Mrz
12
2013
5

Fernsehtipps: Die Tricks der Pharmaindustrie und Zeitbombe Zucker

Ja Mist, da habe ich doch etwas zu lange mit dem Posting gewartet – gestern Abend brachte das NDR-Fernsehen nämlich zwei potentiell interessante kritische Beiträge. Der eine, Die Tricks der Pharmaindustrie, beleuchtete das Treiben rund um unsere Gesundheit:

In dieser Folge der NDR Fernsehreihe “Die Tricks der Pharmaindustrie” steht die große Branche der Pharmaindustrie im Mittelpunkt. Viele Menschen kaufen auf Empfehlung von Arzt oder Apotheker Schmerzmittel, Hustensaft oder Vitaminpillen und geben dafür viel Geld aus. Doch der Nutzen zahlreicher freiverkäuflicher Medikamente ist zweifelhaft. In deutschen Haushalten stapeln sich millionenfach Arzneimittel, die oft gar nichts für die Gesundheit bringen. In falscher Kombination mit anderen Medikamenten können sie sogar lebensgefährlich sein.

Die Pharmabranche arbeitet mit allen Tricks. Durch Anzeigen und Werbefilme weckt sie bei Verbrauchern Hoffnung und verspricht Heilung durch Medikamente, die in Wirklichkeit nicht helfen. Jo Hiller, Moderator vom NDR Verbrauchermagazin Markt, will mit dem Medikamenten-Wahnsinn aufräumen. Gemeinsam mit dem Redaktionsteam macht er den Preischeck von Medikamenten, testet die Beratung in Apotheken und klärt auf, welche Präparate helfen und welche überflüssig sind.

Die Sendung wird am Mittwoch um 6:30 Uhr wiederholt – und ist auch in der Mediathek zu sehen.

Noch spannender ist sicherlich 45 Min – Zeitbombe Zucker. Denn Zucker nimmt jeder Deutsche täglich in großen Mengen zu sich, zum Teil gar nicht bewusst, da er Bestandteil vieler anderer Lebensmittel ist:

Der Zuckerkonsum in Deutschland steigt ständig: Inzwischen verbraucht der Deutsche pro Kopf und Jahr mehr als 34 Kilogramm Zucker. Aber welche Folgen hat das? Macht Zucker süchtig oder gar krank, wie es inzwischen viele Wissenschaftler annehmen?

45 Min will wissen: Wie gefährlich ist Zucker? Die Dokumentation folgt einer norddeutschen Familie im Alltag und beobachtet deren Ess- und Einkaufsgewohnheiten. Dabei zeigt sich, dass Zucker in fast allen Produkten zu finden ist, offen, aber vor allem versteckt. Mediziner, Ernährungs- und Suchtexperten liefern den neuesten Stand der Forschung. Und Politiker werden mit der Frage konfrontiert, warum vor den Folgen des übermäßigen Zuckerkonsums nicht gewarnt wird.

Auch diese Doku steht in der Mediathek – HIER.

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Kommentare: 5 | Ernährung,Gesundheit | Schlagwörter: , , |
Dez
11
2012
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Die Tricks der Pharmaindustrie und ihrer Lobby

Vor einigen Wochen brachte der WDR in der Reihe „Könnes kämpft“ die Doku „Die Pharmaindustrie“. Wenn man sich die zum Teil übertrieben pathetische Musik und albernen, spannungsheischenden Bildschnitte mal wegdenkt eine durchaus interessante Sendung, die vielerlei Facetten des Medizinbusiness beleuchtet, vor allem den Lobbyismus, die Beeiflussung von Ärzten und den sog. „Drehtüreffekt“ zwischen Politik und Wirtschaft. Klar weiß man das irgendwie alles schon, aber dennoch erfreulich, dass solche Fakten auch zur besten Sendezeit (und nicht nur versteckt um 23:45 Uhr!) dargeboten werden. Leider kann man als Einzelner ja herzlich wenig dagegen machen, außer vielleicht nicht gleich bei jedem Wehwehchen in die Apotheke zu rennen. Und Vereine wie LobbyControl zu unterstützen, die an der Aufdeckung der ganzen Verflechtungen arbeiten.

