Feb
27
2010
3

Andalusien: Gemüsesklaven mit Zeitverträgen

Bevor beim nächsten Einkauf bedenkenlos zu Obst und Gemüse aus Spanien gegriffen wird, sollte man sich vielleicht mal den erschreckenden Artikel „Andalusien: Gemüsesklaven mit Zeitverträgen“ durchlesen:

(…) Spanien wirbt seit Jahren schon Saisonarbeiter aus Osteuropa an ? neuerdings auch aus den Heimatländern der Bootsflüchtlinge. Nach denVorstellungen der Regierung in Madrid sollen Zeitarbeitsverträge das Problem des illegalen Massenmigration lösen (jährlich über 6000 registrierte). Fördergelder sollen helfen, die mörderische Flucht der Menschen über das offene Meer in wenig seetauglichen Booten in geregelte Bahnen zu lenken. Aufgrund der humanitären Katastrophe auf den Kanaren und an der Südküste handelt Madrid zurzeit mit mehreren westafrikanischen Ländern solche Abkommen aus. Ab der Winterernteperiode 2007/08 sollen dem Agrobusiness diese neuen Saisonniers zur Verfügung stehen. Funktioniert dieses Modell können die Bauern besser auf illegal Beschäftigte verzichten.

Die illegal Eingewanderten könen vertrieben werden, da sie nicht mehr als billiges Arbeitskräftereservoir benötigt werden; oder der Staat schiebt ab. Spanien und Marokko haben wenig Skrupel “Papierlose” einfach in der Sahara auszusetzen. Oder der rassistische Mob jagt sie aus dem Dorf, wie im Februar 2000 die Marokkaner in El Ejido. (…)

Genau wie die illegal eingewanderten Landsleute erleiden diese SaisonarbeiterInnen – mit scheinbar “guten Verträgen” – Rechtlosigkeit und Rassismus pur. Sie haben sich gewehrt und dieses Spiel nicht mitgespielt. Wenn sich diese schäbige Behandlung auch in den Herkunftsländern herumspricht, wird es nichts mit dem neuen Modell “internationale Sicherheit durch Zeitarbeit”. Beim Genuss von spanischem Treibhausgemüse bleibt ein bitterer Geschmack?

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Feb
11
2010
5

Subventionen für Limo und Fleisch

Der Irrsinn der EU-Subventionen ist ja schon seit vielen Jahren ein heißdiskutiertes Thema, und trotz aller Absichtsbekundungen, hier mit dem Wirrwarr aufzuräumen, ist herzlich wenig passiert. Ganz abgesehen davon, dass viele Billigexporte in Länder der Dritten Welt die dortigen einheimischen Bauern belasten und Firmen zerstören, zeigte die ZDF-Sendung WISO in „Agrarsubventionen für Limo und Fleisch“, dass hierzulande auch große Konzerne ordentlich vom EU-Topf profitieren und somit Teile ihrer Gewinne aus den Steuergeldern der Bürger stammen, wie man an Südzucker oder Tönnies sieht. Unglaublich, dass dies einfach so hingenommen und höchst selten angesprochen wird.

Die Agrarsubventionen der EU sind nicht einfach zu verstehen. Eigentlich sollen sie den Bauern helfen, aber ein bedeutender Teil des Geldes landet nicht bei den Landwirten, sondern bei großen Unternehmen.

Erstaunlicherweise hat sich sogar das Privatfernsehen vor einiger Zeit mal dieses Themas gewidmet und auch auf die Mitverantwortung des Käufers für viele Fehlentwicklungen im Bereich der Landwirtschaft etc. hingewiesen – in einer Deutlichkeit, die man vom Privat-TV niemals erwarten würde (wenngleich der Stil der Reportage schon als grenzwertig zu bezeichnen ist); wann wird schon mal direkt darauf hingewiesen, dass die Kunden durch ihre Gier nach immer billigerem Zeug diesen Trend zur stetigen Qualitätssenkung selbst befeuern? In Welt der Wunder auf RTL2 (!) und n-tv lief der folgende Beitrag über die katastrophale Agrarpolitik der EU, die darauf abzielt, die industrielle Verwertungslandwirtschaft immer größer und größer zu machen, zu Lasten der Vielfalt, der Gesundheit und auch der Umwelt.

