Jan
02
2012
15

Lesetipps: Zwangsbeschallung | Deutschland wird amerikanischer | Lernatlas | Gier nach Soja | Kopp

Also erst einmal ein frohes neues Jahr all meinen Lesern – ich hoffe, Ihr seid gut in 2012 gelandet. Relativ unspektakulär möchte ich das Jahr mit einigen Lesetipps beginnen, die mir in der letzten Zeit ins Auge stachen. Beispielsweise der Artikel „Deutschland wird immer amerikanischer“ aus dem Spiegel. Nein, es geht nicht um die weitere Ausbreitung amerikanischer Filme und Serien oder anderer Produkte und Konsummuster – die ist ja schon so weit vorangeschritten, das man sie nicht mehr gesondert kommentieren muss. Autor David Böcking bezieht sich hier eher darauf, dass die soziale Ungleichheit ganz nach US-amerikanischem „Vorbild“ auch hierzulande immer stärker zunimmt:

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Jun
16
2009
2

Arbeit…

Da mir momentan die Arbeit am Blog ein wenig schwer fällt, dachte ich mir, dass es passend sein könnte, das neulich im Zeit-Artikel „Wir könnten auch anders“ schon einmal angesprochene Thema der Überhöhung des Status der Erwerbsarbeit in unserer Gesellschaft nochmal aufzugreifen. Anlass dafür ist aktuell der sehr gute Beitrag „Arbeitsplätze erhalten – warum eigentlich?“ von Claudia Klinger in ihrem digital diary, in dem sie sich fragt, wie es eigentlich kommt, dass die Politik ihr Trachten nur noch nach der Maximierung der Arbeitnehmerzahlen ausrichtet, sei die Arbeit auch noch so sinnlos und unbefriedigend.

“Der schönste Platz ist der Arbeitsplatz” – ich hab’ vergessen, welcher SPD-Politiker diesen abgründigen Spruch verzapft hat, doch steht er aus meiner Sicht für eine leider sehr verbreitete Geisteskrankheit, die den Menschen allein nach seiner Produktivität im kommerziellen Erwerbsleben bewertet. Und dabei machen (fast) alle mit, speziell auch alle, die sich das “Soziale” auf die Fahnen schreiben. Wie um Himmels Willen soll da das nötige Downsizing in Sachen Energie und Ressourcenverbrauch geschehen, wenn alle so furchtbar gerne arbeiten – und sei es als der sprichwörtliche Heizer auf der E-Lok?

(…) Schon in den 70gern, als ich als Gymnasiastin und dann als Studentin meine Job-Erfahrungen in der Arbeitswelt machte, wusste ich: DAS will ich nicht! Fast überall traf ich auf Menschen, die sich für ihre Arbeit kaum bis gar nicht interessierten, die da ihre Stunden möglichst früh am Tag hinter sich brachten und in deren täglichem Smalltalk vor allem vom Urlaub, vom baldigen Wochenende und von dem, was man sich alles kaufen wird, die Rede war. Es herrschte eine Langeweile in diesen Behörden und Großunternehmen, dass ich fast Ausschlag vor innerer Ablehnung bekam und mich immer wieder fragte: Warum machen die das so mit, noch dazu “lebenslänglich”?

Mittlerweile hat der Stress die Langeweile in der Arbeitswelt abgelöst, es gibt eine Menge “Arbeitsplätze”, von denen man nicht mal mehr leben kann – aber die Grundhaltung hat sich nicht etwa verändert: Nur ein Arbeitnehmer gilt als nützliches Mitglied der Gesellschaft. Und wer da raus zu fallen droht, fürchtet quasi den Abstieg in die Hölle. Kein Wunder, wenn alle so denken!

Passend dazu rechnen sich die jeweiligen Bundesregierungen schon seit jeher die Arbeitslosenzahlen schön, damit ihre Regierungsarbeit in dem entsprechenden hellen Licht der „Arbeits-Gesellschaft“ (wie die ZEIT die deutsche Gesellschaft titulierte) erstrahlen. Über diese geschönten Statistiken gab es schon viele Beiträge in den einschlägigen Blogs und Foren (z.B. bei Querschüsse), aber unlängst brachte das ARD-Magazin Panorama auch diesen ganz aktuellen Beitrag „5,2 Mio Arbeitslose in Deutschland – Ministerium fälscht Statistiken, der zeigt, wie dort verfahren wird, um der Öffentlichkeit einen Aufschwung vorzugaukeln. Erschreckender Weise machen die meisten Medien bei diesem Spiel einfach mit – selbst so vermeintlich seriöse Sendungen wie die Tagesschau vermelden die „offiziellen Zahlen“ ja als de facto Wahrheit.

In Zeiten von Wirtschaftskrise und Wahlkampf gibt es kaum Wichtigeres als die neuen Arbeitsmarktzahlen. Und bei der Verkündung der neuen Arbeitslosenstatistik konnte die Regierung einen Erfolg feiern. Weniger Arbeitslose – trotz Krise.

Doch dahinter steckt auch ein statistischer Kniff. Denn weniger Arbeitslose, das heißt noch lange nicht, dass mehr Bürger einen Job haben. Tatsächlich hat sich die Zahl der Menschen in Lohn und Brot kaum verändert. Die Regierung hat lediglich die Zählweise geändert, rechnet immer mehr Arbeitslose aus der Statistik heraus. Ein Arbeitsloser weniger ist etwa Wolfgang K. Die Arbeitsagentur hatte ihn zu einem privaten Arbeitsvermittler geschickt. Das reichte aus, um ihn aus der Hauptsumme der Arbeitslosen herauszurechnen, ohne dass er einen Job oder eine Ausbildung bekommen hat. Alle zwei Wochen hat er jetzt einen Termin beim privaten Vermittler.

Schon seit Jahren hat die Arbeitslosenstatistik immer weniger Aussagekraft. Panorama zeigt, welche Tricks sich die Regierung vor der heißen Phase des Bundestagswahlkampfes hat einfallen lassen.

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