Mrz
22
2010
9

Gen-Milchkühe: Bauern fürchten schleichende Enteignung

Unglaublich, was sich Konzerne so alles einfallen lassen, um Geld zu verdienen… Das Polit-/Satire-Magazin quer im Bayerischen Fernsehen brachte letzten Donnerstag den Beitrag „Gen-Milchkühe: Bauern fürchten schleichende Enteignung“, bei desen Betrachtung es zumindest mir kalt den Rücken runter läuft:

Biotechnologen aus Belgien und Neuseeland haben eine Gensequenz entdeckt, die die Milchleistung von Kühen steigert. Die Forscher ließen sich das Gen vom Europäischen Patentamt patentieren. Damit können sie dann ganz viele Turbo-Kühe züchten. Das Gen wäre irgendwann in fast jedem Stall. Die Bauern fürchten in Zukunft für jede Kuh mit diesem Gen Lizenzen zahlen zu müssen. Dabei stammt das Gen aus der Natur. Und ethische Fragen bringen die Gemüter in Wallung: Werden Tiere zu technischen Erfindungen degradiert? Ist ein Patent auf ein Stück Natur überhaupt zulässig?

Bei der Gelegenheit empfehle ich Euch auch gleich, die Petition von Avaaz.org (quasi ein internationales Campact) zu unterzeichnen, die sich gegen die Zulassung von Genpflanzen in der EU wendet. >> HIER

Die Europäische Kommission hat soeben bewilligt, dass zum ersten Mal seit 12 Jahren genmanipulierte Pflanzen angebaut werden dürfen, und stellt damit den Profit der Gentech-Lobby über das Interesse der Öffentlichkeit. — 60% der Europäer sind der Meinung, dass mehr Forschung betrieben werden muss, bevor entschieden werden kann, ob wir Lebensmittel anbauen, die unsere Gesundheit und Umwelt schädigen können.
Eine neu ins Leben gerufene Initiative gibt einer Million EU-Bürgern die einmalige Chance, offizielle Anfragen direkt an die Europäische Kommission zu richten.

Lassen Sie uns zusammen 1 Million Unterschriften sammeln, um die Einführung von genmanipulierten Pflanzen und Produkten auf den Europäischen Markt zu stoppen. Wir fordern die Gründung von unabhängigen Wissenschaftseinrichtungen, die die Auswirkung von Genmanipulation untersuchen und wirksame Kontrollmechansimen etablieren.

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Mrz
04
2010
1

Genkartoffel Amflora: Die schwarz-gelbe BASF-Genkartoffel

Es gibt mal wieder Neues aus dem Bereich des „Frankenfood“, wie die Amerikaner genmanipulierte Nahrungsmittel so treffend nennen – nun sind also auch die europäischen Kartoffeln an der Reihe… Anbei eine Pressemitteilung des BUND:

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schwarzgelbe-genkartoffeln1Die umstrittene Genkartoffelsorte Amflora darf ab sofort in der Europäischen Union angebaut werden. Die EU-Kommission hat am 2.3.2010 wieder einmal industriefreundlich und verbraucherfeindlich entschieden. Zum Einsatz kommen dürfte die Knolle eigentlich nur für industrielle Zwecke, doch Nebenprodukte sind auch als Tierfutter zulässig.