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Jan
29
2010
6

Giftiges Licht

Der Unsinn der EU mit dem Glühbirnenverbot hat ja letztes Jahr bereits quer durch alle Bevölkerungsschichten und Medien viel Unverständnis und Zorn hervorgerufen – wird hier doch der reinste Aktionismus zelebriert und im Namen des (an und für sich ja löblichen) Ziels der Energieeinsparung unnötig ins Leben der Menschen hineinregiert. Statt dass Wirtschaft und Industrie angehalten werden, z.B. nur noch Autos mit sparsamer Technologie herzustellen oder weniger Schmutz bei der Produktion zu hinterlassen, statt dass Atomkraftwerke abgeschaltet und der Nahverkehr ausgebaut werden, wird jedem einzelnen die nicht ausgegorene Energiesparlampentechnik übergestülpt. Dabei sollte jeder EU-Bürger besser hin und wieder mal das Auto stehen lassen, weniger fernsehen (= Strom sparen) oder nicht bei jeder Mode mitmachen und ergo weniger nutzloses Zeug kaufen und konsumieren, damit würde der Umwelt ein weit größerer Dienst erwiesen werden. Nun aber wird ein kleines Konjunkturprogramm für die Hersteller der neuen Lampen initiiert – das ist allemal wirtschaftsverträglicher als den Konsum einzuschränken. Wenn schon was verbieten, dann wären z.B. die SUV-Asi-Kutschen ein geeigneteres Ziel.

Dass die Energiesparlampen gefährlich viel Quecksilber enthalten, wurde bereits vor einiger Zeit herausgefunden, doch nun zeigt die WDR-Sendung markt, dass auch das im Vergleich zur herkömmlichen Glühbirne eher unangenehme Licht dieser Lampen sogar krank machen kann und Psyche wie Physis der Leute negativ beeinflusst: „Energiesparlampen – krank durch Licht?“ . Soweit hatten die EU-Beamten bei ihrem Gesetz offenbar nicht gedacht…

(…) Können Energiesparlampen krank machen?

Ganz eindeutig ja, meint der Heidelberger Arzt Alexander Wunsch. Seit Jahren beschäftigt er sich mit der Auswirkung von Licht auf den Körper. Das harte Licht der Kompaktleuchtmittel (Energiesparlampen) kann seines Erachtens zu Kopfschmerzen, Sehstörungen, Schwindel oder Schlafstörungen führen. Seine Erklärung: „Der Blauanteil im Licht sorgt für eine hormonell gesteuerte Belastungs- und Stressreaktion. Das blaue Licht ist mit dafür verantwortlich, dass in der Zirbeldrüse, einem Teil des Zwischenhirns, weniger Melatonin (Schlafhormon) produziert wird, was gesundheitlich bedenklich ist. Herkömmliche Glühbirnen haben ein kontinuierliches Spektrum, das annähernd dem Sonnenlicht entspricht. Ähnliches gilt für Halogenglühlampen, deren Vorteile neben dem gewohnt warmen Licht und der langen Haltbarkeit im geringeren Stromverbrauch liegt.“ Hinzu kommt das Flimmern der Sparlampen, das Alexander Wunsch mit einem Messgerät für Lichtmodulation hörbar machen kann: Die alte Glühlampe summt sehr leise, die Energiesparlampe brummt laut. (…)

(…) Noch ist die Glühlampe und auch die Halogenlampe die natürlichste Kunstlichtquelle, was im Farbspektrometer nachgewiesen werden kann. Der gleitende Verlauf entspricht ungefähr dem des Sonnenlichts, während eine Leuchtstofflampe ein zackiges, scharfkantiges Spektrum aufweist. Das betrifft auch die sogenannten WarmLight-Varianten der Hersteller. Selbstverständlich weisen Hersteller wie Osram eine mögliche gesundheitliche Beeinträchtigung von Energiesparlampen weit von sich.