„Forschung ist die beste Medizin“ – der Werbespruch der Arzneimittelhersteller soll den deutschen Patienten in Sicherheit wiegen. Ob Diabetes, Herzrhythmusstörungen oder Schnupfen – gegen alles gibt es mindestens ein Mittel, das Heilung verspricht. Doch das hat seinen Preis: In den allermeisten europäischen Ländern liegen die Kosten für Medikamente deutlich niedriger als in Deutschland. Das gilt auch für Medikamente, die in Deutschland erforscht und produziert wurden.

Dieter Könnes will es wissen: bereichert sich die Pharmaindustrie auf Kosten des Verbrauchers? Spielt die Gesundheit des Patienten keine Rolle im Vergleich zur Rendite? Und warum unternimmt die Politik nichts dagegen? Bei seinen Recherchen lernt Dieter Könnes Menschen kennen, die von teuren Pillen abhängig sind. Und trifft auf der anderen Seite auf viel Lobbyismus und jede Menge Verschwiegenheit.

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Mai
13
2012
3

Lesetipps: Ist Werbung böse? | Aldi | Rotes Utopia | Konsumentenmacht | Medikamentenpreise

Naja, eigentlich sollte ich nach den Kampagnen, die der Spiegel z.B. gegen die Piraten gefahren hat, besser keine SpOn-Artikel mehr verlinken, aber ich will es heute doch mal tun – befasste sich das ehemalige Nachrichtenmagazin doch vorletzte Woche mit einem meiner Lieblingsfeinde, nämlich dem Discounter Aldi. Sogar eine Titelgeschichte widmete man dem Treiben des Billigheimers, dessen Methoden Vorbild für all die anderen Ausbeuterbutzen wie Lidl, Netto etc. sind. Insbesondere auch, was die negativen Folgen dieses Preis- und Kostendrucks anbelangt. Das Spiegelfeature enthielt jetzt zwar nicht so fürchterlich viele Infos, die mir und den Lesern meines Blogs komplett neu wären, und wie üblich wird auch nur ein verengter Fokus auf die Arbeitswelt betrieben, der die schädlichen Auswirkungen der Wegwerfprodukte auf Umwelt und Gesellschaft ausblendet, aber immerhin. Jeder, der beim Discounter einkauft, sollte daran denken, welches Geschäftsprinzip er damit unterstützt. „Ex-Manager Straub berichtet über Überwachung und Kontrolle“:

Andreas Straub legte bei Aldi Süd eine steile Karriere hin. Mit 22 Jahren fing er bei dem Discounter an, bereits ein Jahr später war er als Bereichsleiter für mehrere Filialen zuständig. Als einer der Besten seines Jahrgangs hatte der Jungmanager ein Nachwuchsprogramm bei Daimler absolviert. Doch der Autokonzern erschien ihm zu träge, darum heuerte er bei Aldi an. Eigene Ideen einbringen und Innovationen umsetzen – das war Straubs Traum.

Doch die Ernüchterung folgte schnell. Nun avanciert Straub zum Feindbild des Konzerns. Er hat ein Buch geschrieben, in dem er ein dunkles Bild von Aldi zeichnet: Mit strengen Kontrollen würden Mitarbeiter gegängelt, Kritiker abserviert, knallharte Personalpolitik und Rauswürfe, so Straub, sollen die Kosten drücken. Auch er musste schließlich gehen. Im Interview berichtet er, wie Aldi tickt. (…)

Mitarbeiter bei Aldi-Süd filmten heimlich Kundinnen“:

Aldi-Kundinnen sind von Managern des Discounters nach SPIEGEL-Informationen heimlich beim Einkauf gefilmt worden. Das Interesse der Filialleiter weckten demnach vor allem Frauen in kurzen Röcken oder mit ausgeschnittenen Tops, sobald sie sich über Kühltheken beugten oder vor Regalen bückten. Dann zoomten die Aldi-Angestellten mit der Kamera heran. Hinterher wurden die Filme auf CD gebrannt und ausgetauscht. Dies geschah in Aldi-Märkten in Frankfurt am Main, in Dieburg und anderen hessischen Filialen. (…)

Besonders empörend – die reichsten Männer des Landes nehmen auch noch den Steuerzahler aus: „Aldi sackt seit Jahren staatliche Subventionen ein“:

