Jan
19
2011
5

ExxonMobil und der verschwiegene Umweltskandal in Niedersachsen

Die NDR-Sendung Markt befasste sich vor einigen Wochen ja schon einmal mit dem Thema ExxonMobil – der US-amerikanische Energiemulti fördert seit Jahrzehnten Erdgas in Niedersachsen, und dies mit doch zumindest bedenklich wirkenden Methoden, nämlich unter Verwendung einer Reihe von Giftstoffen (siehe auch meinen Beitrag von vor einigen Wochen). Ganz PR-Profi-like führte ExxonMobil damals gleich eine Informationsveranstaltung für die Bürger durch, um sie zu beruhigen und von der Sicherheit der Fördermethoden zu überzeugen. Doch Markt blieb an der Geschichte dran und förderte nun ebenfalls etwas zutage – nämlich dass bereits vor einiger Zeit, allen anderslautenden Beteuerungen zum Trotz, bei einem Störfall diverse Gifte, die auch das Grundwasser verseuchen können, ausgetreten sind. ExxonMobil schwieg all die Monate dazu und rückt erst jetzt scheibchenweise mit der Wahrheit raus. Man mag sich nicht vorstellen, wieviele solcher „Missgeschicke“ in den vergangenen Jahrzehnten noch aufgetreten und vertuscht worden sind…! „Gift bei Gasförderung in den Boden gelangt“:

In Niedersachsen fördert der amerikanische Konzern ExxonMobil seit Jahrzehnten Erdgas – angeblich hat es noch nie eine Störung gegeben, hieß es bisher offiziell vom Unternehmen. Doch nach Recherchen von Markt gab es beim Erdgasfeld Söhlingen im Landkreis Rotenburg/Wümme sogar neun Leckagen an einer Leitung. Die Leitung transportierte aus dem geförderten Gas heraus gefiltertes Wasser (sogenanntes Lagerstättenwasser). Dieses Wasser, das das giftige Schwermetall Quecksilber und aromatische Kohlenwasserstoffe wie zum Beispiel das krebserregende Benzol enthielt, gelangte durch die undichten Rohrleitungen in Erdreich und Grundwasser.

Nach Angaben des LBEG handelt es sich um Quecksilber sowie die aromatischen Kohlenwasserstoffe Benzol, Toluol, Ethylbenzol und Xylol (BTEX). Der Toxikologe Prof. Hermann Kruse von der Universität Kiel zeigte sich gegenüber Markt äußerst besorgt. Diese Stoffe seien gesundheitsgefährdend.

ExxonMobil bestätigt Schaden

Auf Nachfrage von Markt bestätigte der Konzern ExxonMobil den Schaden im Erdgasfeld Söhlingen: “Im Rahmen der Umsetzung des genehmigten Sanierungsplanes wurden etwa 2.500 Kubikmeter verunreinigter Boden entsorgt und durch sauberen Boden ersetzt.” Weiter gibt ExxonMobil zu: “Neben dem verunreinigten Boden musste im Umfeld der Schadstellen auch eine Reinigung des Grundwassers von ausgetretenem Lagerstättenwasser erfolgen.”

Der Bundestagsabgeordnete Oliver Krischer (Bündnis 90/Die Grünen) kritisiert den intransparenten Umgang des Konzerns ExxonMobil und der zuständigen Aufsichtsbehörden mit dem Störfall. Das noch von 1940 stammende Bergrecht ermögliche Konzernen wie ExxonMobil, ihrer Arbeit weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit nachzugehen.

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Jul
29
2010
2

Reklame is(s)t Scheiße… Werbende Fernsehköche

Es gibt viele Dinge auf dieser Welt, die ich nicht verstehe. Warum die Banane krumm ist. Wieso Pur oder die Böhsen Onkelz zu den beliebtesten deustchen Bands gehören oder sowas wie Mario Barth den erfolgreichsten Comedian des Landes darstellt. Wieso jemand heutzutage FDP wählt oder beim Anblick eines SUV nicht in schallendes Lachen ob der peinlichen Hässlichkeit des Gefährts ausbricht. Wie man Sender wie RTL ertragen oder die BILD-„Zeitung“ lesen UND ernstnehmen kann. Genauso wenig will es mir in den Kopf, weshalb Prominente ihren Namen und ihre Visage für irgendwelche Produkte und dubiose Unternehmen hergeben und ihre ohnehin schon stattliche Kasse noch mit Reklameauftritten aufpeppen müssen. Für mich wäre eigentlich die einzige Motivation, berühmt zu werden, dass ich dann die ganzen dämlichen Marketingfuzzis von Media Markt, Coca Cola oder Nestlé hohnlachend in hohem Bogen auf die Straße werfen lassen könnte. :-)