Allerdings klagen immer mehr Menschen über Symptome, die mit der Benutzung von Energiesparlampen zusammenhängen könnten. In Zuschriften, die bei Alexander Wunsch eingehen, klagen Menschen über Übelkeit, Augenbrennen oder Sehstörungen. An die Öffentlichkeit trauen sich die wenigsten, denn „man hat Angst, dass die Leute einen für verrückt erklären“, so Olaf Posdzech. „Und es gibt ja auch kaum Ärzte, die sich auskennen.“ (…)

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Sep
13
2009
1

Surftipp: Biotech-Seilschaften – der Gentechnik-Filz

biotech-seilschaftenGentechnik wird zwar von dem Großteil der Menschen abgelehnt, dennoch bemüht sich eine unheilige Allianz aus Wirtschaft und Politik seit Jahren, diese äußerst gewinnträchtige Technik auf breiter Front nach vorne zu bringen. Oft ungewollt und unbemerkt nehmen viele von uns bereits gentechnisch veränderte Produkte zu uns, beispielsweise über Genmais, der an Rinder verfüttert wird, die dann wiederum in Burgern landen. Es scheint zwar ein aussichtsloses Unterfangen zu sein, diese Entwicklung aufzuhalten, dennoch ist es erfreulich, dass sich immer mehr Widerstand regt.

So befasst sich die Website Biotech-Seilschaften sowie einige Partnerseiten  (z.B. Gentech weg!) intensiv mit der Thematik und bemüht sich um Aufklärung und Publikmachung der wenig erfreulichen und oft undemokratischen Hintergründe. Designtechnisch ist die Website zwar eher eine Katastrophe, da einen die Vielzahl der Informationen in der dort dargebotenen Form geradezu erschlägt, aber inhaltlich stößt der interessierte Leser auf so manches, was einem bislang sicher so nicht bewusst war. So ruft man auch zu Widerstand gegen geplante Projekte im Bereich Gen- und Biotech auf und gibt zudem die Infobroschüre „Organisierte Unverantwortlichkeit. Reader zum Filz zwischen Konzernen, staatlicher Kontrolle, Wirtschaftsförderung und Lobbying deutscher Gentechnik“ heraus, in der man viel erfährt über die Seilschaften, Lobbygruppen und Pläne der Industrie. Den Reader liegt in vielen Bioläden kostenlos aus und man kann ihn sich auch als pdf-File herunterladen.

Es war so bequem: Wer über Gentechnik sprach, dachte schnell an Monsanto. Kritische Bücher und Filme zu diesem – fraglos rücksichtlosen – Konzern erzielten Einschalt- und Auflagenrekorde, so dass kritische AktionärInnen deutscher Konzerne nur neidisch dreinblicken konnten. Begleitende Veranstaltungen füllten ganze Hallen. Elektrisierend auch die Pflanze des Inbegriffs alles Bösen: MON810. Wo sie gepflanzt wird, kommt es zu Protesten von BürgerInnen und Umweltverbänden. Niemand will die unkontrollierbare Saat in der Nähe haben. Selbst der deutsche Umweltminister nicht mehr: „Ich kann den gesellschaftlichen Mehrwert der Genprodukte von Monsanto nicht erkennen“, gab er am 2. März 2009 zum Besten und fügte hinzu – grad so, als gäbe es BASF, Bayer und KWS gar nicht: „Man stelle sich vor, diese Debatte um Gentechnik-Produkte gäbe es in den USA, und die einzige Firma, die ein Interesse daran hätte, dieses Präparat dorthin zu verkaufen, wäre eine europäische: Ich möchte einmal wissen, ob der amerikanische Kongress sich derart ins Zeug legen würde zur Verfolgung europäischer Wirtschaftsinteressen eines einzelnen Unternehmens, wie es jetzt die EU-Kommission zur Verfolgung der Wirtschaftsinteressen eines amerikanischen Unternehmens tut.“