(…) Der Discounter Aldi erhielt in den vergangenen Jahren staatliche Subventionen in beträchtlicher Höhe. Sowohl Aldi Nord als auch Aldi Süd hatten nach SPIEGEL-Informationen beim Bundesamt für Güterverkehr (BAG) Fördermittel für Unternehmen des Güterkraftverkehrs beantragt. Warum und in welcher Höhe der Handelskonzern mit einem weltweiten Umsatz von 57 Milliarden Euro staatliche Unterstützung für Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen bekam, ist unklar.  (…)

(…) “Es ist ärgerlich, als Abgeordnete im Nebel stochern zu müssen und keine klaren Auskünfte zu bekommen, was mit Steuergeldern und Fördermitteln eigentlich passiert”, sagt Wilms. “Die Förderungen sollen bei der Aus- und Weiterbildung helfen und nicht das Sparprogramm eines Discounters aufpeppen. Sollte ein milliardenschwerer Laden wie Aldi tatsächlich diese Gelder anzapfen, wäre das unverschämt.” Sowohl Aldi Süd als auch Aldi Nord bestätigten den Erhalt der Subventionen, verwiesen aber auf die erfolgreiche Prüfung durch das BAG. (….)

Genauso unverfroren ist das, wie die CDU der Pharmaindustrie zuarbeitet – „Union will Medikamentenpreise geheimhalten“, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet:

Wieviel zahlen Krankenkassen Pharmakonzernen wirklich für neue Medikamente? Diese Information möchten die Arzneimittelhersteller verbergen, denn sie fürchten Umsatzeinbußen im Ausland. Die Union will die geforderte “Vertraulichkeit” nun sogar gesetzlich festschreiben – und untergräbt damit eigene Bemühungen zur Reduzierung der Preise. Der Bundestag verzichtet auf eine Debatte.

Die Unionsfraktion will eine der zentralen Forderungen der Pharmaindustrie erfüllen. Künftig sollen die zwischen Herstellern und Krankenkassen vereinbarten Preise für neue Medikamente geheim gehalten werden. Die Pharmaindustrie erhofft sich dadurch höhere Erlöse. (…)

Anlässlich solcher Entwicklungen muss man sich schon fragen, was der einzelne Käufer und Konsument hier tun kann – und genau dieser Frage geht nachrichten.at in einem Interview mit der Autorin Kathrin Hartmann nach – „Der Konsument hat keine Macht“:

(…) Dennoch gab es einen Riesenrummel um die „Lohas“ (Lifestyle of Health and Sustainability), also um Leute, die durch ihren Konsumstil Gesundheit und Nachhaltigkeit fördern wollen …

Da ging es um nichts anderes als ums Konsumieren. Das wurde als die neue, frische Ökobewegung verkauft, hatte aber mit der alten Öko-Bewegung nichts zu tun. Und so kann man im Biosupermarkt im Jänner eingeflogene Erdbeeren mit scheinbar gutem Gewissen kaufen. Im Grunde ist das Gegenteil erreicht worden. Bio passt sich immer mehr dem Mainstream und dem Massenmarkt an. Die Landwirtschaft ändert sich wenig – die Politik gar nicht.

Deshalb sollte man nicht aufgeben, bewusst einzukaufen, oder?

Nein. Aber es soll einen nicht beruhigen. Man sollte nicht zu sich sagen: Damit habe ich meinen Beitrag geleistet. Wir können nur wirklich etwas ändern, wenn wir aufhören so zu tun, als wäre der Einzelne für die Weltrettung zuständig. Das ist Unfug. Wir sollen nicht dauernd von der Macht des Konsumenten reden, sondern wieder lernen, uns einander als Gemeinschaft zu vertrauen. Der Konsument hat keine Macht. Einkaufen macht niemandem Angst – es ist das, was Wirtschaft und Politik von uns wollen. (…)

Tobias Radloff befasste sich neulich in seinem Blog Kaffee. Satz. mit einem anderen meiner Lieblingsthemen, nämlich der Reklame. Er hat das Buch „Brandwashed“ gelesen und beleuchtet es in seinem Artikel „Ist Werbung böse?“:

(…) Wozu also das Geschrei? Ich bin ja nicht erst gestern auf die Welt gekommen. Ich bin ein aufgeklärter Konsument, freier Wille und so, ich lasse mich nicht von der Werbung manipulieren, sondern kaufe das, was ich kaufen will.

Das dachte ich jedenfalls. Dann las ich „Brandwashed“, und ich war erschüttert.

