Aug
19
2009
3

Weise Worte (14)

Wir leben in einer Konsumgesellschaft. Kaufen und Verkau­fen stehen unter dem Motto „caveat emptor“ („Kunde, sieh dich vor!“). Ganz gleich, was wir kaufen oder verkaufen, wir sind fest ver­wurzelt in der Lüge. Schließlich bedeuten Vermarktung und Werbung nichts anderes, als Dinge durch Lügen zu verkaufen. Auch uns selbst verkaufen wir durch Lügen.

Zeitungen und Fernsehen leben vom Verkaufen (durch Lügen). Ge­setze gegen unlautere Werbung beziehen sich nur auf den Text und ha­ben kaum Einfluss auf den Lügengehalt von Bildern und Auslassungen. Wir erwarten von der Werbesendung ebenso wenig die Wahrheit, wie von den Sendungen dazwischen, seien dies Nachrichten oder politische Reden. Wir wissen, dass wir von Lügen umringt sind, aber wir wissen nicht, was wir dagegen tun können.

Als zivilisierte Erwachsene sind wir gänzlich darauf eingerichtet, zu lügen und die Lügen anderer hinzuneh­men. So betrachtet ist es gar kein Wunder, dass die Menschen die Lügen ihrer gewählten Vertreter genauso wie die der Werbung und der Massenmedien ein­fach passiv hinnehmen: Von früher Jugend an wurden sie unermüdlich in dieser Haltung trainiert­.

Claude Steiner, „Wie man Lebenspläne verändert“, 1998/2009

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Apr
22
2009
1

Weise Worte (7)

Dieselben Mechanismen, die zum Rauschmittelmissbrauch führen können, sind auch bei einer anderen Variante der Abhängigkeit im Spiel, die ich hier „Konsumismus“ nennen möchte. Kaufen ist zunächst angenehm, ist es doch so schön, ein neues Auto zu haben, eine neue Waschmaschine oder neue Kleidung. Ähnlich wie Drogen führt auch Kaufen schnell und leicht zu einem angenehmen Gefühl, weshalb manche Menschen vom Kaufen genau so abhängig sind wie andere von Drogen: Sie veranstalten wahre „Konsumorgien“ und empfinden einen „Schmacht“ nach Konsum wie der Alkoholiker nach Alkohol. Was für den Alkoholiker der Kater am nächsten Morgen ist, ist für den Konsum-Abhängigen die finanzielle Pleite, die seinen Exzessen regelmäßig folgt. So wird er zum Sklaven in einem Teufelskreis von Konsum und Bankrott.

Unglücklicherweise bedient sich die Wirtschaft unserer Lustlosigkeit. Rauschmittelgebrauch und Konsumismus werden durch die Massenmedien angeheizt und viele Menschen verdienen gerade daran, dass eine lustlose Bevölkerung ihr Geld für Drogen und Konsumartikel ohne echten Gebrauchswert ausgibt. Denken wir nur an das Jammer- und Protestgeschrei unserer Tabakbauern bei einer drohender Senkung des Zigarettenkonsums und uns wird schnell deutlich, in welchem Maße die Wirtschaft unseres Landes von der Lustlosigkeit der Bevölkerung abhängt. Das ist ein Teufelskreis! Millionen wahnsinniger „Konsumisten“ hasten mit Wohnmobilen, Geländewagen und geländegängigen Motorrädern unzählige Meilen durch unser Land, zerstören die Landschaft, vergeuden Energie, verpesten die Luft und suchen den Gefühlskitzel, den sie viel eher finden könnten, wenn sie anhielten und ihr Selbst mit sich und ihrer Umwelt kommunizieren ließen.

Das Wirtschaftswachstum, auf das wir Amerikaner so stolz sind, beruht auf einer Wahnsinnsspirale von Verdienen, Ausgeben, Produzieren, Verkaufen und Energie verbrauchen, die uns in jeder Hinsicht unserer eigenen Grundlagen beraubt. Wir sitzen mitten auf der Schutthalde unseres Bruttosozialproduktes und lechzen nach süßen Düften, sauberer Luft, Freiraum, Sonnenschein und „gutem Leben“.

Claude Steiner, „Wie man Lebenspläne verändert“, 1998

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