In der Markt-Sendung im NDR ging es um eine besondere Spezies von Mietpromis – „Werbende Fernsehköche“. Das Perfide hieran ist, dass diese Herren wie Alfons Schuhbeck in ihren unseligen Kochshows das Hohelied auf natürliche Zutaten etc. pp. singen, sich dann aber nicht zu blöd sind, für popelige und mit künstlichen Aromen und Geschmacksverstärkern versehene Industrietütensuppen und Firmen wie Maggi (Nestlé!) zu werben und damit ihre eigenen im TV propagierten Ansprüche zu konterkarieren. Wie gesagt, es gibt so manches, was ich nicht verstehe – wie schaffen es diese Leute, Abends noch in den Spiegel zu gucken, ohne sich in Grund und Boden zu schämen? Wie rechtfertigen sie sich vor Freunden und Verwandten? Ist Geld wirklich alles bzw. lässt ein hübsches Sümmchen alle Skrupel vergessen?

In ihren Fernsehsendungen preisen Starköche frische Zutaten. Aber viele von ihnen werben für Fertigprodukte, die zum Teil auch Geschmacksverstärker beinhalten. Wie kann das sein?

NACHTRAG: Der Moustachio-Blog kommentiert diesen Sachverhalt ebenfalls zutreffend: „Ein perverses Paar: Fernsehen und Köche“:

(…) Als Koch, Gastronom, Ökotrophologe und Kulinarier schmerzt es mir sehr zu sehen, was heute in den Medien und in den Supermärkten passiert. Egal welchen Sender man im Fernsehen einschaltet, überall wird “gekocht” – bzw. es wird so getan, als würde man kochen. Alles ist aufregend, spannend, unterhaltsam,kurzweilig und geht ruckzuck. Am Ende wird auf jede erdenkliche Art und Weise bewertet und benotet und der Kochprozess und die Lebensmittel werden zu Gegenständen eines banalen Wettbewerbs degradiert. In anderen Formaten kommen die erhabenen “Profis” und “Tester” und hauen mal so richtig auf den Tisch und zeigen wie es denn richtig geht. Alles für den mental halbtoten Zuschauer in einem realitätsfernen Schwarz-Weiß dargestellt – vorher: alles schlecht, nachher: alles gut. Fertig. Das ist die Realität des Fernsehens. (…)

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Apr
13
2010
5

Fernsehtipp: Risiko Handy

koi-cellEs ist ja fast schon neue Tradition, aber nahezu jeden Dienstag kann ich auf eine neue interessante Folge der NDR-Dokureihe 45 Min hinweisen. Heute Abend ab 22:35 geht es um das „Risiko Handy“ – ein Konsumgut, ohne das der moderne Mensch gar nicht mehr auszukommen meint:

Handys, WLAN, Bluetooth, Mobilfunk, mobiles Internet: Seit rund 20 Jahren gibt es die mobilen Kommunikationsarten. Damit nimmt auch die Belastung der Menschen durch hochfrequente Strahlung immer mehr zu.

Die elektromagnetischen Strahlen sind überall, kaum ein Fleckchen Erde ist heute noch frei von ihnen. Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich von Handystrahlen und dem so genannten Elektrosmog gestört, haben Schlafstörungen, Konzentrationsschwäche und ähnliches. Sind diese Menschen Spinner oder ernst zu nehmende Opfer einer uns alle betreffenden Umweltbelastung? 45 Min geht dieser Frage nach.