Ich hatte gedacht, so schlimm werden die Methoden der Werbung schon nicht sein. In Wahrheit sind sie viel schlimmer. Es ist unglaublich, wie tief die Trickkiste ist, in die sie greifen, um mich zum Geldausgeben zu verleiten. (…)

  • Auf Kinder und Heranwachsende wird ganz gezielt Gruppendruck ausgeübt. Der Druck, die richtige Markenkleidung zu tragen, nimmt dabei zum Teil solche Ausmaße an, dass sich die Schulen nur durch einheitliche Schulkleidung zu behelfen wissen. Und das US-Unternehmen „Girls Intelligence Authority“ stattet weibliche „Tweens“, d.h. Mädchen zwischen 10 und 13 Jahren, mit Gratis-Kosmetika und anderen Produkten aus, die sie dann auf gesponserten Pyjama-Partys ihren Freundinnen vorführen dürfen.
  • Apropos Kinder: Werber machen nicht einmal vor Ungeborenen Halt. Ein Fötus ist in der Lage, Geräusche wahrzunehmen und bekommt über das Fruchtwasser Geschmacksempfindungen seiner Mutter übermittelt. Im Klartext: Er ist in der Lage, das zu hören und schmecken, was seine Mutter hört und schmeckt. Da der Mensch aber auf bekannte Reize positiver reagiert als auf fremde, sind schon bei wenige Tage alten Babys Vorlieben für bestimmte Marken beobachtet worden – nämlich für die Marken, die sie im Mutterleib kennengelernt haben. (…)

Je länger ich über „Brandwashed“ nachdenke, umso stärker drängt sich mir folgende Frage auf: Was könnten Lindstrom und seine Kollegen alles erreichen, wenn sie ihre Kreativität auf etwas anderes als auf Marketingstrategien, Kundenmanipulation und consumer insight richten würden? Welche Kunstwerke könnten sie schaffen, wie viel Gutes könnten sie in der (ernsthaften) Forschung erreichen, wie viele Kindertagesstätten könnten sie unterhalten? Stattdessen verwenden ihre Intelligenz darauf, möglichst viele Menschen dazu zu bringen, dieses Auto oder jene Kaffeesorte zu kaufen, und „Brandwashed“ macht es mir schwer zu glauben, dass ihnen nicht jedes Mittel dafür recht sei. (…)

Zum Abschluss noch mal was Visionäres – ein „rotes Utopia“, wie der Spiegel in seinem Artikel über ein „Kommunisten-Dorf“ in Spanien schreibt – „Leben im roten Utopia“:

Ganz Spanien leidet unter der Wirtschaftskrise. Ganz Spanien? Im andalusischen Dörfchen Marinaleda regiert Juan Manuel Sánchez Gordillo, seine Bürger haben Arbeit, Häuser, grüne Gärten. Wie schafft der Kommunist das nur?

(…) “Die Menschen hier brauchen nicht viel Geld,” sagt Bürgermeister Sánchez Gordillo. “Anderswo wird unter der Last von Hypotheken und Krediten gestöhnt, hier zahlen wir für das Baumaterial unserer Häuser der Gemeinde 70 Jahre lang 15 Euro im Monat ab, dann gehören sie uns.” Der Mann weiß, wovon er spricht, er lebt selbst in einem der schmucken Häuser, die sich die Einwohner Marinaledas in Selbstbeteiligung bauen. Das Dorf stellt Bauland und Material, die Arbeitskraft stellen sie selbst. 350 Häuser sind auf diese Art und Weise bereits entstanden.

“Man kann Menschen nur überzeugen, wenn man ihnen ein Vorbild ist,” sagt Sánchez Gordillo, der jüngst auch in das andalusische Parlament gewählt wurde. Auch er hat nur das Einkommen zur Verfügung, von dem seine Mitbürger leben. Dafür ist er Tag und Nacht unterwegs im Dienst der Revolution. “Eine andere Welt ist machbar!” steht über dem Eingang zum Haus des Volkes, in dem die regelmäßigen Vollversammlungen des Dorfes stattfinden. (…)

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Mrz
05
2012
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Fernsehtipp: Riskante Rezepte