CDU und FDP für Gentechnik und die Genkartoffel Amflora
Schon vor dieser Entscheidung gab es die die Ankündigung der schwarz-gelben Bundesregierung, den Anbau der Genkartoffel Amflora für eine kommerzielle, industrielle Verwertung zu unterstützen. “Der Anbau der gentechnisch veränderten Stärkekartoffel Amflora für eine kommerzielle, industrielle Verwertung wird unterstützt”, hieß es im Koalitionsvertrag von Union und FDP. In der Landwirtschaftspolitik ist trotz des Bekenntnisses von CDU und FDP zum ökologischen Landbau keine nachhaltige Linie zu entdecken. Die EU-Genkartoffel, das CDU-FDP Ja zur Gentechnik in der Landwirtschaft und der Ausstieg aus dem Atomausstieg sind die Spitze des Eisbergs einer nicht nachhaltigen und verbraucherfeindlichen Politik, die alleine den Interessen der großen Konzerne dient. Wie so häufig hätte es auch eine ökologische Alternative zur Genkartoffel gegeben. Es gibt inzwischen zwei ohne Gentechnik gezüchtete Kartoffelsorten, die ähnliche Eigenschaft wie Amflora besitzen: Die Stärke dieser Kartoffeln enthält ausschließlich Amylopektin, das in der Industrie für zahlreiche Zwecke verwendet wird. Die ökologische Alternative kommt ohne das problematische Markergen aus. Es ist unverständlich, warum die EU-Kommission auf die Risikotechnologie setzt, wenn es unproblematische Alternativen gibt. Die Macht der Konzerne auf der europäischen Ebene ist ungebrochen.

Axel Mayer, BUND Geschäftsführer

mehr Infos:
http://www.bund.net/
http://vorort.bund.net/suedlicher-oberrhein/genkartoffel-amflora-basf.html

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Jan
05
2010
2

Fernsehtipp: Monsanto, mit Gift und Genen

Ein schneller Tipp für alle TV-Gerät-Besitzer: heute um 22:40 Uhr läuft auf Arte der erschreckende Dokumentarfilm „Monsanto, mit Gift und Genen“, der die Umtriebe dieses abstoßenden Großkonzerns aufdeckt. (Ich hoffe mal, dass die Doku dann auch in der Arte-Mediathek via Internet zu sehen sein wird.)

Der Dokumentarfilm erkundet das Reich des US-amerikanischen Konzerns “Monsanto Chemical Works”, dem weltweiten Marktführer für Biotechnologie. Dem Engagement auf diesem Gebiet verdankt “Monsanto” auch, dass es zum umstrittensten Unternehmen des modernen Industriezeitalters wurde, stellte es doch das im Vietnamkrieg zu trauriger Berühmtheit gelangte Herbizid “Agent Orange” her. Heute sind 90 Prozent der angebauten gentechnisch veränderten Organismen “Monsanto”-Patente. Diesen Umstand halten viele für bedenklich.

ARTE Dienstag, 5. Januar 2010 um 22.40 Uhr
Wiederholungen: 09.01.2010 um 09:55 und 22.01.2010 um 10:00

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Nov
27
2009
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Ein paar Lesetipps: Landwirtschaft, Gentechnik und Kooperativen

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© OeilDeNuit, stock.xchng

Heute will ich Euch wieder auf einige spannende Artikel hinweisen, die mir in den letzten Tagen untergekommen sind – beispielsweise zwei Beiträge vom Farmblogger, in denen es um die heutige Landwirtschaft und ihre Folgen für Umwelt und Klima geht. Bisher galt die konventionelle Landwirtschaft ja immer noch als relativ harmlos, was ihren Beitrag zur Klimaverschärfung anbelangt (trotz der Gifte, die da in Massen versprüht werden und natürlich auch der Bodenzerstörung und Tierquälerei). Doch das gilt nicht mehr – „Intensive Landwirtschaft ist schlecht fürs Klima“:

Bisher war man allgemein davon ausgegangen, dass vor allem die Wälder Europas eine große Senke für klimaschädlich Gase sind und weit weniger davon produziert werden, als sie kompensieren. Berücksichtigt wurde dabei aber ausschließlich Kohlendioxid. Methan und Lachgas, die vor allem in der intensiven konventionellen Landwirtschaft entstehen, blieben in den Modellrechnungen bisher unberücksichtigt. Eine Forschergruppe um Ernst-Detlef Schulze vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie in Jena kommt zu dem Ergebnis, dass die CO2-Bilanz für Europa gerade noch ausgeglichen ist. Wenn der Düngemittelverbrauch und die Viehmast weiter zunehmen, wird die Bilanz endgültig kippen. Verschärft wird die Situation dadurch, dass die Nutzung der Wälder als Energielieferant stark zunimmt und dadurch das im Holz gespeicherte CO2 wieder in die Atmosphäre gelangt.

