, in der näheren Zukunft an der Reklameterrorfront erwartet. Denn in diesem Zusammenhang scheint der Begriff „Terror“ nicht übertrieben – jeder bislang werbefreie Platz im öffentlichen Raum soll, wenn es nach einigen besonders „kreativen“ Marketingabteilungen geht, mit Kaufpropaganda zugepflastert werden. Man beachte hierbei z.B. den unglaublich dreisten Text, den die Werbefirma im ersten Beispiel ihrem Clip beifügt, vor allem die freche Behauptung, dass Werbung ja viel zu wenig Platz einnimmt bzw. in ihren Entfaltungsmöglichkeiten bisher zu begrenzt ist!! Keine Ahnung, in welcher Parallelwelt solche Menschen leben, man möchte aber gerne hingehen und sie einmal ordentlich schütteln (oder einfach mal eine reinhauen), damit das Resthirn wieder zu arbeiten beginnt…:

In today’s world, with more educated and discerning consumers who have a wider range of entertainment and media options than ever, it is extremely difficult for many companies’ advertisements to reach the targeted markets. Mobile advertising is the perfect way to get your message out on the streets and to the consumers. (Citi Mobile)

Think about it for a second… Thousands of beach goers relaxing at the beach, looking towards the ocean. Just offshore, a Billboard Boat slowly passes by with your name on it… Your message will be read, and it will be remembered. (Coastal Ad)

They can be displayed on any surface you can imagine including water, sand, snow, grass, dirt and pavement. The systems can be displayed on oceans, lakes, beaches, ski slopes, golf courses, rooftops, parking lots, events, construction sites, sports stadiums, and car dealerships, just to name a few. (BBi Displays)

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Kommentare: 5 | Medien,Reklame | Schlagwörter: , , , , |
Dez
23
2008
1

Surftipp: IG Plakat | Raum | Gesellschaft

Nicht nur dem Autoren des ZEIT-Artikels „Du kannst uns nicht entkommen”, den ich hier neulich vorstellte, geht die zunehende Zuplakatierung und das Ausbreiten von Reklame im öffentlichen Raum zu weit – sehr genervt sind offenbar auch einige Bürger von Zürich. Denn dort existiert seit einiger Zeit der Verein „Plakat | Raum | Gesellschaft”, das sich dafür einsetzt, die Stadt zumindest teilweise wieder von der Werbedomianz und den überlebensgroßen Plakaten zu befreien (eine Verringerung der Werbeflächen um die Hälfte wird angestrebt).

Der Gewinn?
– mehr Selbstbestimmung, welchen Werbebotschaften man sich aussetzt
– ein öffentlicher Raum, der diesen Namen verdient
– ein schöneres Orts- und Landschaftsbild

Gewisse Plakate muss man Hunderte von Male betrachten und hat keine Möglichkeit, sein Nichtinteresse zum Ausdruck zu bringen. Dies steht in auffallendem Gegensatz zur Möglichkeit, in anderen Lebensbereichen per Knopfdruck oder Weiterblättern ungefragter Werbung auszuweichen. Aussenwerbung widerspricht auch dem Kredo der International Advertising Association, welche sich dem Prinzip der «Wahlfreiheit für alle Bürger» verschrieben hat.

Plakatwerbung führt zu einer visuellen Abwertung des Ortsbildes.

vandalismusDie standardisierten Werbeträger sind nicht dazu gemacht, sich in die Umgebung zu integrieren. Vor dem Hintergrund einer natürlich gewachsenen Umgebung wirken rechteckige Plakate wie eine Faust aufs Auge. Dies ist auch der Grund, weshalb sich in prestigeträchtigen Zonen wie der Zürcher Bahnhofstrasse kein einziges Werbeplakat findet (mit Ausnahme einiger Telefonkabinen).

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Kommentare: 1 | Adbusting,Reklame | Schlagwörter: , , , , |
Nov
17
2008
1

„Werbung und Öffentlichkeit: Du kannst uns nicht entkommen!”

In der letzten Ausgabe der Zeit findet sich der sehr lesenswerte Artikel „Du kannst uns nicht entkommen!”, in dem sich Autor Hanno Rautenberg kritisch mit der Vereinnahmung des öffentlichen Raumes durch Werbekampagnen auseinandersetzt.

© Bernd Boscolo / Pixelio

© Bernd Boscolo / Pixelio

Immer dreistere Werbekampagnen erobern die Straßen und Plätze. Doch nun wehren sich die ersten Städte

Noch keine Diktatur war so gut gelaunt wie diese. So bunt und fröhlich, so hell erleuchtet. Sie will uns nichts Böses, ganz bestimmt nicht. Sie will uns verführen, will unser großes Glück. Doch wie in jeder Diktatur gibt es auch in dieser, in der Diktatur der Werbung, kein Entkommen. Wo wir auch hinschauen, überall hängen, kleben, flattern ihre Bilder und Zeichen. Werbung auf Litfaßsäulen und Plakatwänden, an Haltestellen und Bussen, Werbung auf Rolltreppen, Taxidächern, Bürgersteigen, Werbung noch an den höchsten Hochhausfassaden.

(…) Denn auch das ist ein Prinzip der Werbung: Sie muss sich ständig überbieten. Manche der Riesenposter, die seit einigen Jahren ganze Häuser verhüllen, sind groß wie ein Fußballfeld, damit auch ja niemand mehr an ihnen vorbeischauen kann. Anders als die Emailleschilder von einst sind sie kein städtisches Beiwerk, sondern erzeugen eine eigene übermächtige Wirklichkeit.

(…) Vernehmbare Proteste gegen solche Übergriffe hat es in Deutschland bislang kaum gegeben. In Frankreich hingegen entwickelte sich bereits vor einigen Jahren eine Art Widerstandsbewegung, und Jugendliche zogen in Gruppen los, um die plakative Verlockung plakativ zu bekämpfen.

(…) Reklame braucht also Grenzen, und einige Kommunen haben das verstanden. Nicht nur São Paulo, auch Paris verbannt neuerdings die Riesenplakate. Und überall wächst der Unmut, viele Bürger wollen die Durchökonomisierung des öffentlichen Raums nicht länger hinnehmen, sie wollen, dass die Städte wieder Stadt sind und keine dreidimensionale Dauerwerbesendung. So gut gelaunt die Diktatur der Plakate und Poster auch sein mag – der Bildersturm wird kommen. Das große Brausen ist schon zu hören.

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