Viel ruhiger geht es dagegen zu, wenn deutsche Firmen und Institute gentechnisch veränderte Sorten entwickeln und ausbringen. Mancherorts geht gar nichts: Als die Universität Gießen 2006 transgene Gerste aussäte, votierten alle Parteien im Stadtparlament für das riskante Experiment. Auch SPD, Grünen und Linke, die sonst mit radikaler Gentechnikkritik stets auf WählerInnenfang sind. Warum? Ist die deutsche Gentechnik besser? Ja – scheint zumindest Umweltminister Gabriel zu finden. Nur wenige Tage nach der beißenden Kritik an Monsanto besuchte er die deutsche Gentechnikfirma KWS Saat AG: „Wir wollen gentechnisch veränderte Pflanzenzucht auf jeden Fall zulassen“, so der Minister, „aber nicht mit Kollateralschäden in der Natur.“ Forschung in diesem Bereich sei unabdingbar. Denn den Herausforderungen, die die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung und ihr Energiehunger stellten, könne man anders kaum beikommen.

Monsantos Produkte = kein „gesellschaftlicher Mehrwert“. KWS Saat AG = wichtig für Ernährung und Energieversorgung. Einfach, aber seltsam, denn die KWS entwickelt ihre Gentech-Produkte zusammen mit Monsanto und ist MON810-Versorger (Marke YieldGard) für Mittel- und Osteuropa. Bei Sigmar Gabriel ist plötzlich dasselbe gut, wenn es durch eine deutsche Firma geschieht …

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Jul
23
2009
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Product Placement im Fernsehen wird zukünftig noch präsenter werden

bild-62… EU sei Dank! Wurde bisher im Fernsehen schon häufig und plump Inhalt mit Markenpropaganda vermengt, dies aber teils noch etwas schamhaft vertuscht, so wird es bald in noch stärkerem und offenerem Maße erlaubt sein, dass Firmen ihre Produkte in Serien, Filmen etc. platzieren und es so für den TV-Schauer gar kein Entkommen vom kommerziellen Bombardement mehr gibt (ein Grund mehr, die Kiste nicht mehr anzuschalten). Die FAZ berichtete neulich über die Auswirkungen der Umsetzung einer neuen EU-Richtlinie im deutschen Medienrecht, in der es um die3 Ausweitung des sog. Product Placement geht. Wobei man sagen muss, dass solche schrecklichen Sendungen wie Germany’s Next Topfmodell ja ohnehin schon Dauerwerbesendungen darstellten und die Macher völlig ungeniert jeden verfügbaren Zentimeter, den Kameras einfangen konnten, mit Reklame und Marken zupflasterten. Schlimmer geht es eh nicht mehr… Also, die FAZ: „Product Placement. Ich sehe was, was du nicht sehen sollst“.

Wenn bei „Germany’s Next Topmodel“ der McFit-Fitnesstrainer zu Besuch kommt und die Kandidatinnen am Yogurette-Fotoshooting teilnehmen oder sich von den Marketingspezialisten des Handyherstellers Sony Ericsson beurteilen lassen, dann glaubt auch bloß Pro Sieben, dass das noch etwas mit dem Programm zu tun hat. Eigentlich ist Heidi Klums Modelsuche eine clevere Verlängerung der Werbezeit – und wird sich vom kommenden Jahr an noch besser vermarkten lassen. Denn dann ist vieles von dem, was sich der Sender bisher getraut hat, ohne die Vorgaben der Landesmedienanstalten allzu ernst zu nehmen, gesetzlich erlaubt. (…)

(…) Dabei passt sich die Politik mit der Neuregelung nur den derzeitigen Verhältnissen an. Schon jetzt sind viele Programme so mit Werbung durchsetzt, dass viele Zuschauer keinen Unterschied bemerken werden. Vor allem die Sender der Pro Sieben Sat.1-Gruppe biegen sich seit Jahren die Regeln nach den eigenen Vermarktungszielen zurecht. (…)

(…) Dass die partielle Öffnung für Werbung im Programm genauso gut dazu führen kann, dass künftig noch mehr Shows entstehen, die inhaltlich den Wünschen der werbenden Unternehmen entsprechen, spielt in der Debatte bisher keine Rolle. Das Problem am Product Placement sind nicht die Cornflakes. Es ist das Signal an die Sender, sich im Zweifel für ein Programm zu entscheiden, das sich am ehesten eignet, um Markenbotschaften zu transportieren. (…)

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Jun
04
2009
1

European Advertising Agency

Die Subversiv Messe, die vor zwei Wochen in Linz stattfand, hat so einige schöne Projekte gezeitigt, beispielsweise diesen seriös wirkenden, aber doch satirisch gemeinten „Informationsfilm“ European Advertising Agency, in dem es um die endlich stärkere Verbreitung von Werbung geht, der bisher viel zu enge Fesseln auferlegt sind, denn schließlich existieren skandalöser Weise immer noch Bereiche im Leben eines Menschen, die nicht komplett von Reklame und Kaufpropaganda ausgefüllt sind!