Apropos Landwirtschaft – Gentechnik wird ja gerne von den großen Konzernen als heilsbringende Erfindung angepriesen, die Pflanzen viel widerstandsfähiger und resistenter gegen Schädlinge mache, so dass man viel weniger Gift zu sprühen braucht. Tja, nett gemeint, nur leider an der Realität komplett vorbei, wie eine weitere aktuelle Studie zeigt: „Gestiegener Einsatz von Pestiziden durch Gentechnik“. Die gesamte Studie gibt es hier als pdf.

Was man gegen diese Entwicklung tun kann, darüber macht sich Reto Stauss in „Regionale Vertragslandwirtschaft“ seine Gedanken. Anlass sind die Neustart Schweiz-Treffen, einer Initiative, die sich um eine Umkrempelung der momentanen Verhältnisse in Wirtschaft und Gesellschaft bemüht. Thema war diesmal die „Vernetzung von städtischen Nachbarschaften mit Landwirtschaftsbetrieben“, es ging um die Gründung eigener Food Coops (das ist eine Produzenten-/Konsumentengenossenschaft zur regionalen Versorgung). In Retos Artikel finden sich einige interessante weiteren Informationen zu dieser Thematik, nebst Anleitungen, wie man selbst solche Genossenschaften ins Leben rufen kann. Auf die Politik und ihre Lenkungswirkungen zu warten ist in diesem Bereich sicherlich aussichtslos – bevor da mal irgend etwas Sinnvolles entschieden wird, das den Menschen zukünftig tatsächlich weiter bringt, wird lieber maroden Banken ein stattliches Sümmchen zugeschoben (pdf).

ernährungs-souveränität wird in der krise existentiell. wie kommen wir zu unseren lebensmitteln, wenn die produkte der grossverteiler ungeniessbar werden oder die versorgung zusammen bricht? (via)

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Okt
12
2009
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Veranstaltungstipp für Kiel: Deutsche Gentechnik – Verflechtung von Staat und Konzernen

deutsche-gentechnikIch möchte Euch heute auf eine interessante Veranstaltung von Attac zum Thema Gentechnik und Lobbyismus hinweisen, die am Mittwoch, den 14.10. in der Kieler Pumpe stattfindet:

Deutsche Gentechnik – Verflechtung von Staat und Konzernen
Vortrag und Diskussion: Jörg Bergstedt
Mittwoch 14.10. • 19 Uhr
Pumpe • Haßstr. 22 • Kiel

Warum werden in Deutschland Jahr für Jahr immer neue Versuchsfelder angelegt, obwohl 80 Prozent der Menschen keine Gentechnik im Essen wollen? Warum fließen Steuergelder auch dieser 80 Prozent fast nur noch in die Gentechnik, wenn es um landwirtschaftliche Forschung geht?

Der Blick hinter die Kulissen der Gentechnik mit ihren skandalösen Strukturen und Zuständen bei Genehmigungen und Geldvergabe bietet eine erschütternde Erklärung, warum die überwältigende Ablehnung und der gesetzlich eigentlich vorhandene Schutz gentechnikfreier Landwirtschaft (einschließlich Imkerei) gegenüber der grünen Gentechnik so wenig Wirkung hat. Denn: In den vergangenen Jahrzehnten sind alle relevanten Posten in Genehmigungsbehörden, Bundesfachanstalten und geldvergebenden Ministerien mit GentechnikbefürworterInnen besetzt worden. Die meisten von ihnen sind direkt in die Gentechnikkonzerne eingebunden. Undurchsichtige Geflechte von Kleinstunternehmen und seltsamen Biotechnologieparks namens Biotechfarm oder Agrobiotechnikum sind entstanden, zwischen denen Aufträge und Gelder erst veruntreut und dann hin- und hergeschoben werden, bis sich ihre Spur auf den Konten der Beteiligten verliert. Es wird Zeit für einen Widerstand in Deutschland.