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Kommentare: 5 | Fernsehen | Schlagwörter: , , , |
Feb
23
2010
2

Fernsehtipp: Die Atomlüge – und: Die Kosten der Atomenergie

atomic__Die neue NDR-Dokureihe 45 Min entpuppt sich als eine echte Fundgrube für interessante, kritische Berichte – so geht es heute Abend ab 22:30 Uhr um „Die Atomlüge“:

(…) In der spannenden Dokumentation wird nach Antworten auf diese Fragen gesucht. Die Recherche beginnt in einem Atomkraftwerk, führt zu Katastrophenschützern, ratlosen Lehrern und nüchternen Wissenschaftlern. Die AKW-Betreiber verbreiten unermüdlich die Geschichte von der sicheren, sauberen Energie. In “45 Min” werden ihre Argumente geprüft. Stimmt es, dass AKWs im laufenden Betrieb für die Bevölkerung völlig harmlos sind? Was sagen die neuesten Studien eigentlich? Die Spuren, die in dieser Dokumentation aufgenommen werden, führen auch zu erstaunlichen Ergebnissen.

Und nicht zuletzt bleibt bis heute eine Frage offen: Wohin mit dem Atommüll? Über 40 Kilometer erstreckt sich zum Beispiel das Tunnelsystem von Schacht Konrad in vielen Hundert Metern Tiefe. Es wurde allein für den radioaktiven Abfall angelegt. Gut zwei Milliarden Euro wird der Bau dieses ersten genehmigten Endlagers für schwach- und mittelradioaktiven Müll verschlungen haben, wenn er fertig ist. Und was passiert mit dem havarierten Versuchsendlager Asse? Egal, wie der strahlende Müll gesichert wird, auch das wird nach Schätzungen von Experten Milliarden Euro kosten. Zahlt das alles der Steuerzahler? Wer profitiert davon? (…)

Passend dazu empfehle ich auch den Artikel von Eurosolar über „Die Kosten der Atomenergie“ und die Massen an Steuergeldern, die dort bereits versenkt wurden. Ganz im Widerspruch zu dem Gefasel vieler Politiker, die den Leuten gerne das Märchen vom „billigen Atomstrom“ erzählen.

(…) Atomenergie kann nur unter Rückgriff auf staatliche Subventionen sowie Privilegien gegenüber anderen Energiequellen auf den Strommärkten kommerziell genutzt werden. Auch 50 Jahre nach dem Einstieg in die Atomenergie benötigen die Betreiber von Atomanlagen weiterhin einen Förderaufwand, der mit dem einer vor ihrer Markteinführung stehenden Technologie zu vergleichen ist. Die in der Produktionskette entstehenden oder verborgenen Kosten machen eine effiziente und versorgungssichere Stromproduktion unmöglich. Ihre Folgen stellen auf unabsehbare Zeit eine gesamtgesellschaftliche Belastung dar, die nicht zu verantworten ist.

Kennzeichnend für die Struktur der Stromproduktion aus Atomenergie ist das Abwälzen von Kosten und Risiken auf die Gesellschaft bei gleichzeitiger Privatisierung der kurzfristigen Gewinne. (…)

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Okt
22
2009
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Angriff auf die Sinne – wie wir Verbraucher verführt werden

Man kann gegen das Fernsehen ja vieles sagen, aber ab und an gibt es doch auch mal gescheite Reportagen zu entdecken. So wie am Dienstag im NDR-Fernsehen, mit der Sendung Angriff auf die Sinne (Wiederholung am 28.10. auf Phoenix, 14.00–14:45 Uhr), die man sich derzeit noch in der Mediathek online anschauen kann. (Danke an die Designheilige für den Tipp!)

Filmemacher Jan Tenhaven nimmt die spätabendlichen Zuschauer in seiner Dokumentation ‘Angriff auf die Sinne – Wie wir Verbraucher verführt werden’ mit auf eine ebenso faszinierende wie erschreckende Reise ins Reich der Sinne und ihrer Manipulation im Dienste des Konsums.