Im Zentrum des Projekts EUAA stehen inszenierte Vorgänge rund um eine fiktive Agentur der Europäischen Union, die sich um die Organisation und Durchführung einer europaweiten Werbeliberalisierung kümmert. Am stärksten polarisiert bei dieser Reform die “Aufwertung” der Euro-Banknoten zu Werbeflächen. Das Herzstück des Projekts ist das Promotion-Video der European Advertising Agency, eine fiktive, dystopische Belangsendung der Europäischen Union, in der diese werbepolitische Entwicklung vorgestellt und beworben wird. Das Promotion Video gibt vor, ein hochoffizieller und dementsprechend teurer Werbefilm der EU zu sein, und soll Europas Bürger auf die kommenden Umstellungen vorbereiten. Im Verlauf der halbstündigen Sendung werden die Interviews immer unkonventioneller, die Antworten immer gewagter. Die Sendung driftet langsam von einer seriösen, hochpolitischen Belangsendung in Richtung Polit- und Mediensatire ab, und endet in einem furiosen Finale. Ein Bruch, der sich schleichend und unmerklich auf inhaltlicher Ebene abspielt, und gegen Ende auch visuell erfahrbar wird (der Präsident der EUAA lässt sich vor laufenden Kameras das Logo eines Getränkeherstellers tätowieren), trennt den authentischen Anfangsteil der Sendung vom satirisch-zynischen Ende, und hinterlässt beim Zuseher einen fahlen Nachgeschmack. Die Arbeit sieht sich als Diskussionsansatz, soll stark polarisieren, selbst aber nur andeutungsweise Stellung beziehen. Hinterfragung der Grundsätze „Wirtschaftswachstum um jeden Preis“, Problematisierung der Pole Geld und Moral, die kritische Auseinandersetzung mit der Macht des Kapitals (welcher zuerst die EU erliegt, später auch noch der Präsident der EUAA) und Ironisierung werbewirtschaftlicher Tabubereiche sind die inhaltlichen Schwerpunkte.

The European Advertising Agency – Promotion Video from G2Film on Vimeo.

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Apr
06
2009
11

Wie „öko“ ist Öko-Test?

natur-oekotestVor einigen Wochen stach mir im Zeitschriftenladen die damals aktuelle Ausgabe vom Öko-Test ins Auge – ich ärgerte mich, dass sie die Discounter als Titelthema hatten und untersuchten, wo man denn dort am besten halbwegs gute Lebensmittel erwerben könne. Bekanntlich halte ich gar nichts von Discountern und denke, dass man dieses Geschäftsmodell nicht noch weiter pushen und fördern sollte oder ihnen gar durch solche Berichte noch eine Art „Öko-Siegel“ verpassen muss. Die langfristig negativen Folgen dieses Trends auch für den biologischen Anbau werden wir alle noch mitbekommen, sobald das Angebot größer geworden ist und der übliche Ausbeutungs- und Preisdruck-Mechanismus, der hinter dem Discounter-Prinzip steht, auch hier zu greifen beginnt. Das EU-Biosiegel ist ja nun bekanntlich ohnehin nicht die allerschärfste Verordnung und lässt auch gewisse Pestizidmengen etc. zu. Man betrachte dazu auch die Ausführungen auf Naturkostwiki, die klar machen, dass die Aufweichung des Biostandards dieses Jahr voran schreitet – und man darf vermuten, dass der wachsende Erfolg der Biowaren bei Discountern und Supermärkten diese Entwicklung gefördert hat und noch weiter verwässern wird:

Damit soll es ab 2009 vorbei sein. Das deutsche Bio-Siegel wird dann von einem neuen staatlichen EU-Logo abgelöst, das ganz anders als das bisherige Sechseck aussieht. Diese Neuerung geht mit einer Neufassung der EU-Öko-Verordnung einher, die im Dezember 2006 beschlossen wurde. Die Neufassung wird von den Anbauverbänden heftig kritisiert, weil sie bisherige Öko-Standards zugunsten des internationalen Handels verwässert und staatliche Kontrollen weniger streng fasst. Die Neufassung sei ein Rückschritt und biete weniger Verbrauchersicherheit, sagen Sprecher der Anbauverbände.