Heute Abend von 22:00–22:45 Uhr zeigt das WDR-Fernsehen im Rahmen ihrer Reihe „die story“ mal wieder eine interessante Dokumentation – „Riskante Rezepte“ heißt sie und setzt sich kritisch mit den von Ärzten und Pharmaindustrie massiv propagierten Einsatz von Medikamenten (Hauptsache, die Kasse klingelt!) auseinander:

Viele Schmerzmittel, Psychopharmaka oder Rheumapräparate können eine Gefahr sein – besonders für ältere Menschen. Jeder fünfte Patient über 65 nimmt ein solches Präparat ein. Doch vielfach drohen schwere Komplikationen. Nach vorsichtigen Schätzungen sterben in Deutschland mehr als 20.000 Menschen jährlich durch die unkoordinierte Behandlung mit Arzneimitteln.

Mal ist das einzelne Medikament das Problem, häufig der Cocktail verschiedenster Mittel. Es gibt ältere Menschen, die schlucken 20 Tabletten und mehr am Tag. Selbst ein junger, gesunder Mensch würde das kaum verkraften. Doch im Alter baut der Körper Medikamente noch schlechter ab. Die Wirkungen verstärken sich – aber die Nebenwirkungen auch.

Viele Fachärzte interessiert das wenig. Jeder Spezialist behandelt das Organ, für das er zuständig ist. Am Ende werden betagte Patienten mit einer Liste von 12, 15 oder mehr Medikamenten wieder nach Hause geschickt. Wechselwirkungen: unbekannt.

die story spricht mit Menschen, die durch Medikamente in Lebensgefahr gerieten, fragt Hausärzte, wie sie das richtige Maß für ihre alten Patienten finden, besucht ein Heim, das Ruhigstellen nicht mehr nötig hat, konfrontiert die Pharmaindustrie mit ihren Versäumnissen – und fragt Politiker, warum sie die Hersteller nicht in die Pflicht nehmen.

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Nov
27
2011
2

Die Vitaminfalle

Sinnloser Konsum ist bekanntlich ein beliebtes Thema in meinem Konsumpf-Blog – solches Konsumverhalten zeigt sich nicht nur zur Weihnachtszeit in verschärfter Form, sondern begleitet viele Menschen tagein, tagaus, beispielsweise, wenn man mal wieder meint, irgendeinem Hype oder Trend hinterherhecheln zu müssen und so sein Handy alle paar Monate wechselt oder der neuesten Mode folgt und der Kleiderschrank deshalb aus allen Nähten platzt. An die damit einhergehende Ressourcenverschwendung wird selten genug gedacht – und die Marketingabteilungen der Konzerne befeuern diese zerstörerische und kostspielige Tendenz zum Impulskauf noch weiter mit bunten Reklamekampagnen, die den Menschen suggerieren sollen, dass sie durch den Erwerb eines industriell gefertigten Massenprodukts irgendwie glücklicher oder gar „individueller“ werden würden (was, wenn man es mal kurz mit kühlem Kopf bedenkt, ziemlicher Schwachsinn ist). Dieser Hang zu Überkonsum zeigt sich natürlich auch, wenn es um die eigene vermeintlich richtige und gesunde Ernährung geht. Lebensmittel- und die Pharmaindustrie versuchen hier schon sein längerem, ihre Umsätze durch spezielle Produkte zu steigern, die angeblich besondere Wirkungen haben (siehe das jüngste Beispiel der ordentlich teuren „Nachtmilchkristalle“, deren positive Effekte auf den Schlaf mehr als umstritten sind) oder mutmaßlichen Mangelerscheinungen vorbeugen sollen.

Seit vielen Jahren sind hier (Multi-)Vitaminpräparate besonders beliebt bei Alt und Jung, und so manch einer wirft sich jeden Morgen statt einer natürlichen gesunden Mahlzeit (Obst oder Gemüse z.B.) einen Cocktail aus überteuerten Pillen und Pülverchen ein. Dass dies nicht nur Geldverschwendung ist (für diese Präparate kann man eine Menge Geld aus dem Fenster werfen), zeigte unlängst die SWR-Dokumentation „Die Vitaminfalle“:

Mit Vitaminen tut man sich etwas Gutes. Und wer nicht genügend Obst und Gemüse isst, für den gibt es ja Ersatz in Form von Brausetabletten oder Pillen. Schon lang mahnen Wissenschaftler, dass dies so nicht stimmt: Kein Mensch braucht bei normaler Ernährung ergänzende Vitamine. Jetzt aber gibt es alarmierende neue Fakten: Immer mehr Studien zeigen, dass zu viel künstliche Vitamine sogar krank machen und Krebs auslösen können. Was ist dran an diesen Gefahren? Und drohen sie nur bei hochdosierten Brausetabletten oder auch schon durch Lebensmittel?