Veranstalter:
www.attac-kiel.dewww.gentechnikfrei-sh.de

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Sep
13
2009
1

Surftipp: Biotech-Seilschaften – der Gentechnik-Filz

biotech-seilschaftenGentechnik wird zwar von dem Großteil der Menschen abgelehnt, dennoch bemüht sich eine unheilige Allianz aus Wirtschaft und Politik seit Jahren, diese äußerst gewinnträchtige Technik auf breiter Front nach vorne zu bringen. Oft ungewollt und unbemerkt nehmen viele von uns bereits gentechnisch veränderte Produkte zu uns, beispielsweise über Genmais, der an Rinder verfüttert wird, die dann wiederum in Burgern landen. Es scheint zwar ein aussichtsloses Unterfangen zu sein, diese Entwicklung aufzuhalten, dennoch ist es erfreulich, dass sich immer mehr Widerstand regt.

So befasst sich die Website Biotech-Seilschaften sowie einige Partnerseiten  (z.B. Gentech weg!) intensiv mit der Thematik und bemüht sich um Aufklärung und Publikmachung der wenig erfreulichen und oft undemokratischen Hintergründe. Designtechnisch ist die Website zwar eher eine Katastrophe, da einen die Vielzahl der Informationen in der dort dargebotenen Form geradezu erschlägt, aber inhaltlich stößt der interessierte Leser auf so manches, was einem bislang sicher so nicht bewusst war. So ruft man auch zu Widerstand gegen geplante Projekte im Bereich Gen- und Biotech auf und gibt zudem die Infobroschüre „Organisierte Unverantwortlichkeit. Reader zum Filz zwischen Konzernen, staatlicher Kontrolle, Wirtschaftsförderung und Lobbying deutscher Gentechnik“ heraus, in der man viel erfährt über die Seilschaften, Lobbygruppen und Pläne der Industrie. Den Reader liegt in vielen Bioläden kostenlos aus und man kann ihn sich auch als pdf-File herunterladen.

Es war so bequem: Wer über Gentechnik sprach, dachte schnell an Monsanto. Kritische Bücher und Filme zu diesem – fraglos rücksichtlosen – Konzern erzielten Einschalt- und Auflagenrekorde, so dass kritische AktionärInnen deutscher Konzerne nur neidisch dreinblicken konnten. Begleitende Veranstaltungen füllten ganze Hallen. Elektrisierend auch die Pflanze des Inbegriffs alles Bösen: MON810. Wo sie gepflanzt wird, kommt es zu Protesten von BürgerInnen und Umweltverbänden. Niemand will die unkontrollierbare Saat in der Nähe haben. Selbst der deutsche Umweltminister nicht mehr: „Ich kann den gesellschaftlichen Mehrwert der Genprodukte von Monsanto nicht erkennen“, gab er am 2. März 2009 zum Besten und fügte hinzu – grad so, als gäbe es BASF, Bayer und KWS gar nicht: „Man stelle sich vor, diese Debatte um Gentechnik-Produkte gäbe es in den USA, und die einzige Firma, die ein Interesse daran hätte, dieses Präparat dorthin zu verkaufen, wäre eine europäische: Ich möchte einmal wissen, ob der amerikanische Kongress sich derart ins Zeug legen würde zur Verfolgung europäischer Wirtschaftsinteressen eines einzelnen Unternehmens, wie es jetzt die EU-Kommission zur Verfolgung der Wirtschaftsinteressen eines amerikanischen Unternehmens tut.“