(…) Die bisherige Verordnung unterband klar jede Form von missbräuchlicher und irreführender Produktkennzeichnung mit dem Begriff “Bio”. Der jetzige Verordnungsentwurf gibt diese Klarheit und damit auch die durch Rechtsurteile untermauerte Sicherheit auf.

(…) Die Verwendung des EU-Bio-Logos wird ab 2009 verpflichtend für alle Bio-Produkte vorgeschrieben. Damit verliert das mit hohem Aufwand eingeführte, sich auf nahezu allen Produkten befindliche und beim Verbraucher bestens bekannte deutsche Bio-Siegel seine Bedeutung – zumal es künftig für einen niedrigeren als den heutigen Qualitätsstandard stehen würde.

Von daher stellte ich mir schon die Frage, wie „öko“ Öko-Test denn eigentlich ist. Mit diesen Gedanken bin ich tatsächlich auch nicht allein, denn im neuem Heft der Zeitschrift Natur fragt man sich ebenfalls: „Öko-Test mangelhaft?“ (Download des gesamten Artikels als pdf). Und fördert Erstaunliches zu Tage, das um so verwunderlicher ist, wenn man bedenkt, dass eine gute Bewertung von Öko-Test für viele Menschen einem Biosiegel o.ä. nahe kommt – was jedoch nicht den Tatsachen entspricht.

(…) um so mehr, als Öko-Test gar kein Bio-Siegel ist. Die Auszeichnung ziert nämlich nicht nur Bio-Lebensmittel, sondern auch konventionelle Produkte: Instantkaffee genauso wie tiefgefrorenes “Leipziger Allerlei”, Hähnchen-Curry wie Fruchtjoghurt, Rostbratwürstchen wie Nuss-Nougat-Creme. Ökologisch angebaute Zutaten: Glückssache. Artgerechte Tierhaltung: oftmals Fehlanzeige.

Doch der Käufer, der den “Öko-Test sehr gut”-Aufdruck auf der Verpackung eines konventionellen Produkts sieht, wird kaum die Hintergründe der Produktion hinterfragen. Etwa bei Masthähnchen, die in konventioneller Zucht intensiver gemästet werden als alle anderen Tiere. In riesigen Betonhallen vegetieren pro Quadratmeter 20 bis 25 Hähnchen, die spätestens nach 35 Tagen am Schlachtband hängen. Gefüttert wird vielfach mit Soja-Schrot, das oft aus Südamerika stammt und zur Zerstörung des Regenwalds beiträgt.

(…) All dies wird durch das Öko-Test-Siegel mit “sehr gut” faktisch legitimiert – weil die Haltung der Tiere und die Herkunft der Futtermittel weitgehend unberücksichtigt bleiben und vorrangig die An- oder Abwesenheit von einzelnen Schadstoffen bewertet wird. (…)

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Nov
13
2008
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Filz & Subventionen & Atomkraft

Drei aktuelle Aufreger zum Abend habe ich noch – in den Tagesthemen gab es gestern Nacht einen kleinen Bericht über „Verbindungen zwischen Politik und Banken – Filz in der Finanzwelt”, in dem u.a. auch Tony Blair und Ottmar Issing „verarztet” werden.

Die Verflechtungen zwischen Politik und Banken sind eng. US-Finanzminister Paulson war einst Chef der Investmentbank Goldman Sachs. Spitzenpolitiker nehmen umgekehrt Vorstandsposten bei Finanzkonzernen an. Die Rufe nach zeitlichen Sperren für solche Wechsel werden lauter.

Den kurzen Filmbeitrag könnt Ihr Euch HIER anschauen.

