Jun
06
2011
5

RWE, die Überallmitmischer

Irgendwie wundere ich mich gerade, dass ich den Essener Energiekonzern RWE schon sei längerem nicht mehr in meinem Blog beäugt habe. Dabei gibt es Gründe genug, dieses Unternehmen scheel zu betrachten und kritisch zu durchleuchten – und natürlich auch, ihm als Stromkunde den Rücken zu kehren. Abgesehen von der starken Verbundenheit zu Kohle und Atomkraft tut sich RWE immer wieder mit kackdreisten Reklamekampagnen hervor, in denen sie das Blaue vom Himmel herunterlügen und sich als umwelt- und menschenfreundliches Großunternehmen zum Liebhaben präsentieren. Wer erinnert sich nicht noch an die bescheuerte Werbung mit dem „sanften Energieriesen“ und seiner Liebe zur Windkraft? Der Fernsehspot wurde von Greenpeace und vielen anderen entsprechend kommentiert und als das entlarvt, was er ist, nämlich hohles Gewäsch und reine Augenwischerei:
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Feb
15
2010
16

Saure und schale Müllermilch


joghurt-ohne-ende

© veit kern, Pixelio

Eine der ursprünglichen Absichten meines Konsumpf-Blogs war es ja, die Verfehlungen und Kritikpunkte an den Großkonzernen, die leider die Wirtschaft bestimmen und denen die Konsumenten trotzdem irgnorant wie Schafe hinterher laufen, zu dokumentieren und zu bündeln, um so zu einer Gegenöffentlichkeit beizutragen. Deswegen möchte ich heute ein Unternehmen in meinen „Katalog“ mit aufnehmen, das allseits bekannt ist und auch schon seit längerem sogar in den Mainstreammedien in der Kritik steht – Müller, berühmt für seine blöde Werbung und die Milch- & Joghurt-Plörre, die er so anbietet. Mittlerweile hat die Unternehmensgruppe Theo Müller aus Aretsried fleißig expandiert – so gehört beispielsweise auch Weihenstephan zu Müller und der Unternehmenszweig Milbona produziert gar für Lidl, was so manchem vermutlich gar nicht bewusst ist.

Auf die generellen Nachteile, die jedes große Unternehmen, das industrielle Nahrungsmittelproduktion betreibt, mit sich bringt – also Belastung der Natur, Ausbeutung von Tieren, Preis- und Kostendrückerei zu Lasten der Zulieferer & Bauern, generelle Absenkung des Qualitäts- und Geschmacksniveaus durch chemische Zusätze – will ich hier gar nicht groß eingehen, diese müssten eigentlich jedem von vorneherein klar sein. Müller-spezifisch sind andere Vorfälle und Strukturen.

Ganz aktuell wurde der Müller-Konzern für sein Gebaren in Bezug auf EU-Subventionen gerügt (das war hier auch schon mal kurz in einigen Blog-Kommentaren Thema), beispielsweise im Spiegel – „Künstlich verkleinert“:

Der Milchmilliardär Theo Müller hat für seine sächsischen Firmen Millionen an Staatshilfe kassiert. Eigentlich sollten kleine Unternehmen gefördert werden. (…)

(…) Der staatliche Geldsegen für den streitbaren Milch-Baron ging hernieder in Leppersdorf bei Dresden. Hier steht eine der größten und modernsten Molkereien Europas, sie kann pro Jahr 1,5 Milliarden Liter Milch verarbeiten. Es ist ein riesiges Firmengelände auf der grünen Wiese, das Müller 1994 als Schnäppchen aus der Insolvenzmasse der Sachsenmilch AG erwarb. Mehr als 400 Millionen Euro investierte der Unternehmer seither in seine sächsische Außenstelle, gut 70 Millionen Euro Fördermittel schossen EU und Freistaat Sachsen dem Projekt zu. In Frage steht allerdings, ob sich der gewiefte Kaufmann, der inzwischen aus steuerlichen Gründen seinen Wohnsitz in die Schweiz verlagerte, einen Teil der Millionen einer trickreichen Firmenumstrukturierung zu verdanken hat. (…)

Dieses dreiste Vorgehen, Großunternehmen auf dem Papier kleinzurechnen, um Subventionen zu erhalten oder Steuern zu umgehen (und in beiden Fällen also den Staat und damit den Steuerzahler zu schröpfen/zu schädigen, sprich: Gewinne auf unsere Kosten zu machen), findet sich leider nicht selten; gerne bei den besonders üblen Firmen wie z.B. Aldi & Lidl, deren Konzernstruktur durch eine Unzahl von Stiftungskonstruktionen undurchschaubar gestaltet wurde, alles mit dem Ziel, so wenig wie möglich von den exorbitanten gewinnen an die Allgemeinheit zurückgeben zu müssen. Wer Produkte solcher Firmen kauft, unterstützt also diese Abzock-Mentalität aktiv!