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Jul
10
2011
2

Lesetipps: Kranke Kinder | Versuchskaninchen der Pharmaindustrie | Das Spiegel-Spektakel

Eigentlich gilt der Sommer ja eher als Saure-Gurken-Zeit in der Presselandschaft – weil Urlaub herrscht und Schulferien sind und die Hitze und die Sonne sowieso aufs Hirn schlagen und zu Müßiggang und Herumhängen animieren. Aus diesem Grunde erscheinen in so mancher Zeitung in den Sommermonaten auch eher unspektakuläre, vielleicht sogar langweilige oder künstlich aufgeblasene Meldungen, um das sogenannte „Sommerloch“ zu füllen. Leider hat der immer weiter voran schreitende qualitative Verfall der Mainstreammedien dafür gesorgt, dass das ganze Jahr hindurch inzwischen Zeilen geschunden und mit halbseidenen Themen um Aufmerksamkeit gebuhlt wird – und das auch abseits des Boulevard, der sowieso seit jeher auf diese Weise sein Geld verdiente.

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Apr
12
2011
6

Sparkurs an Krankenhäusern – Privatisierung als Ziel

© lynmeyer, stock.xchng

Dass unser Gesundheitssystem an allen Ecken und Enden krankt, ist ja nun nichts Neues – die permanenten Kostensteigerungen, hervorgerufen durch vielerlei Gründe (wie z.B. Wucherpreise bei Arzneimitteln, eine gesteigerte „Konsumeinstellung“ von Patienten gegenüber Medizin uvm.), spürt jeder Einzelne an den stetig steigenden Krankenkassenbeiträgen. Direkt Leidtragende der Fehlentwicklungen sind aber nicht zuletzt die Beschäftigten in Krankenhäusern, die unter zum Teil abenteuerlichen Bedingungen ihrer gesellschaftlich so wichtigen Arbeit nachgehen müssen. Zwei Artikel, auf die ich in den letzten Tagen gestoßen bin, haben mich dazu bewogen, dieses Thema, das ja auch zum Bereich der grundlegenden Fehler unseres Systems gehören, auch hier im Blog aufzugreifen. In der Jungen Welt schreibt Mirko Knoche über „Privatisierung als Ziel“ – das Schleswig-Holsteinische Uniklinikum UKSH leidet unter permenenten Etatkürzungen der Politik, mit der die schwarz-gelbe Koalition die Privatisierung der Kliniken voranzutreiben versucht:

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Mrz
07
2011
8

Überkonsum von rezeptfreien Medikamenten

Nun, dass das Funktionieren unseres Wirtschaftssystems auf stetig steigendem Konsum basiert, ist ja bekannt. Aus dem Grunde werden auch Konjunkturprogramme und Abwrackprämien ins Leben gerufen, und davon, den Menschen möglichst geschickt einzureden, dass ihr erst jüngst gekauftes Handy oder die Markenjeans aus dem letzten Sommer nun total out und überholt seien und so schnell wie möglich gegen etwas Neues, viel Schickeres und Cooleres ersetzt werden müssen, lebt schließlich eine ganze Branche (Stichwort „geplante Obsoleszenz“; siehe den ARTE-Beitrag „Kaufen für die Müllhalde“). Ja, es leben sogar viele Branchen vom dem ewigen (inszenierten) Wechselspiel von Moden und Trends – nicht nur Marketing- und Werbeabteilungen, auch Fernsehsender, die mit „Model“-Shows u.ä. ihre Werbeplätze für die Werbekunden attraktiv machen und die schillernd bunten Märchen vom flüchtigen Konsumglück als Lebensinhalt erzählen.

