Nov
27
2014
4

Maus oder Mäuse? Wie der Markt die Moral untergräbt

Diesen Beitrag im WDR-Magazin markt fand ich wirklich sehr interessant – „Moral: Maus oder Mäuse?“, zeigt er doch, wie unser Wirtschaftssystem der Entwicklung von Moralvorstellungen nicht gerade zuträglich ist:

Wer ist bereit, für ein bisschen Geld eine Maus töten zu lassen? Spontan lehnen das die meisten Menschen ab. Aber was, wenn es ernst wird?

Knapp 1.000 Studenten wurden vor die Wahl gestellt: Sie konnten einer Labormaus das Leben schenken oder ein paar Euro verdienen. In zwei weiteren Runden simulierten der Bonner Psychologe Armin Falk und seine Kollegin Nora Szech eine Marktsituation: Die Studenten sollten “Käufer” oder “Verkäufer” spielen und sich gemeinsam auf einen Preis für die Maus einigen – oder den Deal verweigern und damit der Maus das Leben retten.

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Dez
29
2010
3

Macht und Korruption – Ist alles erlaubt?

Heute möchte ich Euch nur kurz auf diesen sehr interessanten Beitrag des ORF im Rahmen der Sendereihe „Ethik im Gespräch“ hinweisen – „Macht und Korruption: Welchen Wert hat Ethik?“, der sich mit der zunehmenden Käuflichkeit politischer Entscheidungen befasst. Ursprünglich stand die Sendung im YouTube-Kanal von Mediafootprint zur Verfügung, der leider gerade gelöscht wurde.  Hier der dazugehörige Originaltext von Mediafootprint:

Korrupte Politiker (Gesetzgeber) lösen sich von der Gesellschaft ab und machen sich zu Mitgliedern eines Kreises von Vorteilsnehmern der Strukturen, die sie selbst gemeinwohlbelastend zwischen den Wahlterminen geschaffen haben. Der Mißbrauch von Mandatsvertrauen ist gesetzlich nicht strafbar aber offensichtlich. Die Bürger erkennen diese pervertierte Gesetzgebung, die ihnen Beschränkungen auferlegt und “geschäftlich” vernetzten Privilegierten Handlungsfreiheiten gibt.
Die vernachlässigte Justiz, welche oft nur noch als Rechtsmechanismus für wirtschaftliche Vorhaben ausgebaut wird, bekommt immer weniger Ansehen als Rechtsgrundlage für eine chancengleiche und gerechte Gesellschaftsordnung. Sie erscheint und ist verquert, gesellschaftlich undurchdacht nicht mehr bürgerkonform. Der Rechtsmechnismus wendet sich gegen die Bürger hin zu den juristischen Personen, sprich Unternehmungen. Wer als juristische Person auftritt, kann das Recht gegen die eigene Person eher abwenden und auch das Recht für seine Interessen gegen Bürger durch die bestehende Vertragsfreiheiten und Ungleichheit bei der Finanzierung von Rechtsverfahren nutzen. Die Sittenwidrigkeit der Vertragsklauseln sind durch viele Ausnahmen und schwammige Begrifflichkeiten in Gesetzen oft nicht oder nur sehr schwer anfechtbar. Es besteht zunehmend, aufgrund der korrumpierten Gesetzgebung keine gleichberechtigte Gesellschaftsordnung mehr.

Und dies die offizielle Beschreibung des ORF:

“Ethik im Gespräch – Macht und Korruption: Welchen Wert hat Ethik?”
Bei „Ethik im Gespräch“ diskutieren Philosophen in kompakter, kontroverser Form einen Aspekt praktischer Philosophie und Ethik. Moderator ist der Philosoph Peter Kampits von der Universität Wien.
Immer wieder werden Fälle von illegalen Parteispenden und Korruption in der Politik aufgedeckt. Das führt zu wachsender Politikverdrossenheit bei den Wählern. Das Interesse der Politiker, die Korruption einzudämmen, hält sich in Grenzen. Dabei zeigt ein Vergleich mit Ländern wie Kanada oder Großbritannien, dass Gesetze möglich sind, die illegalen Parteispenden vorbeugen. Unter der Überschrift „Gewinner und Verlierer? Populismus in der Politik“ wird das Zunehmen populistischer Parteien in der europäischen Politik diskutiert. Diese operieren mit eindimensionalen Feindbildern. Globalisierung, wachsende Einkommensunterschiede und Migrationsströme fördern populistische Tendenzen. Was sagt die Politische Ethik dazu? Peter Kampits, Philosoph, diskutiert mit dem Politikwissenschaftler Anton Pelinka von der Central European University, Budapest.