Der Stern fasst in „Müller Milch ‚… die weckt, was in dir steckt…‘“ noch eine ganze Reihe weiterer grundsätzlicher Defekte dieses Konzerns und seines großen Einflusses zusammen:

(…) Diese Situation führt zu einem Preisverfall, der sich wiederum negativ auf Umwelt und Tiergesundheit auswirke, sagt der Bund. So hätten nur Hochleistungsbetriebe noch eine Chance. Das hingegen führe zu mehr Stallhaltung des Viehs, zu mehr Maisanbau und Verwendung gentechnisch veränderter Futtermittel. Hier endet jedoch der Teufelskreislauf noch nicht. Die größere Belastung der Milchkühe verlange nämlich den Einsatz von Antibiotika, was wiederum zu Lasten des Grundwassers geht. Simultan zur Leistungssteigerung der Milchkühe ging die Anzahl der Molkereien dramatisch zurück. So gab es 1990 noch 360 Milchwerke in Deutschland, 2004 waren es noch 108, und für das Jahr 2010 erwartet der Verband der Milchindustrie, dass noch 30 Molkereien übrig bleiben.

Fakt ist, dass Monopolist Müller Milch mittlerweile 85 Prozent der gesamten sächsischen Milcherzeugnisse verarbeitet, was auf die sächsische Agrarstruktur wie ein Klotz wirkt. (…)

(…) Nicht nur wegen der Subventions-Affäre ist der Konzernriese unter Beschuss. Umweltaktivisten wie Greenpeace und Verbraucherorganisationen wie Foodwatch gelten als Lieblingsfeinde des Joghurt-Moguls Müller. Von ihrer Seite kommt der Vorwurf, dass die Vertragsbauern des Markenmulti Gen-Pflanzen an die Milchkühe verfüttern. Dabei sollte ein so großer Konzern wie Müller Milch es sich eigentlich leisten können, auf Qualität und somit auf genfreies Futtermittel zu setzen, lautet die Begründung. Was die Fernseh-Werbung nämlich nicht verraten würde: Für die Produktion von Joghurt, Milch und Buttermilch der zu Müller gehörenden Marke werden im Gentechniklabor designte Pflanzen eingesetzt. Aber auch hier ginge es dem Milchfürsten lediglich um die Durchsetzung seines eisernen Willens. Veränderungswünschen gegenüber bleibt er stur. Dabei lehnen insgesamt 70 Prozent der Verbraucher Gen-Pflanzen für Tierfutter ab, wie eine Studie von Greenpeace ergibt.

Einem gewonnenen Gerichtsprozess zufolge dürfen deshalb die Aktivisten Produkte der Molkerei als “Gen-Milch” bezeichnen. (…)

Weitere Blogs wie z.B. siebenkommaacht („Müller Milch Skandal“) kommentieren dies ebenfalls treffend, und selbst Wikipedia widmet der Kritik an diesem Unternehmen einen eigenen Abschnitt – HIER. Die Süddeutsche Zeitung geht ein wenig auf die Zustände der Massentierhaltung, die notwendigerweise mit solchen Produkten wie von Müller einhergeht, ein: „Betonboden statt Weise“:

(…) Die Eindrücke, die die Tierschützer auf allen Höfen gewannen, beschrieben sie in Briefen an die Konzerne: Die Tiere seien auf geringem Raum angebunden und könnten sich kaum bewegen. Belüftungsanlagen fehlten, sodass die Tiere mit hohen Feuchtigkeits- und Gaskonzentrationen leben würden. Sogar trächtige Kühe müssten mit dem vorderen Körperteil auf Betonböden, mit dem Hinterteil auf Gitterrosten ohne Einstreu liegen.

„Der Verbraucher geht davon aus, dass die Kühe auf der Weide gehalten werden“, schreiben die Tierschützer. „Diese jedoch stehen und liegen ein Leben lang Tag und Nacht zusammengepfercht auf derart knapp bemessenen Plätzen, sodass es ihnen oft nicht möglich ist, sich abzulegen.“ (…)

Und wer zur Generation YouTube gehört und alles am besten als Filmchen haben möchte, bitte sehr (die in dem Filmchen auftauchenden Behauptungen bezüglich der NPD-Finanzierung entbehren wohl der Grundlage):

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