Viel ruhiger geht es dagegen zu, wenn deutsche Firmen und Institute gentechnisch veränderte Sorten entwickeln und ausbringen. Mancherorts geht gar nichts: Als die Universität Gießen 2006 transgene Gerste aussäte, votierten alle Parteien im Stadtparlament für das riskante Experiment. Auch SPD, Grünen und Linke, die sonst mit radikaler Gentechnikkritik stets auf WählerInnenfang sind. Warum? Ist die deutsche Gentechnik besser? Ja – scheint zumindest Umweltminister Gabriel zu finden. Nur wenige Tage nach der beißenden Kritik an Monsanto besuchte er die deutsche Gentechnikfirma KWS Saat AG: „Wir wollen gentechnisch veränderte Pflanzenzucht auf jeden Fall zulassen“, so der Minister, „aber nicht mit Kollateralschäden in der Natur.“ Forschung in diesem Bereich sei unabdingbar. Denn den Herausforderungen, die die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung und ihr Energiehunger stellten, könne man anders kaum beikommen.

Monsantos Produkte = kein „gesellschaftlicher Mehrwert“. KWS Saat AG = wichtig für Ernährung und Energieversorgung. Einfach, aber seltsam, denn die KWS entwickelt ihre Gentech-Produkte zusammen mit Monsanto und ist MON810-Versorger (Marke YieldGard) für Mittel- und Osteuropa. Bei Sigmar Gabriel ist plötzlich dasselbe gut, wenn es durch eine deutsche Firma geschieht …

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Apr
02
2009
2

Nestlés Genhirnwäsche

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© KillR-B, stock.xchng

Das ist eigentlich schon ganz schön traurig – vor einigen Tagen stieß ich eher zufällig auf einen Artikel aus dem Greenpeace Magazin, der aus dem Jahre 1998 stammt und „Nestlés Genhirnwäsche“ (kein Tippfehler) heißt. Bereits damals, also vor mittlerweile 11 Jahren, wussten die Autoren von den vielen Aktivitäten, die der Schweizer Konzern Nestlé rund um die Gentechnik entfaltet (siehe auch hier). Zu der Zeit ging es gerade um die Markteinführung des genmanipulierten Schokoriegels „Butterfinger“ bzw. generell von Gen-Food auf den europäischen Markt, die vom Unternehmen mit einer speziell auf Kinder und Jugendliche abzielenden Reklame- und Propagandakampagne begleitet wurde.

Auch der „Butterfinger“, der Gentech-Knusperriegel von Nestlé, der in diesen Wochen in die Supermärkte und Tankstellen kommen soll, zielt auf die Jugendlichen. „Imported from the USA“ steht in großen Buchstaben auf der Packung, und winzig daneben: „Aus gentechnisch verändertem Mais hergestellt.“ Offenbar hofft Nestlé, daß Jugendliche den Knusperriegel hip finden oder der Genmanipulation wenigstens gleichgültig gegenüberstehen.

Die PR-Strategen der Gentech-Konzerne wählen die Zielgruppen ihrer Produkte stets mit Bedacht: Anfang 1998 brachte Nestlé zum Auftakt eine Sondennahrung im Infusionsbeutel mit gentechnisch veränderter Soja in die deutschen Krankenhäuser. Jetzt sind die Jugendlichen an der Reihe. Die bunten Beilagen von Monsanto und Novartis, die in „Bravo-Girl“ und in anderer Form auch im Jugendmagazin der Süddeutschen Zeitung „Jetzt“ erschienen, sehen dem jeweiligen redaktionellen Umfeld zum Verwechseln ähnlich. Die Glaubwürdigkeit der Redaktionen von „Bravo“ und „Jetzt“ soll auf die Gentechnik-Werbung abfärben. Der Hinweis, daß es sich nicht um Journalismus, sondern um Werbung handelt, wird klitzeklein in dem Wörtchen „Anzeige“ versteckt.

Meines Erachtens ist es absolut abstoßend, wie solche Firmen mit Hilfe der Werbeindustrie und den Medien ihre Interessen ohne Rücksicht auf Verluste durchboxen wollen. Über die unheilige Vermengung von redaktionellen Inhalten und Reklame hatte ich ja auch schon mehrfach hingewiesen – dass Werbung mehr ist als nur ein lästiges Ärgernis, dass sie mehr schadet als nützt, wird hier wieder klar deutlich.