Generell scheint diese Sendereihe hochinteressant zu sein, wenn man sich mal die Themen der letzten Monate so anschaut (viele der Videos kann man sich noch auf der Website anschauen):

  • Demokratie-Verlust – Wer hat das Sagen?
  • Darf man Tieren Leid antun?
  • Tierethik kontra Fleischindustrie und Tierversuche
  • Umweltethik: Das Verhältnis des Menschen zur Natur
  • Umweltethik: Wozu Naturschutz?
  • Wirtschaft steuert Wissenschaft – Ethik ade?
  • Ethische Grenzen wissenschaftlicher Forschung
  • Medien und Manipulation
  • Qualität und Quote – Zukunft der Medien?
  • Designerbabys – Kinder aus dem Katalog?
  • Staat oder Privat – Wirtschaftsfreiheit am Ende?
  • Soziale Verantwortung – Gewissen wozu?

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Okt
08
2010
17

Hakenkreuz-Dolch vom Weltmarkt-Führer oder: Amazon rechts außen

Letztes Jahr berichtete ich ja schon darüber, dass man auf dem deutschen Ableger von des Internethändlers Amazon sehr abseitige Literatur kaufen kann/konnte, die eindeutig der Neonazi-Szene zuzuordnen ist (HIER). Man arbeitete bei Amazon sogar mit einem NPD-Ortsverband (als Marketplace-Anbieter) zusammen und stellte sich auf den Standpunkt: „die Werke sind ja nicht verboten“, sprich: die Moral ist egal, wir wollen an allem verdienen, was sich zu Geld machen lässt. In seinem Sprusko-Blog berichtet Marcus Meier nun, dass es leider trotzdem weiterhin mehr als fragwürdige Machwerke dort zu kaufen gibt und man bei Amazon in den USA sogar Dolche mit Hakenkreuzemblem und der Gravur „Blut und Ehre“ kaufen kann, natürlich auch alte Reichsflaggen u.ä. In Ade, Amazon, Teil 1 und Teil 2 legt der Autor dar, wieso er Amazon zukünftig den Rücken kehrt:

(…) Mein Umdenken begann vor einer Woche, als mir bei Aufruf der Amazon-Webseite an prominenter Stelle ein »Topseller« präsentiert wurde, der durchaus zu recht umstritten ist: »Deutschland schafft sich« ab von Thilo Sarrazin, die »Nr. 1« in der Amazon-Kategorie Bücher.

Ich sah mir die Kunden-Debatten an. Ich stellte fest: Sie sind meist voll Lobhudelei für den Sarrazin-Schund, oft kaum verhohlen rassistisch, selten jedoch von Intelligenz geprägt. Eine  national befreite Zone… gehostet von Amazon.
Amazon selbst belästigte mich mit Kaufempfehlungen, die rechtsextreme Bücher anpriesen. Beispiel: »Der Fall Sarrazin« vom »Institut für Staatspolitik«, einer Denkfabrik der »Neuen«, durchaus nicht gemäßigten Rechten. (…)
(…) Und nun? Ich will nicht wirklich in einem Umfeld shoppen, wo die Mitkunden einen rassistischen, neoliberalen Quartalsirren namens Sarrazin im Durchschnitt mit viereinhalb von fünf möglichen Sternen beehren. Wer den Verkauf von NPD-Büchern lange Zeit mit der Begründung rechtfertigt, sie seien ja nicht verboten, kann nicht mit mir als Kunden rechnen. Und ich verspüre keine Lust, mein Geld in den Rachen eines Konzerns zu schmeißen, der an Nazi-Devotionalien mitverdient. (…)