Wer bislang der Überzeugung war, Kaufentscheidungen allein nach Preis und Qualität zu fällen, muss das hinterfragen. Letztendlich ist der Mensch doch ein Würstchen. So manipulierbar. Einst half ihm sein Gehör, Gefahren wahrzunehmen und sich zeitig davor zu schützen. Heute spielt es ihm Streiche. (…)

(…) Zum Beispiel schnüffelt sich eine attraktive, international anerkannte Geruchsdesignerin ein halbes Jahr lang durch ein Hotel, die Schweiz und ihr unfassbar zahlreich bestücktes Geruchslabor, um der Schweizer Kette die perfekte subtile Duftnote zu verpassen. Den ‘Corporate Smell’, was nicht so abstoßend ist, wie es klingt. Er soll machen, dass der Kunde immer wieder kommt. Geruch geht sofort ins Gehirn. ‘Ein Traum von Marketing’, sagt Geruchsexpertin Sissel Tolaas.

Interessant, zu erfahren, dass es das Berufsbild des Psychoakustikers gibt, hier vertreten durch einen sympathischen Sachsen, eigentlich Instrumentenbauer. Ein Jahr lang arbeitet er daran, einem Staubsauger ein verlockendes Sauggeräusch zu verpassen. Und es ist äußerst erhellend, zu beobachten, wie sich Farbexperten von Motorrad-, Möbel- und sonstigen Herstellern bei einer Zusammenkunft auf die Trendfarben für in drei Jahren einigen. Damit dann keiner aus der Reihe tanzt – beziehungsweise aus der Mode, wenn eher dunkle Töne ein gewisses Gefühl von Sicherheit vermitteln sollen. Denn das, was Tenhaven hier zeigt, soll ja eigentlich kein Verbraucher allzu genau wissen. Und damit es sich nicht allein schon wieder vom Anblick dieser sinnlichen Arbeitswelten einlullen lässt, erinnert der Autor sein Publikum in regelmäßigen Abständen im Off-Text daran: Das dient alles nur dem einen Zweck – konsumieren, konsumieren, konsumieren.

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Jun
05
2009
4

Neues aus der Welt der industriellen Nahrungsmittelproduktion: Gift im Frühstücksei

Wieder einmal überraschte mich das N3-Magazin markt neulich mit einer kritischen Reportage, die ein Schlaglicht wirft auf die industrielle Nahrungsmittelproduktion (von LEBENSmitteln mag ich in dem Zusammenhang gar nicht mehr schreiben) und zeigt, mit welchen Methoden hier nach Profit gestrebt wird, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Konsumenten – „Gift im Frühstücksei – Nikotinsulfat in Hühnerställen”:

Anfang des Jahres wurden in einem Hamburger Gefahrgutlager 19,4 Tonnen  der hochgiftigen Lösung Nikotinsulfat gefunden. Dieses Mittel ist bei Hautkontakt schon in geringen Mengen giftig. Die tödliche Dosis liege bei ungefähr vier Kubikzentimetern, so Dr. Rainer Wujciak vom Pflanzenschutzamt Hamburg. Das sind nur wenige Tropfen.

Dieses Nervengift war für die Reinigung von Hühnerställen bestimmt.

(…) Wenn Nikotinsulfat als Schädlingsbekämpfungsmittel angewendet wird, können sich Nikotinrückstände in Geflügelprodukten finden. Das niedersächsische Verbraucherschutzministerium bestätigte, dass Rückstände von Nikotin in Ei und Legehennen in einer Verdachtsprobe von 2007 gefunden wurden.

(…) Auch in anderen norddeutschen Bundesländern wird jetzt verstärkt nach Nikotinrückständen in Geflügelprodukten gesucht. Ergebnisse liegen noch nicht vor. Der Handel mit Nikotinsulfat ist äußerst lukrativ. Der Hamburger Chemikalienhändler soll einen großen Kundenkreis haben. Er bestreitet aber alle Vorwürfe.

Eckehard Niemann von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft kritisiert: „Der Handel mit dem illegalen Gift blüht.“ Sein Verdacht: Die kürzlich gefundenen 19,4 Tonnen Nikotinsulfat sind nur die Spitze des Eisbergs. Er hat mit Insidern aus der Geflügelbranche gesprochen. Nach ihren Angaben sind mindestens 100 Tonnen Nikotinsulfat im Umlauf. Eine gewaltige Menge für einen so giftigen, hoch konzentrierten Stoff, so Eckehard Niemann.

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