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Okt
28
2010
2

Lesetipps: Bioplastik ist nicht „grün“ / Die Invasion der Nutzlos-Pillen / Banken erfinden Geld aus der Luft / „Map“


Letzte Woche habe ich es endlich geschafft, mir den Dokumentarfilm „Plastic Planet“ anzuschauen, Werner Bootes Reise in die Welt der Kunststoff-Herstellung und -Verwendung. Ich kann vor dem hervorragend gemachten Film nur warnen: er ist starker Tobak und letztendlich, wenn man das, was dort gezeigt wird, zu Ende denkt, sehr deprimierend, da man als einzelner quasi keinen Einfluss auf das hat, was die Industrie mit uns (und der Natur) anstellt. Nicht nur die gesundheitlichen Probleme, die sich bei der Verwendung von Plastik für den einzelnen Menschen ergeben können, finde ich extrem erschreckend, nein, vor allem auch die Schäden, die wir unserer Umwelt, den Tieren, zufügen, sind ungeheuerlich. Dass die Tiefsee bereits von Plastikpartikeln durchsetzt ist, an denen Fische verenden, war mir beispielsweise neu. Und dass es hunderte von Jahren dauert, bis dieses Plastik irgendwann einmal zersetzt ist, macht es um so schlimmer. Boote stellt gegen Ende seines Films eine Firma vor, die Bioplastik herstellt, also Plastik, das nicht aus Öl, sondern aus nachwachsenden, kompostierbaren Rohstoffen wie Maisstärke bestehtt. Dies erschien mir als kleiner Lichtblick, als Hoffnungsschimmer auf einen Ausweg aus dem jetzigen Dilemma. Tja. Dem ist aber leider nicht unbedingt so, wie Johannes Pernsteiner auf Pressetext.de feststellt – „Bio-Plastik ist nicht grün“.Wieder einmal zeigt sich, dass der LOHAS-Ansatz, einfach nur Schädliches durch weniger Schädliches zu ersetzen und ansonsten so weiterzukonsumieren wie bisher, nicht nachhaltig funktioniert:

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Jul
11
2010
2

Wie aus Gesunden lukrative Patienten gemacht werden

Unbestreitbar hat die Medizin im Laufe der Jahrhunderte eine beeindruckende Entwicklung genommen – Menschen werden immer älter und Krankheiten, die früher tödlich waren, lassen sich heute heilen oder zumindest therapieren. Allerdings betreiben auch die Hersteller von Medikamenten das übliche Spiel unseres Wirtschaftssystems: sie müssen expandieren und ihren Gewinn maximieren, um ihre Aktionäre glücklich zu machen. Dies geschieht auf vielerlei Wegen, u.a. auch dadurch, dass man Medizin überteuert verkauft, zu Lasten der Solidargemeinschaft, dass man mit Lobbyarbeit industriefreundliche Gesetzte anstößt, Ärzte zur Verschreibung ganz bestimmter Medikamente „animiert“ und Patente rigoros verteidigt, auch wenn es Menschen das Leben kostet. Und seit jeher werden neue Krankheitsbilder durch die Pharmaindustrie propagiert bzw. gesunde Menschen durch das Absenken von vermeintlich kritischen Grenzwerten mal eben zu kranken deklariert, die nun „natürlich“ mit den (über)teuren Medikamenten behandelt werden müssen (am besten lebenslänglich), um vermeintliche Spätfolgen zu vermeiden. Report München befasste sich in „Wie aus Gesunden lukrative Patienten gemacht werden“ am letzten Montag genau mit dieser Problematik:

Immer niedrigere Grenzwerte und neue Definitionen von Krankheitsbildern machen uns kränker als wir sind. Der Nutzen ist gering, der Schaden groß. Ressourcen und Gelder für wirklich Kranke schwinden, Ängste wachsen – aber die Profiteure im Gesundheitswesen verschaffen sich so fleißig Marktanteile. […]

[…] In den USA, oft Vorreiter in der Medizin, ist man schon weiter, auch beim Bluthochdruck, Hypertonie. Hier hält man bereits die Vorstufe, also Prä-Hypertonie, für eine Gefahr. Und auch Prä-Diabetes, also leicht erhöhter Blutzucker, wird bereits als kritisch eingestuft.

Novartis bemüht sich bereits um Zulassung des Blutdrucksenkers Valsartan auch zur Prä-Diabetes-Behandlung. Der Markt ist riesig: 57 Millionen Amerikaner werden bereits heute als Prädiabetiker – und somit potentielle Patienten – eingestuft. […]

Dieses (amüsante) Interview, das Martin Sonneborn mit einem Pharmalobbyisten geführt hat, sagt auch so einiges über die Methoden der Industrie aus:

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