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Jan
15
2010
4

Hirndoping – Auswirkungen der Umkehrung von moralischen Maßstäben

Das Wochenende naht, und damit die Zeit, sich mal wieder einen interessanten dokumentarischen Beitrag anzuschauen – dieser hier, ursprünglich in der WDR-Sendung „Servicezeit Gesundheit“ gelaufen, befasst sich mit einem Problem unserer Leistungs- und Konsumgesellschaft: dem künstlichen Aufputschen und Erhalten der eigenen „Arbeitskraft“ und Leistungsfähigkeit, um in diesem System funktionieren zu können. Mit fatalen Folgen für den einzelnen und die gesamte Gesellschaft, wie Mediascanner auf YouTube anmerkt (inzwische heißt der Kanal von ihm Mediafootprint):

Durch die Veränderung der gesellschaftlichen Regeln des Zusammenlebens (Moral) hin zu Maßstäben und Regeln der betriebswirtschaftlichen Philosophie, ist unter anderem eine Haltung der Menschenoptimierung oder Leistungsoptimierung der Gehirne entstanden, die von den Optimierten selbst auszugehen “scheint”.

Durch die Ausrichtung der Bildungspolitik im Wirtschafts-, Bildungs- und Innovationsstandort Deutschland und dem Setzen von Vorbildern in Fernsehserien und Werbewelten, fühlen sich die begriffsgeadelten “Leistungsträger” und die, die es noch werden wollen, dazu genötigt im Wettbewerb der Leistungsfähigsten pharmakologische Mittel einzusetzen. Neuroleptika für wen und für was wird zu spät hinterfragt – letztlich gegen sich selbst.

Nicht zuletzt durch die Überflutung mit Informationen, die in der Masse nicht für Beruf und Leben zu verarbeiten oder gar relevant sind, werden die Menschen überreizt u. verlieren den Blick für das Wesentliche. Das Wesentliche ist leider nicht mehr Gegenstand der Bildung oder ein Thema in der öffentlichen Diskussion.

Vor allem die Äußerungen dieser Ärztin von der Charité im zweiten Teil finde ich unglaublich unverantwortlich und zeugen von einem unreflektierten und kranken Gesellschafts- & Menschenbild.

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Apr
03
2009
4

Discounter-Angebote: Günstig hat seinen Preis

Das Thema Discounter treibt mich hier im Blog bekanntermaßen immer wieder um – zu massiv sind die vielen negativen Folgen der Billigspirale. Leider ist dies noch nicht dauerhaft in den Medien angekommen (so brachte die NDR-Sendung Markt letztens ein längeres Feature darüber, wo man denn bei den Discountern am günstigsten Butter kaufen kann – ohne dass sich der Sender offenbar weitere Gedanken über die grundlegende Problematik und die Schäden, die diese Entwicklung mit sich bringt, gemacht hätte), wenngleich es glücklicherweise immer öfter Sendungen gibt, die sich angemessen kritisch mit den Discounter beschäftigen. Arte sendete zum Beispiel letztes Jahr den Beitrag „Discounter-Angebote: Günstig hat seinen Preis“, in dem es besonders um die schlimmen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und das Sozialgefüge in Frankreich und Deutschland geht. Besonders bemerkenswert (und erschreckend) finde ich den Kunden, der gefragt wird, wieso er trotz des Wissens um die Zustände in diesen Läden dort einkauft und im Brustton der Überzeugung meint: „Beim Geld hört die Moral auf.“ Herzlichen Glückwunsch, solche Art von Menschen braucht dieses System und solche Moraleinstellungen züchtet es sich heran. Letztlich vollzieht der Bürger natürlich auch nur das Verhalten nach, das uns die Konzerne und Wirtschaftseliten tagtäglich vorleben…  [via]

EDIT: Wer einen noch ausführlicheren Beitrag zu der Discounter-Problematik schauen will, dem empfehle ich noch die ausführlichere Sendung „Die Billigheimer“, den es in vier Teilen bei YouTube zu sehen gibt.

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