Deshalb, und weil es an Geld nicht fehlt, laden die Unternehmen immer wieder Journalisten zu aufwendigen Reisen ein: Vier Tage mit Monsanto nach Amerika, drei Tage im Dreiländereck Schweiz-Deutschland-Frankreich mit Novartis, da lassen sich vor allem wirtschaftlich nicht so gefestigte Journalisten gerne von den Segnungen der Gentechnik überzeugen. Zumal ja hin und wieder auch ein lukrativer Auftrag abfällt. So präsentierte der Journalist Udo Tschimmel aus Hennef im September auf einem internationalen Gentechnik-Kongreß seine „Da Vinci Media Group“, mit der er für die Industrie Multimedia-CDs, Websites und Filme produzieren möchte. Die Industrie wäre dumm, würde sie auf dieses Angebot nicht eingehen, denn gleichzeitig produziert Tschimmel den ZDF-Film „Saat der Hoffnung“ – einen Sechsteiler über Landwirtschaft und Welternährung mit dem Fokus auf Biotechnologie. Am 10. Januar 1999 beginnt um 16 Uhr die Ausstrahlung auf 3sat. Wieviel Kritik wird sich Tschimmel gegenüber seinen Auftraggebern aus der Industrie wohl erlauben?

Auch Hans-Günther Gassen, Professor an der Technischen Universität in Darmstadt, gibt sich den Anschein der Neutralität: Wenn er gefragt wird, betont er als Wissenschaftler meist die Nützlichkeit und Ungefährlichkeit der Gentechnik. Zugleich ist Gassen aber „senior consultant“ der „Genius Biotechnology GmbH“, die der Industrie „PR-Management“ und Kommunikationsstrategien anbietet: Kommt einer seiner Kunden in Bedrängnis, kann der bezahlte PR-Berater Gassen den neutralen Gentechnik-Experten Gassen zum Abwiegeln an die Front schicken. Und weil alles so gut paßt, mischt Gassens „Genius GmbH“ auch beim ZDF-Lieferanten „Da Vinci“ mit.

Leider gilt solches Gebaren, das Hand-in-Hand-Gehen mit der PR-Industrie, ja heutzutage fast schon als normal…

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Mrz
30
2009
3

Surf- & Lesetipp: Coordination gegen BAYER-Gefahren

coordinationgegenWer Bayer nur für den netten Pharmakonzern von nebenan, Produzent von Aspirin und Sponsor von des Fußballclubs Bayer Leverkusen gehalten hat, wird sich vermutlich wundern, wenn er erfährt, dass die Umtriebe des Pharmariesen dazu geführt haben, dass es bereits seit 30 Jahren eine Organisation gibt, das sich ausschließlich mit den Geschäftspraktiken dieser Firma beschäftigt und sie kritisch beleuchtet. Coordination gegen BAYER-Gefahren nennt sich die Initiative, die sowohl online wie auch in Form der Zeitschrift „Stichwort BAYER“ Aufklärung betreibt.

In ihrer Jubiläumsausgabe befasst sie sich z.B. mit „Bayers Krisenmanagement: Rekorddividende und Lohnkürzungen“, und somit mit der Form von Gewinnerzielung und Geschäftsgebaren, wie sie letztlich typisch für alle großen (DAX-)Konzerne ist:

Für BAYER geht trotz Krise alles seinen kapitalistischen Gang: Die AktionärInnen erhalten Rekorddividenden und die Beschäftigten im Gegenzug Arbeitszeit- und Lohnkürzungen. „Wir müssen an den Prinzipien der freien Marktwirtschaft festhalten. Alles andere wäre auf lange Sicht verheerend“, so lautet der verheerenden Lage der freien Marktwirtschaft zum Trotz das Credo von Konzern-Chef Werner Wenning.