Eine nicht minder skandalöse Geschichte kommt derzeit aus den USA: tatsächlich soll der Großkonzern General Electric nun auch Milliardenbürgschaften vom Staat erhalten, weil das Unternehmen auch die Finanzsparte GE Capital beherbergt. Absolut unfassbar – so werden marode Firmen (wie hierzulande die Autoindustrie) vom Staat mal eben en passant vor dem Absturz gerettet, und dabei wird doch immer behauptet, dass wir in einer „freien Marktwirtschaft” leben… Natürlich ist diese Staatshilfe so etwas wie eine verkappte Subvention für General Electric, die nun für die kommenden Wirtschaftsstürme besser gerüstet erscheinen als die nichtamerikanische Konkurrenz. Protektionismus statt freiem Handel, dieses Prinzip gilt sowieso in den Industrieländern, solange es um die eigenen Unternehmen geht. Vom Rest der Welt wird natürlich der komplette Abbau aller Handelshemmnisse und Subventionen gefordert.

Mehr dazu bei MMNews: „Hilfsaktion für General Electric”. In den Kommentaren findet sich auch der gute Hinweis, dass doch einfach jedes Unternehmen in eine Bank umgewandelt werden solle, weil dann niemand mehr Pleite gehen könne – der Staat (= wir alle) springt ja im Notfall ein.

Und auch das noch – die EU erwägt, die generellen Laufzeiten für AKW auf 60 Jahre zu verlängern! Dass versucht wird, so etwas schnell in trockene Tücher zu bringen, während die Menschen durch Wirtschafts- & Finanzkrise abgelenkt sind und mit anderen Probleme zu kämpfen haben, ist sicherlich reiner Zufall…

Im Entwurf ihrer Energiestrategie, der der “Financial Times Deutschland” (FTD) vorliegt, fordert die Behörde eine allgemeine Laufzeit von 60 Jahren für Kernkraftwerke. Zum Vergleich, in Deutschland hatten die Stromkonzerne im Jahr 2000 mit der rot-grünen Regierung vereinbart, die Meiler 32 Jahre nach ihrem Bau abzuschalten.

Mit ihrem Papier provoziert die Kommission in Deutschland neuen Streit. Schwarz-rot hält laut Koalitionsvertrag am Atomausstieg bis 2021 fest. Die SPD will diese Politik fortführen, während die Unionsparteien sagen, dass sich die Klimaziele ohne Atomkraft kaum erreichen ließen. CDU und CSU wollen den Ausstiegsbeschluss deshalb in einer neuen Bundesregierung kippen, so die FTD.

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Okt
26
2008
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Worst EU Lobbying Awards 2008

Gerade eben wurde ich im „Uns gehört die Welt!”-Blog auf dies Aktion „Worst EU Lobbying Awards 2008” aufmerksam gemacht, der von  Corporate Europe Observatory, Friends of the Earth Europe, LobbyControl und Spinwatch organisiert wird und dubiose Lobbying-Praktiken in der EU (zum Vorteile bestimmter Interessensgruppen und zum Nachteil der meisten Bürger) anprangert.

Für den Worst EU Lobbying Award stehen folgende Kandidaten zur Wahl:

  • Die Agrosprit-Lobby – nominiert für ihre irreführenden Kampagnen, Agrotreibstoffe „grün“ zu färben
  • Die European Alliance for Access to Safe Medicine (EAASM) – nominiert, weil sie die Beteiligung großer Pharmakonzerne in ihren Kampagnen verschweigt
  • Das European Business and Parliament Scheme – nominiert dafür, dass sie Lobbyarbeit aus ihren Büros im Parlamentsgebäude betreiben
  • Die Brüsseler Lobby- und PR-Agenturen Gplus und Aspect Consulting – nomiert für ihre Rolle als Verbreiter von Kriegspropaganda im jüngsten Konflikt zwischen Russland und Georgien.
  • Die International Air Transport Association (IATA) – nominiert für ihre irreführende Lobby-Kampagne mit dem Ziel, Vorschriften zur CO2-Reduzierung im Luftfahrtsektor zu vermeiden

Abstimmen könnt Ihr bis zum 30.11.2008 HIER.

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