Jul
10
2012
1

H&M und beworbene Kunstprodukte

Das „Kunst“ in „Kunstprodukte“ verstehe ich hier natürlich im Sinne von „künstlich“! Ich finde, es ist mal wieder an der Zeit, in meinem Blog ein bisschen etwas Adbusting zu bringen – und so werde ich hier in den nächsten Tagen ein paar aktuelle Beispiele und Beiträge zu dem Thema vorstellen (und damit ein wenig zu den Ursprüngen des Konsumpfs zurückkehren).

Über das abartige Frauenbild, das uns die Marketingleute in ihrer Reklame aufs Auge drücken, habe ich ja schon oft berichtet. Dass die schwedische Billigmodenkette H&M, ganz vorne dran ist, wenn es um das Verbreiten eines völlig überzogenen Schlankheitswahns geht, dürfte hinlänglich bekannt sein. Schon vor einigen Jahren stellte ich in dem vielbeachteten Artikel „Werbung gegen Realität: H&M“ (einer meiner meistgeklickten Beiträge, neben z.B. der Aufklärung über die Discounter) ein sehr gelungenes Adbusting vor, das die Botschaft der Werber auf den Punkt brachte – „Hager & Mager“. (Davon, dass der Konzern die hierzulande als so cool vertriebene Kleidung oft genug unter schändlichen Bedinungen in Billiglohnländern produzieren lässt, will ich hier gar nicht erst anfangen, das ist ein eigenes Thema.)

Nun gibt es, wie ich im Internet erfahren habe, eine neue H&M-Kampagne, die für einigen Wirbel sorgt, da sie wiederum so offensichtlich mit am Computer extrem nachbearbeiteten und geschönten Models arbeitet, dass man es fast schon als Parodie auffassen muss, was uns da geboten wird. Der Blog von MINA sagt kurz und knapp „H&M: Fick dich“ dazu. Bemerkenswert finde ich vor allem die Feststellung im zweiten Absatz, die mir so bislang auch nicht bekannt war:

(…) Und H&M hält mir alle 50 Meter auf großen Plakaten unter die Nase, wie ich bitteschön auszusehen hätte. Es macht mich wütend. Es macht mich komplett rasend. Ich warte auf den Moment, an dem ich die Plastikscheiben einschlage um die abgebildeten Plastikmodelle zu zerreißen.

Warum? Nun, fangen wir doch zum einen Mal damit an, dass H&M sogar offen zugibt, dass sie computergenerierte Körper nutzen, die keiner natürlichen Person gehören, und dann Modelköpfe drauf photoshoppen. Bäm! Wie, dachtet ihr etwa es gibt Menschen, die so aussehen können? Haha. Irgendwo bei H&M sitzt ein Marketingmanager mit einem riesigen Trollface und lacht euch aus. Sie haben ethnisch korrekt sogar die Hauttöne leicht geändert. Ist das nicht toll? Haha. Zugegeben haben sie es auch schon selbst.

Das Irrwitzige dabei ist, dass man uns das Aussehen der Modells als natürlich und gesund verkaufen möchte. Entschuldigung, aber soll ich lachen oder weinen? Bei solchen Ärmchen zeichnen sich normalerweise die Rippen zählbar ab. Bei solchen Bäuchen könnte kein Model 500m Laufen. Woher soll sie auch irgendetwas nehmen, was sie verbrennen könnte? Aber nein, uns wird weiter suggeriert, mit gesundem Essen und Sport könnte man dieses Ideal erreichen. Sagen die Stars doch dauernd. Dass sie dabei rigorose Workout-Programme haben und Köche die spezielles Essen zubereiten, falls sie überhaupt essen, dass sie wie Schlote rauchen um den Appetit zu kontrollieren, all das wird verschwiegen. (…)

Und trotzdem lassen wir das mit uns machen. Warum? Und auch die Medien scheinen höchstens die Körperbräune der H&M Kampagne zu kritisieren. Da macht es auch keinen Unterschied, dass die Vogue jetzt nur noch Models verpflichten möchte, die nachweisbar über 16 (oho) sind und “nicht magersüchtig” (schöne Definition. I lol’ed), und dass Israel einen Minimum-BMI für Models eingeführt hat. Nein, denn die Bilder werden akzeptiert. In einer Welt, in der mehr Kinder, Jugendliche und Erwachsene Essgestört sind als je zuvor, in der uns die mediale Welt vorgibt dass Glück, Erfolg und sogar Liebe eng mit dem Aussehen verknüft sind, wie können wir das zulassen?

Ach. H&M, auch in Vertretung für alle Anderen. Fick dich. (…)

Es ist kein Wunder, dass sich also auch alsbald aktiver Widerstand gegen die visuellen Zumutungen von H&M regt – in Hamburg haben sich einige Adbuster etwas Schönes einfallen lassen und die Plakate mit Photoshop-Werkzeugpaletten beklebt, um die Künstlichkeit der Reklame herauszustreichen (siehe den Dead Cat Bounce-Blog – „H&M Photoshop-Adbusting“).


Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Jul
31
2011
3

Schön durch Photoshop?

© african_fi, stock.xchng

Auch wenn es nicht meine Art ist, Produkten in meinem Blog eine Art Forum zu bieten, muss ich heute doch mal eine Ausnahme machen und Adobes Photoshop thematisieren. Nein, nicht, weil es ein für alle (Hobby-)Grafiker mittlerweile unverzichtbar gewordenes und deshalb extrem beliebtes Programm ist, das etwa meiner Fürsprache bedürfte – das allein wäre nicht weiter der Rede wert. Aber Photoshop hat heutzutage eine Bedeutung erlangt, die über die reine Softwarebene hinaus geht – denn dieses und ähnliche Programme haben die digitale Bildbearbeitung am Computer revolutioniert und so zugänglich gemacht, dass man sie inzwischen überall findet. Vor allem im Medienbereich geht kaum mehr etwas ohne solche Tools.

(Diesen Beitrag weiterlesen…)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken
Nov
12
2010
15

Meine Kündigung der Fernsehzeitschrift…

… liegt nun glücklicherweise schon weit über zwei Jahre zurück, geschah also noch in der Vor-Konsumpf-Zeit, aber als ich neulich zufällig über mein Kündigungsschreiben an die TV Today stieß, dachte ich, dass dieses sehr gut in meinem Blog passt. Zu dem damaligen Zeitpunkt hatte ich sowieso nur noch sporadisch in diese Zeitschrift geschaut, da mich das Fernsehprogramm nicht mehr nennenswert interessierte – die Sendetermine der paar interessanten Dokus und kritischen Magazine bekommt man schließlich auch so mit. Auf jeden Fall nervte mich die TVT schon seit längerem mit der ganzen Aufmachung und den (abseits des Programmteils) grauenhaften kommerziellen Inhalten, so dass ich mich dazu genötigt fühlte, meine Kündigung mit folgendem Schreiben zu begleiten:
(Diesen Beitrag weiterlesen…)

Verwandte Beiträge:

Drucken Drucken

Konsumpf 2008 - Powered by WordPress | Aeros Theme | TheBuckmaker.com WordPress Themes