(…) Ganz egal, ob der Turbo-Kapitalismus nur einen kurzen Boxenstopp einlegt oder aber wegen Materialermüdung einen Unfall mit erheblichem Personenschaden baut, seine ProtagonistInnen sehen trotz kritischem Rennverlauf weniger Grund zur inneren Einkehr als zu Beginn der Pannenserie. Zweifelte letztes Jahr selbst ein Norman Greenspan an der Leitmaxime der Wirtschaftsethik: „Wenn jeder nur bedingungslos seinen eigenen Vorteil sucht, wird es auch dem Gemeinwohl zum Vorteil gereichen“, so gibt es jetzt schon wieder weniger Marx und mehr FDP. Und nach Ansicht des ALLIANZ-Chefs Michael Diekmann ist das ökonomische System bereits wieder zur Tagesordnung übergegangen. „Trotz der öffentlichen Diskussionen läuft das System hinter den Kulissen schön weiter. Ich finde das auch verwerflich. Aber ich kann Verwerflichkeit nur ändern, wenn ich den Markt dafür habe“, sagte er in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Und auf die Frage: „Lässt sich das nicht ändern?“ antwortete er: „Solange wir keine Gesetze haben, die das einschränken, herrscht draußen immer noch das Gesetz des Dschungels“.

Wesentlich bedrückender sind allerdings die Dinge, die in Bezug auf Bayers Kerngeschäfte, also Pharma und Chemie, ans Tageslicht gefördert werden. Bayer ist nämlich leider auch im Gen-Bereich aktiv und vertreibt genmanipulierte Rapssorten und giftige Pflanzenschutzmittel, die negative Folgen für Mensch & Umwelt zeitigen: „Traurige Ironie: EU-Zulassung von Gen-Raps

Es ist eine traurige Ironie, dass eine gar nicht mehr angebaute Raps-Sorte nun zum Import zugelassen wird. Kanadischer Raps wurde durch Auskreuzungen gentechnisch veränderter Sorten so umfassend kontaminiert, dass selbst herkömmlich angebauter Raps die Melde-Schwelle überschreitet. Damit ist genau das geschehen, was Gentechnik-Kritiker stets vorausgesehen haben. Ein paralleler Anbau von herkömmlichen und genmanipulierten Raps-Sorten ist wegen der starken Auskreuzungen prinzipiell nicht möglich.

2007 war auch in Deutschland Gen-Raps von BAYER (trotz fehlender Zulassung) gefunden worden. Anbauflächen von über 1000 Hektar mussten umgepflügt werden. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren forderte BAYER auf, für den Schaden aufzukommen.

Zudem ist jede Technologie, die auf dem giftigen Herbizid Glufosinat beruht, abzulehnen. Hormonaktive Substanzen wie Glufosinat müssen sofort vom Markt genommen werden.

Auf der Website des CBGnetwork kann man auch im Archiv der vergangenen Jahre blättern und stößt dabei auf eine Fülle von Fällen, die an dem in Reklamekampagnen des Weltkonzerns gerne propagierten sauberen Image zweifeln lassen, wie „Bauern oder BAYER – wem gehört das Grundwasser“ (über den Streit ums Wasserwerk in Wacken) oder „Wir sind seit 1947 Versuchskaninchen der Chemieindustrie“ (über  amerikanische Bayer-Institute). Nicht ohne Grund ist Bayer auch im Schwarzbuch Markenfirmen vertreten, wo ihnen u.a.vorgeworfen wird:

Import von Rohstoffen aus Kriegsgebieten, Finanzierung unethischer Medikamentenversuche, Behinderung eines Entwicklungslandes bei der Herstellung und Vermarktung lebenswichtiger Medikamente, Vertrieb gefährlicher Pflanzengifte, Ausbeutung und Kinderarbeit bei Rohstofflieferanten

Nach dieser ganzen Lektüre braucht man erst einmal eine Kopfschmerztablette – aber bitte nicht von Bayer! :-P Ein Spaziergang an der frischen Luft wirkt da auch schon oft Wunder.

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